Psychotherapie - Was erwartet mich?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

viele Männer haben diese Angst, denken man kann ihnen hinter die Stirn oder in sie rein gucken, aber das ist nicht so.

In den Probegesprächen wird geguckt ob Therapeut und Du zusammen passen, ob die Chemie stimmt. Du kriegst Fragebögen mit welche Beschwerden Du hast, wie oft, welche Auswirkung etc., bringst die beim nächsten Termin mit und dann guckt ihr GEMEINSAM drüber.

Als Patient öffnest Du Dich nur so weit wie Du möchtest, der Therapeut haut Dir nichts um die Ohren mit dem Du nicht kannst oder durchleuchtet Dich und beurteilt Dich danach wie Du stehst und sitzt und guckst und sprichst, sondern holt Dich da ob wo Du stehst, bespricht mit Dir das, was Du möchtest, was aktuell anliegt, welche Probleme zwischen den Terminen aufgetaucht sind etc.

Wenn es Probleme gibt wirst Du gefragt wie Du diese gelöst hast, ob Dir das geholfen hat, ob Du es hättest anders oder besser machen wollen, was Du dazu brauchst. Es wird mit Dir besprochen was Du möchtest, wo Du Hilfe brauchst, Unterstützung, Du bekommst Tipps was Du machen kannst wenn DU es ändern willst.

Es wird weder was für Dich noch über Deinen Kopf hinweg gemacht.

Du hast die Zügel in der Hand, Du kannst Stopp sagen, Du kannst und sollst sagen was Dir zu weit oder nicht weit genug geht.

In den Probeterminen klärt man ab ob man mit dem Therapeuten kann, darf und soll sagen wenn einem was nicht passt.

Verhaltenstherapie unterstützt Dich darin, Verhalten die Dich an Dir selbst stören, von denen Du weisst dass sie Dich nicht weiter bringen, so zu ändern dass Du Dich dabei wohl fühlst und damit weiter kommst.

Du wirst unterstützt und beraten, kriegt Hausaufgaben mit Heim, wirst animiert Tagebuch zu schreiben oder Dir Notizen zu machen was Du ändern möchtest und wie.

Es werden zu Therapieanfang ganz klar Ziele formuliert, hier kriegst Du wieder einen Fragebogen mit in dem Du eintragen kannst wo Du jetzt stehst und wo hin Du möchtest.

Es wird zu keiner Zeit etwas gemacht was Dir nicht gefällt, denn damit wäre die Therapie für die Katz.

Was auch wichtig ist: es wird nicht in Deiner Kindheit gekramt, es wird nichts tiefenpsychologisch aufgearbeitet oder wieder und wieder durchgekaut, sondern Du bekommst Hilfe für das Jetzt und Hier und für die Zukunft.

Der Therapeut oder die Therapeutiin schreiben jedes Quartal was für den überweisenden Hausarzt wenn Du das willst. Es wird Dir ein Formular mit heim gegeben auf dem Du ankreuzen kannst ob Du das willst oder nicht. Wenn nicht, über was viele Therapeuten froh sind, erfährt der Hausarzt nichts.

Startrail 
Fragesteller
 29.11.2014, 19:50

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Das hat mir sehr geholfen.

Ich bin gerade bei meiner vierten Therapeutin, kann also behaupten schon reichlich Erfahrungen gesammelt zu haben.

Du musst als erstes natürlich über dich selbst erzählen. Warum glaubst du, geht es dir nicht so gut, Ereignisse erzählen, etc. Sachen auszugraben ist nicht immer angenehm, aber da muss man in seiner ersten Stunde durch. Das ist auszuhalten. :-)

Es wird nichts gemacht/entschieden ohne deine Zustimmung, also brauchst du auch keine Sorge zu haben, dass auf einmal irgendwie gehandelt wird. Du wirst immer gefragt und dir wird alles erklärt.

Nicht jeder Therapeut passt zu dir! Meine erste Therpeutin war wundervoll, ich musste allerdings wechseln weil sie in der Ambulanz der Kinder-und Jugendpsychiatrie gearbeitet hat und kaum Zeit hatte. Die zweite Therapeutin war ein absoluter Reinfall, wirkte total distanziert und eben irgendwie sehr.. ich weiß nicht, unpersönlich. Für manche passt das super, für mich allerdings nicht. Weiter gings, Nummer 3 war ähnlich wie Nummer 2 und meine jetztige Therapeutin ist perfekt. :-)

Wie Kerze69 schon sagte, Fragebögen sind auch oft dran in den ersten Stunden, die werden dann ausgewertet und zusammen mit den mit dir geführten Gesprächen wird eine erste Diagnose erstellt, womit dann, falls du möchtest, weitere Stunden bei der KK beantragt werden können.

Alles in Allem ist das schwierig zu beschreiben, weil jeder Therapeut und jeder Patient anders sind.

Ich bin ebenfalls wegen deinen genannten Punkten in Therapie, seit etwa 2 1/2 Jahren, diagnostiziert mit chronischer Depression, Angststörungen und gestörter Selbstwahrnehmung. Wenn du also noch irgendetwas fragen möchtest, schreib mir ruhig. Ich nehme mir liebend gern die Zeit. :-)

Ich wünsche dir alles Liebe !

Mit dieser Sorge bist du nicht allein. Viele Männer zerbrechen sich den Kopf vor so etwas - es fällt ihnen nicht so leicht, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen.

Ich finde super, dass du dich zu einer Therapie entschlossen hast und bin sicher, dass du es nicht bereuen wirst. Wahrscheinlich wirst du viele Aha-Momente haben, mitunter auch Fragen gestellt bekommen, zu denen Du Dir noch nie Gedanken gemacht hast, aber es wird sich eine ganz neue Welt für dich öffnen. Es befreit, es heilt und es macht unheimlich Mut mit einem völlig neutralen, objektiven Menschen von außen mal auf das eigene Leben zu schauen. Entspann dich einfach! Das wird keine Prüfung mit richtigen und falschen Antworten, sondern ihr werdet einfach versuchen, dein Leben gemeinsam zu ergründen und zwar auf eine Art und Weise, die dir gut tut!