Opa noch ein letztes mal besuchen? bin verunsichert!

16 Antworten

Ich denke, dass dies jeder für sich entscheiden muss. Manche Personen behalten einen Menschen so in Erinnerung, wie sie ihn einst zu besserer Zeit erlebt haben, andere wiederum möchten unbedingt Abschied nehmen und den geliebten Menschen auch in schlechter Verfassung noch einmal sehen. Letztlich ist dies eine Subjektive Entscheidung. Meinst Du, dass Du Dir evtl. Vorwürfe machen könntest, falls Dein Opa stirbt und Du ihn nicht mehr gesehen hast? Vielleicht kannst Du so zu einer Entscheidung kommen. Auf der anderen Seite musst Du Dich natürlich auch fragen ob Du mit dem Anblick zurecht kommen wirst? Die Entscheidung kann Dir letztlich natürlich keiner nehmen.

Kurz zu mir, mein Opa ist letztes Jahr verstorben. Ich bin fast 20 Jahre alt und studiere drei Stunden vom Wohnort meines Opas entfernt. Eines Tages bekam ich den Anruf meiner Eltern, dass dieser ins Krankenhaus gekommen sei und mittlerweile auch schon nicht mehr ansprechbar wäre. Ich wollte ihn unbedingt nochmals sehen und da am nächsten Tag sein 85. Geburtstag war, beschloss ich hinzufahren. Ich hatte die gleichen Bedenken wie Du, beschloss jedoch, dass ich ihn unbedingt nochmal sehen wollte, was ich auch tat. Natürlich war es eine komische Situation, aber es hatte nichts schlimmes. Ansprechbar war mein Opa ebenfalls nicht mehr, wie oben schon geschrieben, lediglich die Augen machte er ab und zu noch auf. Ich blieb dann einfach noch ein bisschen bei ihm sitzen und redete über Dinge die wir gemeinsam erlebt hatten. Am Abend seines 85. Geburtstags verstarb er dann. Für mich war es dann genau so in Ordnung, wie es war, ich war letztlich glücklich rechtzeitig da gewesen zu sein um ihn nochmal sehen zu können. So meine Erfahrung.

Ich hoffe, dass Du für Dich die richtige Entscheidung triffst. Herzliche Grüße

als meine Mutter nach langer Krankheit im Sterben lag, war ich gerade auf einem Seminar. Ich habe mich sofort auf den Rückweg gemacht. Sie war nicht mehr richtig bei Bewusstsein, schon seit Wochen nicht mehr. Ich habe trotzdem mit ihr geredet, ihr gesagt, dass wir uns um unseren Vater kümmern werden, sie gehen kann, wenn sie möchte. Sie ist in der selben Nacht gestorben. Ich denke, sie hat verstanden, was ich gesagt habe.

Es gibt ja auch ein Unterbewusstsein, das viel mehr wahrnimmt, als wir wissen.

Den Anblick eines sterbenden Menschen zu umgehen, um eine glücklichere Erscheinung in Erinnerung zu behalten, finde ich ein Stück weit unmenschlich. Das Sterben gehört zu unserem Leben und ich werde niemandem untreu, nur weil er nicht mehr strahlen kann.

Wenn er Dich nicht mehr erkennen kann, kannst Du ihm trotzdem durch Deine Nähe, Deine Freundlichkeit etwas geben, was ihn auf dem letzten Weg begleiten wird.

Ich selbst habe es versäumt und bin nicht glücklich darüber, meine Besuche immer aufgeschoben zu haben, bis ich irgendwann nur noch den Sarg begleiten durfte.

Meine Oma ist erst vor ein paar Tagen gestorben und ich bin froh darüber, dass ich sie davor besucht hatte. Ich glaube, dass es wirklich wichtig ist, jemandem gerade in solchen Situationen beizustehen. Meine Oma hat mich auch nur selten erkannt, aber ich finde, dass allein die Anwesenheit zählt. EInfach, um den Menschen, die wir lieben, das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein und nicht vergessen worden zu sein.

Hoffe, ich konnte dir helfen. Viel Kraft für die nächte Zeit!

Das Tod sieht nicht schön aus ... aber er ist das reale Leben. Wenn Du nicht gehst .. wirst Du Dir vermutlich immer wieder Vorwürfe machen das Du Dich nicht richtig verabschiedet hast. Ich würde Dir raten .. geh so schnell wie möglich hin, drück dem Opa noch einmal die Hand .. und verabschiede Dich innerlich von ihm. Du musst ja nicht lange bleiben .. aber sei dann stolz auf Dich das Du das geschafft hast. Meine Oma lag auch ganz schlimm .. aber ich bin froh das ich noch einmal da war ... letztendlich kannst aber nur DU diese Entscheidung treffen..