Walter Ulbricht "Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben"?

8 Antworten

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Der Ruf nach Selbstbesinnung und demokratischem Neuanfang war (nach dem Krieg - Einfügung Huckebein) in allen Besatzungszonen zu vernehmen.

Auch in der sowjetischen Besatzungszone war Demokratie kein Traum.

Die Entwicklung wird gewöhnlich mit Ulbrichts Diktum von 1945 beschrieben und erledigt:

Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“

(Ulbricht 1945, in: Leonhard 1990, S. 406 *)

Das wichtigste war, einen Staat aufzubauen.

Eine solche Darstellung umgeht die widersprüchlichen und andauernden Auseinandersetzungen um eine Revision des KPD-Dogmatismus und die Ausarbeitung eines eigenständigen und demokratischen Programms.

So triumphierte in Deutschland West und Deutschland Ost, wenngleich auf unterschiedliche, ja entgegengesetzte Weise, Realpolitik über reale Demokratie.

Die Deutschen, wo sie konnten, haben es so gemacht, wie sie wollten, nicht wie sie sollten. Sie haben ihn nach eigener Kragenweite angezogen, den Rock von anno dazumal, verlängert und abgenäht. Vielleicht hätten sie sich gleich ein anderes Staatskleid zulegen können, Zuschneider dafür gab es ja. Aber möglicherweise hätten sie sich darin weder wohlgefühlt, noch bewegen können.

(Im Klartext: Die Deutschen in Ost und West haben sich die Demoklratie geschaffen, die nach ihrem Verständnis gut für das Volk ist. Und genau das hat Ulbricht mit seinem Ausspruch gemeint.) - Das mein, d.h. Huckebeins, Erläuterung dazu.

http://www.politische-bildung-brandenburg.de/themen/ernstfall-demokratie/themen/spielregeln-der-demokratie/realpolitik-contra-demokratie#

Huckebein  02.12.2012, 18:39

Danke für den Stern, Danny:)

Das war als "Ansporn" für seine 29 Mitstreiter gedacht, die auf Anweisung von Stalin nach dem Schweigen der Waffen umgehend von Moskau nach Berlin geflogen wurden. Noch im Jahr des Mauerfalls erzählte Wolfgang Leonhard völlig entgeistert davon. dass in der völlig zerstörten Stadt die meisten Telefone "einfach so" funktionierten und so Ulbricht mit ehemaligen kommunistischen Reichstagsabgeordneten Kontakt aufnehmen konnte. Natürlich war dieser Spruch NICHT für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern NUR für die künftigen Regierungsmitglieder.

er hat einfach die spätere realität der ddr genau zusammengefasst: es gab zwar (nach außen hin) regelmäßig wahlen also sowas wie demokratie, aber selbst der gutwilligste ddr bürger wußte, dass diese demokratie nur vorgetäuscht wurde. es scheint ein muster darin zu liegen, dass ausgerechnet staaten, die wenig demokratisch sind, gern das "demokratisch" im staatsnamen führen. ulbricht war ja noch ein alter stalinist, der seine "methoden" in moskau zu wladimir iljitschs zeiten am original studieren konnte und erlernt hatte.

Das ist die Version von "Demokratie" in der ehemaligen DDR. Von Demokratie keine Spur, dass Land wurde von immer den gleichen alten Männern regiert.

Jeder, der über den wahren Hintergrund der DDR bescheid weiß, weiß auch, dass es alles andere als demokratisch zuging und die Menschen in ihren Freiheiten und Denkweisen jeden Tag eingeschränkt wurden. Herr Ulbricht wollte mit diesem Zitat (so denke ich es jedenfalls) sowohl die Menschen in der DDR als auch das Ausland hinters Licht führen und vortäuschen, was es in seiner Staatsführung eigentlich überhaupt nicht gab, nämlich eine echte Demokratie. Hinter den Kulissen sollte jedoch stets nach DDR-Manier weiterregiert werden. Nur der "schöne Schein", einer fadenscheinig vorhandenen Demokratie sollte über die Realität hinwegtäuschen.

Huckebein  17.11.2012, 12:55

Was du denkst, ist nicht sehr weit gedacht und zeugt von Unkenntnis der DDR-Geschichte, auch wenn du etwas anderes vorgibst.

Die Demokratie in der DDR war genau solch eine Mogelpackung wie sie es jetzt ist, nur unter anderen Vorzeichen. Jeder hat sich seinen Demokratiebegriff so mit Inhalten gefüllt, wie ihm passte. Und genau das hat U. gemeint. Und unsere jetzige Demokratie hat offenbar kein Problem mit der braunen Wiederauferstehung, oder soll ich Wiederbelebung sagen, und auch kein Problem damit, dass es immer mehr Menschen 3. Klasse gibt. Genau das hat die DDR trotz ihrer "verlogenen Demokratie" verhindert.

Du solltest dich, wie viele andere hier auch sollten, auf das beschränken, was du wirklich kennst und gestandene Ex-DDR-ler nicht belehren wollen.