Verhaltenstherapie oder tiefenfundierte Psychotherapie?
Ich muss heute bei einer Therapeutin (sie macht tiefenfundierte Psychotherapie), bei der ich gestern war, anrufen, ob ich zu ihr oder zu einem anderen Therapeuten gehen soll, der Verhaltenstherapie macht. Ich habe bei der Therapeutin drei Sitzungen gehabt, beim Therapeuten habe ich erst am 04.03. eine erneute (und die 3.) (Probe)Sitzung.
Vom Psychiater wurde mir aufgrund von einer Angststörung Verhaltenstherapie empfohlen, aber die Therapeutin meinte zu mir, dass beides eigentlich angemessen wäre. Ich will vor allem auch selbstbewusster und selbstständiger werden, weil ich von meinen Eltern oft überbehütet werde (bin jetzt 21) und meistens mit meiner Schwester irgendwo hin gehe, also praktisch nie alleine bin. Entscheidungen fallen mir auch extrem schwer, so zB auch jetzt das mit den verschiedenen Therapieformen. Ich muss immer erst andere fragen, was sie davon halten.
Ich finde auch beide Therapeuten ganz nett, nur habe ich das Gefühl, eine Frau finde ich als Frau eigentlich besser. Aber dann kommt wieder die Sache dazu, dass ich mir gerne auch selber helfen möchte und da die geeigneten Mittel für in der Verhaltenstherapie gezeigt und angeleitet werden würde und der generelle Aufbau strukturierter ist.
Hat jemand eine oder sogar beide der Therapieformen gemacht?
3 Antworten
Ja, ich habe beide Therapieformen gemacht. Aber was ich hier schreibe, sind nur meine Erfahrungen, die keineswegs 1:1 auf dich übertragbar sein müssen. Das sei vorausgeschickt.
Nach meiner Erfahrung bringt eine Verhaltenstherapie nur eine Symptomverschiebung, weil am ursächlichem Problem nichts geändert wird. Einem Symptom, z. B. einer Angststörung, liegt eine psychische Ursache zugrunde, die bei einer Verhaltenstherapie meistens nicht aufgedeckt und nicht bearbeitet wird. Das bisherige Symptom verschwindet durch die Lernerfahrungen der Verhaltenstherapie zwar, aber weil die Ursache weiterhin besteht, zeigen sich in anderen Lebensbereichen neue Probleme. Soweit meine Erfahrung. Und dass Verhaltenstherapie Symptomverschiebung ist, hatte mir auch mal ein Psychotherapeut gesagt.
Grundsätzlich ist der Erfolg einer Therapie von einigen Faktoren abhängig, die von Patienten meistens nicht beachtet werden. (Mir ging es genauso, deshalb habe ich viele Lebensjahre mit sinnlosen, z. T. schädlichen, Therapien verbracht.)
- von der Kontaktfähigkeit und der Empathie des Therapeuten
- bei Traumapatienten braucht der Therapeut das Wissen aus einer speziellen Zusatzausbildung
- von einer aktiven Mitarbeit des Patienten
Wichtig zu wissen ist, dass sich Kontakt- und Empathiefähigkeit NICHT durch Aneignung von Wissen entwickelt!
... dass ich mir gerne auch selber helfen möchte
Das ist sehr gut! Nur was du dann dazu schriebst, klingt wie "aus dem Kopf". Mit dem Verstand kannst du emotionale Probleme nicht therapieren. Dafür braucht es andere Qualitäten. Achte bei der Wahl des Therapeuten darauf wieviel Achtsamkeit und Herzlichkeit du bei ihr wahrnimmst.
Ohne weiteren Kommentar verlinke ich dir hier noch etwas. Entweder du fühlst dich davon angesprochen oder nicht.
- Stress und Ängste besiegen | Grundlagen der Achtsamkeit (Teil 1)
- Innere Unruhe und Druck auflösen | Grundlagen der Achtsamkeit (Teil 2)
- davon gibt's auch noch Teil 3 und Teil 4. Alles Gute!
Wahrscheinlich ist es für dich wichtiger, zu einer Therapeutin erstmal zu gehen…
Nach Deiner ausführlichen Beschreibung Deiner Lage hast Du sicher Recht : Eine Therapeutin scheint für Dich richtiger zu sein !