Kopfweh ständig bei abnehmendem Mond

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Hallo bambus01,

das hat mit Sicherheit andere Ursachen.

Dem Mond werden hartnäckig alle möglichen Einflüsse auf den Menschen nachgesagt. Er soll uns, wenn Vollmond ist, den Schlaf rauben, es sollen dann mehr Kinder geboren werden, mehr Operationskomplikationen auftreten und mehr Unfälle passieren. Alle diese vermuteten Zusammenhänge wurden in großen Studien untersucht. Und in allen Fällen ergab sich eindeutig: Ein Zusammenhang zu den Mondphasen existiert in allen Beispielen nicht.

Wohlgemerkt: Eine solche Studie zählt einfach nur, wie oft sich etwas bei welcher Mondphase ereignet. Sie testet also ganz ohne die Frage aufzuwerfen, wie denn der Mond solche Einflüsse ausüben würde - wenn er es denn täte. Was man aber findet, ist dass alle genannten Ereignisse bei allen Mondphasen einfach gleich häufig vorkommen, wenn man genau nachzählt und mitschreibt.

Und das, obwohl rund ein Viertel der Menschen z.B. steif und fest behauptet, sie schlafe bei Vollmond schlechter. Und das, obwohl viele Hebammen erzählen, bei Vollmond würden mehr Kinder geboren. Von daher: Ja, es ist also ganz normal, dass Du den Eindruck hast, Deine Kopfschmerzen könnten an die Mondphase gekoppelt sein. Solche Eindrücke - dass bestimmte Ereignisse bei bestimmten Mondphasen häufiger sind - teilst Du mit rund der Hälfte der Bevölkerung.

Dennoch ist der Mond unschuldig. Was da passiert, sind psychologische Effekte, die sich rein unbewusst abspielen und die tief in unserer Evolution und der Art und Weise, wie unser Gehirn seine Umgebung deutet, zu begründen sind.

Der Biologe spricht in diesem Zusammenhang von "Mustererkennung". Unser Gehirn hat im Laufe der Evolution gemerkt, dass es günstig ist, aus zeitlich aufeinander folgenden Ereignissen Kausalzusammenhänge zu vermuten.

Beispiel: Gras raschelt; kurz danach springt ein Tiger aus dem hohen Gras und greift an

Der Steinzeitmensch, der nun geschlossen hat, dass das Gras raschelte, weil da ein Tiger drin war, der ist in Zukunft weggelaufen, wenn das Gras raschelte. Deswegen stammen wir von dem ab. Und nicht von dem, der sitzen blieb. Das bedeutet aber, dass wir genau diese Art zu denken und Schlüsse zu ziehen geerbt haben. Unser Hirn kann gar nicht anders, als immer und überall auf Kausalzusammenhänge zu schließen. Doch müssen die nicht richtig sein. (Das Gras könnte auch mal geraschelt haben, weil es windig war...) Kurz: Mit der Fähigkeit zur "Mustererkennung" geht leider auch die Fähigkeit einher, sich zu irren - und Muster zu sehen, die nicht da sind.

Du kennst das z.B. von optischen Täuschungen. Man sieht Dinge, die nicht da sind. Denke z.B. an die Bilder aus der Brillenwerbung. Man setzt einem Wasserhahn eine Brille auf - und jeder sieht ein Gesicht. Ist keines da, nicht wahr? Und genauso geht es manchmal auch bei besonderen Ereignissen. Wir hätten gerne einen Grund für ihr Auftreten. Wir wüssten gerne, warum wir gerade heute Kopfweh haben. Oder schlecht schlafen. Oder einen Unfall hatten. Oder...

Wir fangen also an, die Umgebung nach verdächtigen Ursachen abzusuchen. Der Mond ist verdächtig, denn von den kursierenden Gerüchten haben wir alle schon gehört.

----- Fortsetzung folgt -----

Wegen der kursierenden Mythen ist uns schon einmal von außen eingeimpft, der Mond sei "verdächtig". Und jetzt greifen folgende tiefenpsychologischen Effekte:

1) Wir neigen dazu, Dinge eher zu bemerken, die unsere Überzeugungen bestätigen, als solche, die es nicht tun.

Bestätigung ist wie Lob: Dinge, die uns bestätigen dringen daher leichter ins Bewusstsein.

2) Daneben ist der Mensch von Natur aus gerne bequem.

Wir neigen dazu, uns mit einfachen Antworten zu begnügen und begründen unsere Entscheidungen daher oft mit der ersten zur Verfügung stehenden Erklärung. Das gilt besonders dann, wenn diese erste zur Verfügung stehende Erklärung zu unseren Erwartungen passt.

Der Mond bietet eine einfache Erklärung. Es hat eine beruhigende Wirkung auf uns, wenn wir eine Erklärung für Kopfschmerzen oder schlechten Schlaf haben; zudem eine Erklärung, die natürlicher und unpersönlicher ist als Stress, Sorgen, Krankheit,.... Es ist einfach ein angenehmes Gefühl, dass sich das Problem ohne eigenes Zutun in wenigen Nächten von selbst erledigt – man ist sofort beruhigter.

Dieses Suchen nach einer einfachen Erklärung geht sogar so weit, dass wir uns die Erklärung, ein merkwürdiges Ereignis wäre durch den Vollmond zu erklären, mitunter selbst anbieten, ohne überprüft zu haben, ob der Mond tatsächlich die richtige Phase hatte.

Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Geschichte des „vierten Spiels“: Das „Game Four“ der American Baseball World Series am 20. Oktober 1993 ist legendär unter Baseballfans für seinen wilden und unvorhersehbaren Verlauf. Ein Sportreporter kommentierte die turbulenten Ereignisse mit dem Satz „Must be a full moon tonight!“ – Tatsächlich fand das Spiel jedoch im ersten Viertel des zunehmenden Mondes statt! Allerdings ist kaum anzunehmen, dass alle Zuschauer, die den Kommentar hörten, diese Aussage sofort durch Blick auf den Nachthimmel überprüften. Bei sehr vielen wird daher in Erinnerung bleiben, dass die turbulenten Ereignisse vom Vollmond beeinflusst waren.

Wir nehmen bestätigende Dinge nicht leichter wahr, wir erinnern uns auch leichter an unsere Überzeugungen verstärkende Ereignisse. Wenn Du Mondeinflüsse für möglich hälst, dann führt das dazu, dass Du es auch lange in Erinnerung behälst, wenn sich Dein Kopfweh bei abnehmenden Mond ereignet.

Daneben erinnerst Du Dich aber weder an die vielen ereignislosen Tage mit abnehmenden Mond, noch daran, dass manchmal Kopfweh auch bei ganz anderen Mondphasen auftrat.

Großbritanniens schlimmster Massenmord durch einen einzelnen Täter ereignete sich am 16. März 1996 – bei ¾ Mond. Hätte dieses Ereignis bei Vollmond stattgefunden, so fänden wir es mit Sicherheit in allen Geschichten erwähnt, die einen Zusammenhang zwischen dem Vollmond und Gewalttaten belegen wollen. So, wie es ist, taucht dieser Massenmord in diesen Geschichten einfach nicht auf.

Studien belegen diese selektiven Effekte: McFarlane und Williams ließen 1994 mehrere Frauen über einen längeren Zeitraum hinweg über ihre täglichen Stimmungsschwankungen Tagebuch führen. In anschließenden Interviews gaben 1/3 der Teilnehmerinnen auf Nachfragen an, ihre schlechten Stimmungen seien mit dem Vollmond korreliert gewesen. Diese so erinnerten Stimmungsverschlechterungen zu Vollmond fanden sich in den Tagebuchaufzeichnungen jedoch überhaupt nicht.

Beide Effekte – selektive Wahrnehmung und selektives Gedächtnis führen nicht selten zur selbsterfüllenden Prophezeihung: Wer erwartet, bei Vollmond schlecht zu schlafen, ist in diesen Nächten angespannter - und schläft schlechter. Wer erwartet, bei abnehmenden Mond Kopfschmerz zu haben.... ;-)

Große Studien belegen aber eindeutig, dass wir uns täuschen, wenn wir Schwankungen in der Häufigkeit mancher Ereignisse mit der Mondphase sehen wollen.

Grüße

Hallo Bambus! Es hat andere Ursachen. Du solltest eher die Jupitermonde in Deine Berechnungen einbeziehen. Wird aber kompliziert, bisher wurden 63 entdeckt. Ganymed ist der größte Mond des Sonnensystems. Unser Mond ist lediglich der fünftgrößte Mond im Sonnensystem und seine Auswirkung auf die Erde und speziell den Menschen wird oft erheblich überschätzt. Halte Dich mal an wissenschaftliche Fakten und nicht an esoterischen und / oder astrologischen Unfug. Oft wird da die Gravitation ( Anziehungskraft ) ins Spiel gebracht. Aber ein dicker Mensch der direkt neben Dir steht übt - zumindest physikalisch - eine größere Anziehungskraft auf Dich aus.

Der Mond ist für Kopfweh ebenso wichtig - oder unwichtig - wie eine Glühbirne an Deiner Decke.

Ich wünsche Dir ein gutes und schönes Wochenende.

Versuch mal, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Wetterwechsel und Kopfschmerz gibt. Der wäre auch belegt durch wissenschaftliche Studien.

Der Mond wirkt sich auf die Gezeiten aus...also hat Einfluss auf Wasser. Wir bestehen zu ca. 70% aus Wasser. Versuch doch mal in dieser Zeit mehr zu trinken. Fällt mir jetzt grad spontan so ein.

MauBe,

eine oft gehörte, aber falsche Aussage. Stammt übrigens ursprünglich von einem Astrologen. Die sollte man halt nicht wirklich nach Dingen zur Gravitation und zur Gezeitenkraft fragen... ;-)

1) Das erste Problem dieser Aussage: Der Mond zieht uns an, richtig. Aufgrund seiner Schwerkraft. Schwerkraft wirkt bekanntlich auf alle Massen, nicht nur auf Wasser. Für die Frage, ob der Mond uns durch seine Gezeitenkraft merkllich beeinflussen kann, ist also völlig egal, wieviel unserer Masse Wasser ist.

2) Schwerkraft und Gezeitenkraft des Mondes variieren nicht mit der Mondphase. Auch wenn wir mal mehr, mal weniger vom Mond sehen: Der Mond ist immer gleich groß und gleich schwer.

3) Gezeitenkraft ist nichts anderes als der Unterschied der Schwerkraft an beiden Enden Deines Körpers. Mit dieser Kraft zieht uns der Mond auseinander. Wie groß die Gezeitenkraft auf Dich ist, hängt also davon ab, wie groß der Abstand zwischen Deiner dem Mond zugewandten und Deiner dem Mond abgewandten Seite ist. Bei der Erde sind das rund 12 000 km. Das gibt schon einen recht ordentlichen Kraftunterschied zwischen beiden Seiten - und erklärt eben Ebbe und Flut in den Ozeanen. Bei Dir ist das je nach Größe irgendwas unter 2 Metern. Die Gezeitenkraft, die Du abkriegst, ist daher erheblich kleiner. Sie zieht ungefähr mit derselben Kraft, als wenn Du eine einzige Körperzelle heben musst. Das ist in aller Regel machbar. Kein Mensch ist feinfühlig genug für das Gewicht einer einzigen Körperzelle. Wenn Du eine Hautschuppe verlierst, ist Deine Schwerkraftänderung ein Vielfaches größer. Und nicht mal das bemerkst Du.

4) Alle Massen üben aufeinander Schwer- und Gezeitenkräfte aus. Und da die nicht nur von der anziehenden Masse abhängen, sondern auch quadratisch(!) vom Abstand, sind die Gezeitenkräfte, die Objekte um uns herum auf uns ausüben, erheblich größer als die des Mondes. Ein dicker Mann neben Dir übt locker die 80 000 fache Gezeitenkraft auf Dich aus, wie der Mond.

4 gute Gründe, eine Schlussfolgerung: Unser Wasserhaushalt hat mit dem Mond nichts zu tun.

Dass Kopfschmerzen allerdings durch zu wenig Flüssigkeit hervorgerufen werden können, ist richtig - aber eben unabhängig von der Mondphase. Ausreichend zu trinken kann also tatsächlich Kopfschmerzen vorbeugen - aber auch das unabhängig von der Mondphase.

Grüße