Welche Mondphasen sind günstig für das Einsetzen einer Herzklappe über Herzkatheter?

Hallo SaBinder,

im Volksmund kursieren sehr viele Mythen über die Macht des Vollmondes. Nur wenige entstammen tatsächlich der traditionellen Überlieferung. Die weitaus meisten werden durch geschäftstüchtige Anbieter von Horoskopen oder Mondkalendern am Leben gehalten oder wurden überhaupt erst durch diese ins Leben gerufen.

Man muss hier klar sagen, dass diese Mythen über die Einflüsse des Mondes oder der Mondphasen auf uns in keiner Weise auf irgendwelchen Beobachtungsdaten beruhen, sondern ins Reich der modernen Legenden gehören.

An dieser Stelle sollte man nicht dem vertrauen, was man oft hört oder in Zeitschriften liest. Ein Reporter will nicht primär den wissenschaftlich korrekten Sachverhalt schildern, er will eine gute Story - und "es war Vollmond und nichts geschah" ist keine gute Story, weil langweilig. Bei der Frage, ob es bei verschiedenen Mondphasen unterschiedlich viele Komplikationen bei Operationen gibt, sollte man einen wissenschaftlichen Blick in die Operationsdaten werfen und eine gute Statistik dazu machen.

Und genau das ist in zahlreichen Studien gemacht worden.

Eine große Studie war zum Beispiel 2009 die Studie von Kuehnl und Herzog. ("The dark side of the moon: Impact of moon phases on long-term survival, mortality and morbidity of surgery for lung cancer").

In der Studie wurden 2411 Operationen an Lungenkrebspatienten aus einem Zeitraum von 30 Jahren ausgewertet. Für die Studie wurden Komplikationen während den Operationen, Komplikationen nach den Operationen und langfristige Daten wie Sterbe-, Rückfall- und Überlebensraten ausgewertet

Weder die Komplikationsraten während der Operationen noch die Komplikationsraten nach den Operationen wurden signifikant von den Mondphasen beeinflusst. Auch die langfristige Überlebensrate war vom Mondzyklus nicht signifikant beeinflusst.

Zu demselben Ergebnis kam schon die noch größere Studie von Smolle aus dem Jahr 1999: Insgesamt 14 970 operative Eingriffe an der Universitätsklinik Graz wurden hier untersucht.

Es zeigte sich, dass weder mit zu- oder abnehmendem Mond noch mit Vollmond eine signifikante Erhöhung der letalen Komplikationen auftrat und dass sich nicht einmal eine Tendenz in die behauptete Richtung abzeichnete.

Ergänzend wurden die postoperativen Verläufe von 600 Patienten mit Operationen der Lungen hinsichtlich aller postoperativen Komplikationen detailliert untersucht.

Wiederum zeigte sich kein Zusammenhang mit den Mondphasen.

Die Schlußfolgerungen der Autoren lautet folgerichtig:

"Unsere Untersuchungen weisen darauf hin, dass die behaupteten Zusammenhänge zwischen Mondphasen und Operationskomplikationen durch Beobachtung nicht bestätigt werden können und damit als Aberglaube zu betrachten sind."

Es gibt über 30 solche Arbeiten zum Thema. Alle Studien zeigen: Es ist völlig belanglos, in welcher Mondphase man sich operieren lässt. Niemand muss Angst haben oder den Termin verschieben, wenn er bei Vollmond oder einer anderen Mondphase operiert werden soll.

http://www.br.de/themen/wissen/mond-vollmond-mythen100.html

Auch die in Zusammenhang mit diesen Mondmythen behaupteten starken Wirkungen der Gezeitenkräfte des Mondes auf uns sind Unsinn. ("Der Mond verursacht doch Ebbe und Flut - da soll er keinen Einfluss auf uns haben?") Die Gezeitenkraft ist der Unterschied der Schwerkraft zu beiden Enden eines Körpers. Nun ist unser Körper mit rund 2 Metern aber deutlich kleiner als der Erdball mit über 12 000 km zwischen dem mondnächsten und mondfernsten Punkt. Die Gezeitenkraft des Mondes auf uns ist also erheblich kleiner als auf die Weltmeere - was man leicht daran erkennt, dass in einer mit uns vergleichbar großen Badewanne keine Ebbe und Flut beobachtet werden kann. Bereits in erheblich größeren Seen tritt kein Effekt mehr auf.

Und auch die verbreitete Vorstellung, der Vollmond hätte eine größere Anziehungskraft, ist schlichtweg falsch. Die Anziehungskraft des Mondes variiert leicht mit seinem aktuellen Abstand von der Erde (er befindet sich ja auf einer elliptischen Umlaufbahn), den erdnächste Punkt durchläuft der Mond aber bei jedem Umlauf bei einer anderen Mondphase, weil die Periode zwischen Vollmond zu Vollmond eine andere ist als zwischen zwei Durchläufen des erdnächsten Bahnpunktes.

SaBinder, bitte mache Dir keine unnötigen Sorgen wegen der Mondphase, wenn Dein Sohn operiert werden muss. Die Ärzte geben bei jeder Mondphase ihr bestes und der Mond selbst hat keinen Einfluss auf die Operation. Du hast Deiner Schilderung nach wirklich Sorgen genug; da braucht man sich nicht auch noch von einem alten Aberglauben fertig machen zu lassen. Und von Seiten des Mondes gibt es nun wirklich Entwarnung.

Viele Grüße und alles Gute für die OP

die einzige, wissenschaftlich nachgewiesene wirkung vom vollmond (und einigen tagen vorher) ist eine signifikante zunahme von sog. REM-schlafphasen bei sehr vielen menschen, verbunden immer mit heftigen träumen.

alles andere, auch angebliche zunahme von geburten, ist humbug und entbehrt jeder grundlage. im tierreich gibt es einige phänomene im zusammenhang mit vollmond, die aber hauptsächlich mit dem licht sowie der dann stärkeren gravitationswirkung (spring- und nipptide) zu tun haben.

allerdings sollte in diesem fall der reine angstfaktor, das doch etwas dran sein könnte, und der damit schädlichen streß auslösen kann oder wird, von einem klugen operateur mit berücksichtigt werden.

Die Mondphasen haben keinerlei Einfluss auf Operationen oder sonst irgendwas. Sie sind einfach nur eine Folge des sich ändernden Beleuchtungswinkels des Mondes.

Oh mein Gott. Warum glauben immer noch so viele Leute an so einen Blödsinn. Der Mond hat keinerlei Einfluss auf OP-Termine oder deren Erfolge bzw. Misserfolge.