wie mutter erklären dass ich net zur j1 will

15 Antworten

Hallo, die J1 halte ich für eine sehr wichtige Vorsorgeuntersuchung. Man hat sie "kreiert", weil man gesehen hat, dass nach den regulären U-Untersuchungen (U1-U10) gerade in der Pubpertät noch einiges aus dem Lot geraten kann, insbesondere bezüglich Wachstum und Skelett als auch Entwicklung (hormonell, psychische Gesundheit, Haut)...

Allerdings kollidieren hier einige Dinge extrem. Die Jugendlichen kommen/sind in der Pubertät und haben auch so ihre "Peinlichkeiten". Dafür muss man Verständnis haben. Die Jugendlichen, die tatsächlich zur J1 vorgestellt werden (es sind bei weitem nicht alle) haben zumeist eine ängstliche Skepsis gegenüber dieser Maßnahme. Man weiß einfach nicht was da passiert und "Arzt" wirkt dann bedrohlich. Die Kids in diesem Alter haben sich nämlich an diesem Punkt schon sehr wohl mit Körper, Gesundheit und Ängsten (meist in ihren Kliquen) beschäftigt. Eine Menge Vorurteile und Klischees (oft durch die Erwachsenenwelt getriggert) sind vorhanden. Diese Probleme haben die jüngeren Kids in den vorherigen U-Untersuchungen nicht.

Deswegen möchte ich hier auch noch mal erwähnen, dass der Arzt nichts "Schlimmes" mit einem macht oder man ausgeliefert ist. Er wird kein Blut abnehmen oder irgendetwas machen, was "weh" tut. Abhören, anschauen und unterhalten.

Sieh es mal anders herum. Deine Mutter hat Dich meist nur zum Arzt "hingeschleppt", wenn Du krank warst. Gerade bei denen, wo die J1 mit solcher Macht erzwungen werden soll, sind die Kinder diejenigen, die schon vorher oft zum Arzt gebracht wurden. Ich sage oft, die, die man eigentlich mal in ihrer Entwicklung sehen müsste, erreicht diese "Maßnahme" nicht. Die Kinder die ich sonst seltenst sehe, kommen auch dann nicht.

Für mich ist es wichtig, dass ich an diesem Punkt beginne/festige, dass der vor mir sitzende Jugendliche ein Mensch mit Persönlichkeit ist und ich zu ihm als solches die Chance habe, eine andere Art (selbständige Art) von Vertrauen aufzubauen. Irgendwann kann und wird die Mutter nicht mehr den Daumen drauf haben und dann ist es wichtig, dass man von alleine los geht, wenn mal was ist. Also biete ich schon mal an, dass wir diesen Termin unter Ausschluß der Öffentlichkeit wahrnehmen. Manche Mütter schauen wirklich sparsam, wenn ich (und Kind) sie bitten, doch im Wartezimmer zu bleiben.

Der Termin gibt Dir Gelegenheit, als selbständiger Mensch Deinen Arzt kennen zu lernen. Du kannst auch Fragen zu Deiner Gesundheit oder Deinen Ängsten stellen, und sei es nur zum Beispiel, dass Du Dich über Deine Akne "beschwerst". Oder Du hast Dir Gedanken über Deine körperliche Entwicklung gemacht und kannst endlich mal los werden, was Dich da so beschäftigt. Er wird Dir bestimmt gerne einiges dazu erklären. Dann merkst Du, dass es gar nicht so übel ist, wenn man einen erwachsenen Ansprechpartner in dieser Beziehung hat. Vielleicht unterhaltet ihr Euch auch nochmal über Drogen oder andere Konflikte... die Zeit verfliegt oftmals ganz schnell. Auch wenn du Dich zum Abhören oder Untersuchen "ausziehen" musst, heißt das nicht, dass Du da ganz nackt stehst. Es ist alles wirklich zumutbar und überhaupt nicht peinlich.

Ich kann Dir einfach nur empfehlen, es für Dich auszuprobieren. Sage doch Deiner Mutter, dass Du die J1 wohl machen willst, aber das Du dann alleine zum Arzt rein möchtest. Grenze Dich gleich ab.... wenn Deine Mutter etwas erwartet dann darfst Du auch etwas erwarten. Ich denke, es gefällt Dir auch einfach nicht, dass Du so fremdbestimmt wirst und ausgeliefert sein sollst. Und so findest Du einen guten Kompromiss, den Erwartungen Deiner Mutter gerecht zu werden, und Eigenverantwortung zu übernehmen ohne Dich peinlich (in Deinen Augen) präsentieren zu müssen. Du wirst wieder ein Stückchen erwachsener !

Vielleicht denkst Du mal in dieser Hinsicht darüber nach.

Samiyaaa  20.08.2023, 09:03

Eine tolle Antwort

Du hast recht: Warum soll man da hingehen, wenn man keine Beschwerden hat! Wir Erwachsenen sind auch ohne so dämliche Untersuchungen groß geworden. Deine Mutter auch! Das ist doch alles auf dem Mist der Regierung gewachsen, damit die Ärzte Geld dafür von den Krankenkassen bekommen. Sag denen, dass du ein Selbstbestimmungsrecht über deinen eigenen Körper hast und dass sie gegen die Grundrechte auf körperliche und seelische Unversehrtheit verstößt, wenn sie dich dazu zwingen will! Die Grundrechte sind im Grundgesetz festgelegt und auch von den Vereinten Nationen festgelegt worden! Ein Zwang hilft niemanden! Das sollte auch deine Mutter verstehen! Es wird nur eine Angst in dir aufgebaut, später nie mehr zum Arzt zu gehen, weil dadurch ein Misstrauen aufgebaut wird! Deine Mutter sollte liebevoll und verständnisvoll mit dir umgehen und deine Wünsche respektieren und akzeptieren! Viel Erfolg!

Sweid  20.12.2012, 14:26

Genau. Man sollte seine Kinder nicht seelisch kränken um körperliche Gesundheit zu erreichen. Paradox!

Panzerkatze  25.01.2024, 02:03

Sehe ich auch so Zwang ist krank ich war auch nie und würde auch nur zum Arzt gehen wenn ich etwas wie Blut Husten hätte

Du meinst, die J1 ist keine Pflicht. Vorgesehen ist es aber anders. Die Eltern koennen sogar bestraft werden, wenn sie die Kinder nicht zu den vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchungen schicken. Eine Bekannte von mir war etwas spaet dran, d.h. der Termin der Tochter war schon um einiges ueberschritten. Sie wurde unter Androhung einer Geldstrafe daran erinnert, dass diese Untersuchungen vorgeschrieben sind.

Bella2o1o  20.12.2012, 14:09

Ich bin mittlerweile 19 Jahre und war nie bei der J-Untersuchung. Und meiner Mutter wurde deswegen auch keine Strafe angedroht.

hertajess  19.10.2014, 16:45
@Bella2o1o

Dieses Thema ist Ländersache. In mindestens einem Bundesland werden Eltern durchaus in abgestimmten Schritten dahin geführt dass ihr Kind diese Untersuchung erleben kann.

Als ich in Deinem Alter war gab es diese Untersuchung noch nicht. Ich habe sie trotzdem erlebt und profitiere bis heute, Jahrzehnte später, davon. Ich bin damals mit meiner Mutter hin. Die ersten Minuten war sie mit dabei und dann hat der Arzt sie raus geschickt. Danach haben wir uns unterhalten. Da ging es ausschließlich um mich, um meine persönliche Entwicklung. Er hat mir Tipps gegeben die äußerst nützlich waren und sind. Ich sollte dann noch ein paar Schritte gehen und einige andere Sachen machen die ich damals als Kinkerlitzchen ansah. Wenig später wurde ich ernsthaft krank. Die Geschichte hätte mich durchaus mein Leben kosten können. Da aber der Arzt mich kannte konnte er richtig und schnell handeln. Hätte er mich nicht gekannt wäre unnütze Zeit verloren gegangen.

Doch. In einigen Bundesländern sind die Untersuchungen für Heranwachsende durchaus Pflicht. Eltern der Kinder und Jugendlichen die nicht zu diesen Untersuchungen erscheinen werden je nach Bundesland zunächst vom zuständigen Arzt angeschrieben und wenn dann keine Reaktion erfolgt erscheint das Jugendamt, gibt es Geldstrafen und so fort. Das ist durchaus gut so denn manche Erkrankung lässt sich durchaus verhindern. Darunter sind einige die sehr qualvoll zum Tod führen können, andere lebenslanges Leiden bedeuten. Deine Generation hat eine Lebenserwartung von 80 Jahren. Es macht da schon einen wesentlichen Unterschied ob diese lange Zeit einfach gelebt werden kann oder spätestens ab Mitte 30 durch Arztbesuche, massenweise Medikamente beeinflusst wird.

Deine Mutter zwingt Dich dazu weil sie nur das Beste für dich will. Es geht doch bei der J1 nur darum, Gesundheitsbeschwerden rechtzeitig zu erkennen. Also geh hin (und wenn Du es nur ihretwegen tust). Es dauert auch nicht lange. Das sollte Dir Deine Gesundheit schon wert sein.