Psychische Erkrankung im Job

6 Antworten

Ich stimme den 3 vorhergehenden Antwort zu,aber nicht voll. Sicher ist in manchen Situationen "irgendwann ist der Punkt erreicht, dann geht nichts mehr". Die Frage ist aber, wann ich persönlich diesen Punkt erreiche - das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Wenn ich gute innere Strategien habe, das wirklich zu verarbeiten, dann liegt der Punkt weit draußen, wird nur selten erreicht. Rein statistisch, über die Masse gesehen, ist das natürlich so. Eskönnten aber viel weniger Menschen davon betroffen sein.

Das hängt weniger vom Job an sich ab, sondern von den unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die dort herrschen. Ich habe 2 Jahre damit verbracht und war total verblüfft, wie die Menschen, die dort in dem Beruf arbeiten, sich ausnutzen lassen Würden alle sich dagegen wehren und keiner mitmachen, gäbe es diese Zustände nicht.

  • Doppelschichten (16 Stunden am Tag arbeiten, was gar nicht erlaubt ist, erlaubt sind max. 10)
  • Schichtwechsel, der ungefähr so aussieht: Zuerst Spätdienst, nach wenigen Tagen Wechsel zum Frühdienst (kaum Zeit zum Schlafen) und vom Frühdienst in den Nachtdienst, also wider des Tagesrhytmus. Wieso man nicht mit dem Frühdienst beginnen kann und vom Frühdienst in den Spätdienst und dann in den Nachtdienst wechselt, ist mir schleierhaft. M. E. könne man ja einen Arbeitsblock nur Frühdienst, einen Arbeitsblock nur Spätdienst und einen Arbeitsblock nur Nachtdienst machen. In den Niederlanden oder in Skandinavien arbeiten die Menschen entweder NUR im Frühdienst oder NUR im Spätdienst oder NUR im Nachtdienst. Die haben das Problem mit dem Schichtwechsel überhaupt nicht und funktioniert viel besser.
  • 10 - 15 Tage am Stück unter o. g. Bedingungen zu arbeiten, ist ganz normal.

Hinzu kommen noch geteilte Dienste. D. h. wenn man nicht direkt vor Ort wohnt, hat man locker einen 16 Stundentag inkl. Wechsel vom Spätdienst in den Frühdienst.

So, ich hoffe, du verstehst, warum die Wahrscheinlichkeit, schwer krank zu werden, sehr hoch ist.

Es ist so, dass man in gewissen Jobs massiv belastet wird psychisch. Und auch teilweise mit persönlichen Angriffen zu tun hat.

Du kannst aber nicht so antworten, wie Du es gerne tun würdest :) Du musst Dir also vieles gefallen lassen und Dich zurückhalten, trotzdem freundlich sein. Bis zu einem gewissen Grad kann man das, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, dann geht nichts mehr. Je nach Job nehmen einen die Schicksale auch noch sehr mit, man nimmt also das Erlebte mit Nach Hause, wo es sich in einen reinfrißt.

Pflegedienste, Lehrer, überhaupt soziale, helfende Berufe und natürlich auch Callcenter und Beschwerdestellen :) Alles bei dem man mit Leid und/oder Wut anderer zu tun hat.

Pflegedienst: Zeitdruck, Belastung durch die Krankheiten ihrer Patienten (auch wenn ihnen gesagt wird, sie sollen innere Distanz waren), wenig Anerkennung in der Gesellschaft, schlechte Bezahlung, zu wenig Schlaf- und Ruhezeiten

Call Center: Chef kann unbemerkt mithören, unfreundliche Kunden (man darf sich nicht so wehren, wie man vielleicht möchte)

Pflegedienst ist ein hoch stressiger und dazu schlecht bezahlter Job, der höchsten Respekt verdient, aber selten bekommt. Dazu sieht man noch sehr viel Leid - all das kann einen wohl fertigmachen.

Callcenter ist wohl ebenfalls stressig und moralisch problematisch - wer ein Gewissen hat, dennoch aus welchen Gründen auch immer dort arbeitet, mag darunter leiden, Leute zu nerven und ihnen Mist anzudrehen (bezieht sich nur auf Outbound-Callcenter).