Warum werden Benzodiazepine verschrieben, wenn sie im Endeffekt nichts bringen?

5 Antworten

Kurzzeitig und nach sorgfältiger ärztlicher Verordnung, können Benzodiazepine durchaus hilfreich sein. Dabei ist ist grosse Auswahl zu berücksichtigen! Wir haben vermutlich etwas über 100, verwenden aber meist die immer wieder die gleichen 10 Substanzen.

Sie besitzen ja nicht nur eine enorm grosse therapeutische Breite, sondern auch äusserst viele Indikationsgebiete. Wir können Anxiolyse betreiben, sie bei Ausnahmesituation einsetzen (Unfall, Todesfall etc.) Ausser beim Alprazolam besteht eine erweiterte Zulassung. Auch gerde eben was die Anwendungdauer betrifft. Sie sind nicht wegzudenken. Allerdings besteht hier absolut immer eine hohe Suchtgefahr. Obwohl als Modulator eigentlich gar nicht direkt in das Geschehen eingreifend. Setzt man wirklich nur kurz an (und schleicht es dann wieder aus). Entscheiden kann und darf hier nur der Arzt!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Benzos sind geil in der Wirkung aber nicht für regelmäßige Einnahme bestimmt.
Wie Du schon geschrieben hast, sie machen sehr schnell abhängig.
Was Deine Ängste angeht scheint mir Dein Arzt nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein. Normalerweise verschreiben Ärzte bei Angststörungen erst mal was anderes.
Frag Deinen Arzt mal nach  selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern - z.B. Venlafaxin. Bei denen wird die Dosierung eingeschlichen bis Du Dich relativ angstfrei fühlst. Zeitgleich solltest Du eine Therapie bei einem Psychologen/Psychiater gegen Deine Angststörung machen. Die Medikamentation bekämpft nur die Symptomatik und wird Dir langfristig gesehen nichts bringen. Wer die Ursache nicht behandelt bleibt evtl. ewig auf Medikamenten hängen. Und wie bei allen Medikamenten haste dann noch mit den Nebenwirkungen zu tun.

Das nennt sich Toleranzentwicklung und Rebound-Effekt. Ist bei zu häufigem Konsum von Benzodiazepinen leider fast unausweichlich. Der Körper bzw. das Gehirn gewöhnt sich an das Medikament, die Wirkung lässt immer mehr nach. Wenn man es dann absetzt treten die ursprünglichen Beschwerden in verstärkter Form erneut auf.

Deshalb dürfen Benzodiazepine nur über kurze Zeit bzw. punktuell konsumiert werden. Nur im absoluten Notfall eine möglichst niedrige Dosis. Maximal so lange bis andere Medikamente (z.B. Antidepressiva) wirken.

Benzodiazepine sind ein Segen wenn es darum geht akute Panikattacken abzuklemmen, werden jedoch bei zu häufigem Konsum zum absoluten Fluch.

Benzos sind generell nicht zu Dauertherapie geeignet. Ihre Einnahmedauer sollte wenige Monate nicht überschreiten. Typische Benzos sind daher auch Narkosemittel. Jedenfalls sind sie dazu gedacht, dich kurzfristig "bei Laune zu halten", bis deine konventionellen Therapien greifen und du deine Ängste so in den Griff bekommst.

Psychische Diagnosen sollten immer mit einer Psychotherapie bearbeitet werden. Medikament können nur in der Anfangszeit helfen und sind nie die Dauerlösung.

bigdream25 
Fragesteller
 20.01.2020, 20:38

Okay danke erstmal für die Antwort! Über Psychotherapie hab ich auch schon gedacht, aber habe es irgendwie immer vor mich hingeschoben auch weil ich so viel anderes im Kopf hatte wie meinen Master zu machen und einen Job zu finden. ABer du hast schon recht, im Endeffekt linder diese Tabletten ja lediglich die Symptome aber ändern nichts an der URsache. Aber die URsache kenne ich ja auch selbst nicht, was irgendwie ein Grund war erstmal keine Psychotherapie zu machen, aber wahrscheihnlich wäre es der richtige Weg , hmmm..

Rendric  20.01.2020, 20:42
@bigdream25

Definitiv. Medikamente heilen hier keine Krankheit. Eine Psychotherapie ist dazu da, die Ursache zu finden und mit dir zu beheben ODER (denn auch in der therapie findet man nciht immer Ursachen) einfach nur Lösungsstrategien und Verhaltensweisen zu erlernen, um mit der Angst konsequent umgehen zu können. Gerade in deiner Lebensphase solltest du es zur obersten Priorität machen.Denn Stress summiert nur Angst.

Lilyfield  20.01.2020, 21:01
@bigdream25

Dafür geht man ja in Psychotherapie - um gemeinsam mit dem Therapeuten herauszubekommen, was die Ängste ausgelöst hat. Du hast, wenn ich das richtig verstanden habe, Deine Ängste verdrängt. Das rächt sich jetzt. Ist ein Scheißspiel...doch Ängste ploppen meist dann, wie ein Korken an die Oberfläche, wenn der Körper zur Ruhe kommt - meistens beim Einschlafen.Die Psyche sucht sich ein Ventil. Du magst evtl. noch über Therapie nachdenken, aber ich verspreche Dir, wenn Dein Leidensdruck zunimmt, dann gehst Du freiwillig zum Therapeuten.

Also ich habe mit Tavor gute Erfahrungen gemacht. Muss mal mehr mal weniger einnehmen. Bei täglicher Einnahme tritt schon ein Gewöhnungseffekt ein und es wirkt nicht mehr so stark und so lange.

Probiere doch mal eine andere Wirkstoffgruppe z.b. Wirkstoff Opipramol oder ein angstlösendes Antidepressivum. Alles Gute

bigdream25 
Fragesteller
 20.01.2020, 20:39

Okay danke für den hilfreichen Vorschlag, habe ehrlich gesagt nie was von Opipramol gehört. HIlft dir das besser als benzos?

bigdream25 
Fragesteller
 20.01.2020, 20:42
@bigdream25

also das opipramol

Zaubermaus1970  20.01.2020, 20:44
@bigdream25

Ich habe aufgehört Tavor regelmäßig zu nehmen damit ich nicht abhängig werde. Ab und an brauche ich eine Tablette wenn die Ängste so schlimm sind dass ich meine ich kann es nicht mehr aushalten oder wenn ich nachts mit Panikattacke aufkomme. Opipramol habe ich noch nicht genommen. Es gibt zwei Stärken 50 oder 100 mg. Wenn Du die Tabletten nimmst musst Du schon 1 bis 2 Wochen Geduld haben bis sie voll wirken. Wie äußert sich deine Angststörung?