Warum ist Yoga so teuer?

11 Antworten

Im Buddhismus sagt man, dass materielle Dinge und Geld uns nur unglücklich machen

Ich bin Buddhist und möchte das ein wenig korrigieren.

Im Gegensatz zum traditionellem Asketentum im Hinduismus, lehrt der Buddhismus nicht die Unterdrückung, oder Überwindung von weltlichen Bedürfnissen - egal ob Geld, Sex, oder gesellschaftlichem Erfolg.

Es geht lediglich darum, nicht an diesen Dingen zu haften und sie irrtümlich als Garant für dauerhaftes Glück und Zufriedenheit misszuverstehen.

Ein Buddhist kann durchaus wohlhabend sein - er sollte nur nicht sein inneres Gleichgewicht davon abhängig machen und den materiellen Dingen nicht übertrieben viel Bedeutung beimessen.

Idealerweise ist er in der Lage, sowohl in einer Villa, als auch in einer Gefängniszelle ganz natürlich zu bleiben und sein Wohlbefinden nicht von äußeren Dingen abhängig zu machen.

Es sind also nach der Lehre des Buddhismus nicht Macht, Geld und Sex, die uns unglücklich machen, sondern das Anhaften und die Vorstellung, dadurch wirklich glücklich zu werden.

Ich lebe in einer westlichen Industrienation, besitze einen Computer mit Internetanschluss, bin also im Vergleich zu einem großen Teil der Weltbevölkerung durchaus wohlhabend - mache mich aber nicht von diesem Wohlstand abhängig.

niekochamcie 
Fragesteller
 04.03.2016, 21:32

Naja das glaube ich nicht. Ich glaube jeder Mensch der Wohlstand hat und in den Bedingungen in denen ich schon gelebt habe, leben würde, würde komplett durchdrehen, aber ich habe gemerkt, dass ich da glücklicher war. Ich glaube das kannst du nicht so sagen, wenn du nicht schon auf der Straße gelebt hast oder ähnlich.

Enzylexikon  04.03.2016, 21:38
@niekochamcie

Nun, ob du der Lehre Buddhas vom "Mittleren Weg" zwischen allen Extremen glaubst, bleibt dir natürlich überlassen.

Natürlich sind Umstände von Armut und Obdachlosigkeit keineswegs angenehm und jeder, der schon mal nur mit einer Pappe zur Kälteisolation auf dem Boden lag, kann das sicher bestätigen.

Allerdings geht es eben im Buddhismus nicht darum, in Askese und Ablehnung materieller Bedürfnisse zu leben, sondern die Extreme zu vermeiden.

Yoga hat mit Buddhismus nichts zutun. Es gibt zwar Verwandschaft zwischen Lehren der Pali-Suttas und Patanjalis Yoga Sutra. Aber der spätere Yoga folgt der Shankara-Philosophie und verwendet auch Hindu-Götter.

Yoga ist deswegen nicht umsonst, weil der Yogalehrer das beruflich macht und auch Unkosten hat (er muss zb Raummiete bezahlen).

Es gibt auch in der VHS Kurse für relativ wenig Geld.

Moin.

Die Logik dahinter ist die Lokalisation. In unseren Breiten hat sich Yoga zu einem trend entwickelt, der mit dem ursprünglichen Yoga nichts mehr zu tun hat. Es wird den Menschen hier als Allheilmittel für allerlei Wehwehchen angepriesen und der hohe Preis soll Wertigkeit und Wirksamkeit suggerieren.

In Indien oder Tibet wird Yoga durch die Yogis und Meister gelehrt. Die haben in der Tat kein materielles Interesse. Sie leben, wie ihre Schüler, von dem, was sie sich tagtäglich auf den Straßen erbetteln oder in den Tempeln für ihren Segen gespendet bekommen.

Das aber funktioniert hier im Westen nicht. Hier wird Yoga nicht von asketisch lebenden Meistern und Yogis gelehrt, sondern von Leuten, die es irgendwo an der Sporthochschule studiert haben, mit dem Vorsatz, damit wie ein Arzt möglichst viel zu verdienen.

Du willst echtes Yoga lernen? Dann begib Dich nach Indien oder Tibet und verbringe Deinen Jahresurlaub in einem kleinen Kloster oder Tempel außerhalb der großen Städte - allerdings auch mit der Konsequenz, währenddessen von der Hand in den Mund zu leben und nicht nur eine Stunde am Tag, sondern 10 bis 14 Stunden täglich zu meditieren und zu üben.

Wenn Du es dagegen vor der eigenen Haustür lernen willst, dann musst Du eben in den sauren Apfel des hohen Preises beißen.

ASRvw de André

Yogamag  05.03.2016, 13:23

"...sondern von Leuten, die es irgendwo an der Sporthochschule studiert haben, mit dem Vorsatz, damit wie ein Arzt möglichst viel zu verdienen."

Yoga-Lehrer-Ausbildungen gibt es heutzutage wie Sand am Meer, aber nicht an der Sporthochschule. Ich denke, ein grosses Problem sind die miserablen Ausbildungen, die teils nach 100 Std. Studium ein Yogalehrerdiplom aushändigen. Quantität statt Qualität. Und diese selbsternannten Ausbildungsstätten kassieren ab, produzieren Yogalehrer, die dann nicht einmal Grundkenntnisse besitzen und werfen sie auf die Menschheit...

Na ja, mag ja sein das es Lehrer gibt welche ne Menge Geld verlangen, ich persönlich hab diese Erfahrung aber nicht gemacht und ich beschäftige mich seit 15 Jahren mit Yoga. Zuerst mit Hatha Yoga angefangen, den Lehrer hab ich einfach durch nen Freund kennengelernt, die Übungen zu lernen hat glaub ein paar Euro gekostet (glaub 10 Euro pro Stunde), die Übungsreihe hatte ich nach ein paar Stunden drauf und hab sie dann Zuhause regelmäßieg weiter gemacht, das lernen der Übungen hat so ca. 40-50 Euro gekostet.

Hab später mit Tantra und Kriya-Yoga weitergemacht, wobei ich denn beim Kriya geblieben bin. hab zuerst über die Self-Realation Kriya gelernt und fand die Lehrbriefe jetzt auch nicht zu teuer, glaub für die ca. 100 Lehrbriefe hab ich damlas 120 Euro bezahlt und die kamen mit der Luftpost aus den USA.

Hab mir dann noch eine Einweihung von Shibendu Lahiri geholt, da musste man nur die Kosten für die Seminarräume bezahlen (50 Euro für drei Tage) und der rest war auf freiwilliger Spendenbasis. Und die Übungen sind super und recht einfach zu erlernen. Ist aber eher eine Meditationstechnik und hat weniger was mit den körperbetonten Yogaübungen zu tun. Aber man bekommt schnell eine eigene Erfahrung von Gott und seiner Seele.

Denke man kann also auch relativ kostengünstig Yoga lernen. Es gibt sicherlich Menschen welche dafür recht viel Geld verlangen, aus meiner Sicht kann man diese Angebote aber getrost vergessen. Wenn jemand wirklich den Menschen auf spiritueller Ebene etwas zu geben hat, wird er dies nicht vom Geldbeutel abhängig machen, weil er weiß, dass das Leben ihn mit allem versorgt, was er braucht. Ansonsten ist er halt noch im Zustand des herrschenden Egos und das Ego hat an sich sicherlich nichts dolles zu vermitteln auf spiritueller Ebene.

Yoga ist aber sicherlich ein Trend geworden, hab mal gehört, dass allein in den USA damit mehrere Milliarden Dollar umgestzt werden. Vielleicht wollen einiege auch mit teuren Angeboten den Anschein von exklusivität und besonderheit erwecken. Man braucht solche Angebote aber nicht um Yoga zu lernen.

Ich gehe davon aus, dass du "Yoga" als eine Art Gesundheits-Gymnastik mit meditativen Elementen (Hatha Yoga) meinst.

Yoga im Hinduismus

Die Übungen wurzeln im Hinduismus und nicht im Buddhismus.

"Yoga" ist übrigens auch im Hinduismus ein Oberbegriff für verschiedene spirituelle Disziplinen, die auf unterschiedliche Weise vorgehen.

So gibt es beispielsweise "Bhakti-Yoga" (Hingabe an das Göttliche), "Jnana-Yoga" (Entwicklung von Weisheit) oder "Mantra-Yoga" (Meditation mit heiligen Silben und Formeln), sowie weitere Formen.

Der rein körperliche Yoga ist nur einer von vielen Aspekten.

Körperübung und Buddhismus

Die erste Verbindung von körperlichen Übungen und Buddhismus kam der Legende nach in China zustande. Dort saß der indische Mönch Bodhidharma angeblich jahrelang meditierend vor einer Felswand.

Schließlich versammelten sich Schüler und Bodhidharma war unzufrieden darüber, dass sie nicht genug Durchhaltevermögen hatten, um lange zu meditieren.

So soll er aus Elementen der indischen Kampfkunst Kalaripayat und Beobachtung von Tieren körperliche Kräftigungsübungen erdacht haben.

Seine Schüler bauten dort schließlich das Shaolin-Kloster und die rein gesundheitlichen Kräftigungsübungen sollen die Basis für die spätere Kampfkunst des "Shaolin Quanfa" gewesen sein.

Ob man diese nette Legende glaubt, bleibt natürlich jedem selbst überlassen - die höhle von Bodhidharma gibt es da jedenfalls zu besichtigen.

Im Vajrayana-Buddhismus gibt es zwar auch Übungen, die teilweise mit dem Begriff "Yoga" in Verbindung gebracht werden, aber in der Philosophie nichts mit dem Hinduismus zu tun haben.

niekochamcie 
Fragesteller
 04.03.2016, 21:22

Naja ich bin Buddhistin und meditiere jeden Tag eine Stunde und kenne mehr als genug zu dem Thema. Aber danke für die Belehrung. Ich kenne die Shaolinprinzipien. 

Enzylexikon  04.03.2016, 21:30
@niekochamcie

Was die Logik hinter den teuren Kursgebühren angeht, gebe ich aber meinen Vorrednern Recht - zum einen geht es natürlich darum, dass der Lehrer bzw. der Verein dadurch teilweise seinen Lebensunterhalt bestreitet.

Zum anderen wird von Yoga-Zentren, die einer bestimmten Tradition angeschlossen sind, oder eine markenrechtlich geschützte Disziplin anbieten, teilweise dazu verpflichtet Spenden bzw Lizenzgebühren an die jeweilige Organisation zu leisten.

Auch dieses Geld muss natürlich irgendwo herkommen.

Und, wie ja auch schon gesagt wurde - man kann gutgläubige Westler mit weisem, asiatischen Gesäusel auch ordentlich abzocken.

Hier ein guter Film zum Thema, der auch noch sehr lustig ist:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kumar%C3%A9