Was passiert, wenn das Kleinhirn beschädigt wird? Kennt ihr da Fälle?

2 Antworten

Das  Kleinhirn (Cerebellum)ist der Bereich des Gehirns, der den flüssigen Bewegungsablauf kontrolliert. Dazu gehören das Gleichgewichtsgefühl und die Kontrolle der gesamten Motorik durch das Aufrechterhalten eines normalen Muskeltonus.

Das ist wohl der Bereich der häufig bei einem Schlaganfall beschädigt wird oder auch bei Stephan Hawking zu großen Teilen durch seine ALS ausgefallen ist.

Heute las ich das: Das Kleinhirn spielt Studiendaten zufolge auch bei der Verarbeitung emotionaler Gedächtnisinhalte eine Rolle. Das könnte zum Verständnis psychischer Erkrankungen beitragen.

Das Kleinhirn wird häufig unterschlagen, wenn wir über „das Gehirn“ reden – wahrscheinlich, weil es sich optisch vom Großhirn unterscheidet. Dabei ist es maßgeblich an der Verarbeitung von Bewegungsabläufen sowie der Gleichgewichtsregulation beteiligt – und scheinbar auch an emotionalen Gedächtnisprozessen, wie Neurowissenschaftler von der Universität Basel in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung im Journal Proceedings of the National Academy of Sciences berichten.

Sie zeigten den 1418 Studienteilnehmern sowohl emotionale – positiv oder negativ konnotierte – als auch neutrale Bilder. In einem späteren Gedächtnistest erinnerten sich die Teilnehmer vor allem an die emotionalen Bilder, gleichzeitig wurde ihre Hirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomographie gemessen. Dabei zeigte sich: Bestimmte Bereiche des Kleinhirns waren besonders aktiv und interagierten verstärkt mit verschiedenen Großhirnarealen wie beispielsweise der Amygdala oder dem Hippocampus, welche an der Verarbeitung emotionaler Gedächtnisinhalte beteiligt sind.

Frühere Studien an Ratten und Katzen hatten ergeben, dass die elektrische Stimulation der sogenannten Vermis, einem Teil des Kleinhirns, mit dem limbischen System in Verbindung steht – wozu auch Hippocampus und Amygdala gehören. Letztere spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei der Konditionierung von Angstreaktionen.

Die Ergebnisse der Studie legen nun nahe, dass die Vermis auch daran beteiligt ist, emotionale (visuelle) Inhalte in unser episodisches Gedächtnis zu überführen. Vereinfacht gesagt ist das episodische Gedächtnis dafür verantwortlich, dass wir uns bewusst an „biographische“ Ereignisse erinnern, sie also zeitlich einordnen können. Den Wissenschaftlern zufolge könnten die Erkenntnisse zu einem besseren Verständnis psychischer Erkrankungen, wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) beispielsweise, sowie der Autismus-Spektrum-Störungen beitragen. - FAZ ----