Zwangsgedanken behandeln?

2 Antworten

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Zur Behandlung von Zwangsstörungen (also Zwangsgedanken und/oder -handlungen im medizinischen Sinne) gibt es vor allem zwei schulmedizinisch anerkannte Methoden.

Die erste hast du bereits erwähnt. Es handelt sich dabei um eine Psychotherapie welche meist in Form einer Verhaltenstherapie statt findet. Grundlegend ist die These, dass sich gewisse psychische Erkrankungen "abtrainieren" lassen. Krankhafte Verhaltensweisen, Gedanken und Emotionen sind im bildlich gesprochen (fehlerhafte) Verknüpfungen von Hirnbahnen. Wenn man andere gesunde Gehirnbahnen trainiert und die krankhaften immer seltener braucht gehen auch die Symptome zurück. Eine Verhaltenstherapie ist ein sehr effektives Verfahren, welches jedoch oftmals Monate wenn nicht sogar Jahre benötigt bis es wirkt.

Bei stark ausgeprägten Zwangsstörungen können auch Medikamente verschrieben werden. Dazu sind Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI fast alternativlos. Am häufigsten zur Therapie von Zwangsstörungen werden Sertralin und Fluoxetin eingesetzt. Zugelassen sind aber auch Paroxetin, Escitalopram und ferner Fluvoxamin. Hier eine Übersicht mit Detailinformationen. Unter "Indikation" findest du die ensprechenden Behandlungszulassungen (in deinem Falle Zwangsstörung).

Antidepressive müssen täglich konsumiert werden. Eine zwangslösende Wirkung ergibt sich erst nach 6-8 Wochen. Bis sie voll ausgeprägt ist kann es gut und gerne auch 12 Wochen dauern... nach dem erreichen der Zieldosis vesteht sich. Das Problem ist, dass Antidepressiva vor allem zu Beginn der Therapie zahlreiche Nebenwirkungen haben können. Die meisten von ihnen verschwinden nach einigen Wochen wieder, wenn sich der Körper bzw. das Gehirn an das Medikament gewöhnt hat. Wenige (wie z.B. sexuelle Funktionsstörungen) können für die Dauer der gesamten Behandlungsphase bestehen bleiben... falls man von ihnen betroffen ist. Dabei können Antidepressiva nicht heilen. Sie unterdrücken im Idealfall einfach die Krankheitssymptome (was schon mal nen Segen ist).

Deine erste Ansprechperson ist ein Hausarzt. Dieser könnte dir theoretisch Antidepressiva verschreiben aber keine Psychotherapie durchführen. Am besten du lässt dich von ihm an einen Facharzt für Psychiatrie (Psychiater) überweisen. Auch dieser kann dir Medikamente verschreiben. Psychologen hingegen sind eher auf Psychotherapien spezialisiert. Sie dürfen keine Arzeimittel verordnen.

TeotoreBagwell 
Fragesteller
 28.03.2021, 12:18

Vielen Dank für die aufklärende Antwort🙏🏻.

Der erste Ansprechpartner wäre dein Hausarzt.

Es gibt Medikamente die eine Therapie unterstützen. Aber eine Heilung rein mit Medikamenten wird es nicht geben.