Muss der Zahnarzt mich fragen, wenn er woanders bohrt als zuvor besprochen?

4 Antworten

Örtliche Narkose klingt spannend! Wie genau muss ich mir sowas vorstellen?

Natürlich ist es nicht statthaft, den Patienten unaufgeklärt zu behandeln. Sind Sie sich auch sicher, dass Sie Ihr Zahnarzt vorab mit keiner Silbe über seine Behandlungsabsichten aufgeklärt hat?

Sind Sie Zahnarzt? Ich bin Laie und kenne mich in der Begrifflichkeit nicht aus. Vielleicht war das eher eine örtliche Betäubung?! Ich war eigentlich nur zur Zahnreinigung da, hatte keinerlei Schmerzen und man hat an den Zähnen äußerlich auch nichts gesehen. Da mir der Zahnarzt zu einem Röntgenbild geraten hat (Bilder liegen digital vor), habe ich dieses machen lassen. Prompt wurde mir ein großes Loch bescheinigt. Im Vertrauen das dieses (und nur dieses) behoben wird, habe ich eingewilligt. Der Zahnarzt wusste aber, dass ich skeptisch bin und sehr, sehr große Angst vor dem Bohren habe. Ich habe mich allerdings darauf verlassen, dass er es als Arzt besser weiß als ich. Was er während der Behandlung gesagt hat, war "ich mach jetzt mal vorne weiter". Allerdings war ich währenddessen gar nicht aufnahmefähig und hab nur gebetet, dass es bald vorbei ist. Als ich dann am Ende das Ergebnis (3 große Löcher in meiner rechten Kauleiste) gesehen habe, konnte ich das gar nicht begreifen und bin fast in Tränen ausgebrochen. Mit dem Zahnarzt reden kann ich nicht. Wenn ich alleine den Namen lese , kriege ich Schweißausbrüche und Heulkrämpfe. Und nein, zuvor wurde mit keiner Silbe erwähnt, dass es sein kann, dass auch woanders gebohrt werden muss... Nach der Behandlung hat er gesagt ich soll mich nicht so anstellen, es seien ja "nur" Füllungen und er hofft, dass es mir eine Lehre sei, dass ich in Zukunft Zahnseide benutze. Danach hatte ich wochenlang solche Schmerzen, dass ich noch einmal zur Nachbehandlung zu einem anderen Zahnarzt musste. Und der sagte mir, dass laut Röntgenbild nur ein Loch überhaupt behandlungsbedürftig war. Ich hatte zuvor intakte Zähne (abgesehen von einem Loch vor 16 Jahren). Jetzt habe ich ständig Probleme. Wie soll man einem Zahnarzt nachweisen, dass er mich nicht gefragt hat bzw. dass die Behandlung gegen meinen Willen war? Irgendwie kann ich mit dieser Sache nicht abschließen und fühle mich in meiner Wut und Trauer alleine gelassen. Vielen Dank für Ihre Nachricht!

Ich bin Zahnarzt, ja. Daher kann ich Ihnen vielleicht helfen, indem ich ein paar Sachen dazu aus meiner Sicht erläutere.

Es handelte sich mit Sicherheit um eine Lokalanästhesie, also eine örtliche Betäubung. Eine Narkose setzt auch kurzfristig das Bewusstsein des Patienten außer Kraft. Wenn Ihr ZA während der Behandlung mit Ihnen sprach und Sie das auch mitbekommen haben, war es die Lokalanästhesie. :-)

Ich verstehe Ihren Frust. Das tue ich wirklich. Aus meiner Sicht muss ich aber auch gestehen, dass ich Ihren Behandler verstehe.
Füllungen zu legen ist unser täglich Brot. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass sie nötig werden und es ist nichts Ungewöhnliches, dass Patienten bei der Selbstbeurteilung Karies nicht sehen (können). Dazu fehlt die Ausbildung, die Erfahrung und das bildgebende Verfahren, wenn es sich um Karies im Zahnzwischenraum handelt.

Dass Ihr ZA Ihnen während der Behandlung sagte, dass er nun "vorn weitermachen" würde, ist sozusagen als Aufklärung bzw. Abfrage des Einverständnisses zu betrachten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er es einfach als keineswegs dramatisch erachtet hat, Ihnen im Workflow die Zähne zu Ende zu behandeln.

Die allermeisten Patienten betrachten Füllungen als notwendiges Übel, wenn es zu Karies gekommen ist. Eine früh präparierte Karies schützt vor Caries profunda und damit vor wahrscheinlich großen Schmerzen.
Die Schmerzen, die Sie nach der Behandlung hatten, rühren bei einem großen Loch, also tiefer Caries, vor der entsprechenden Nähe zum Nerven bei der Präparation der Kavität. Der Nerv reagiert hier gereizt und muss sich vom Stress erholen. Aber in den meistens Fällen bleibt der Nerv bzw. die Pupla auf diesem Wege erhalten und der Zahn somit vital.
Eine Folge von lange unbehandelter Karies ist die Notwendigkeit einer Wurzelkanalbehandlung (sofern diese noch durchführbar ist und der Zahn durch die kariöse Zerstörung nicht gezogen werden muss). Bei dieser Wurzelkanalbehandlung wird die Pulpa allerdings entfernt und der Zahn devitalisiert. Er wird zwar erhalten, wird jedoch im Alter mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal Probleme bereiten.

Ich glaube Ihnen sofort, dass Sie nun verstört sind, weil Sie nicht mit mehreren Behandlungen gerechnet haben. Ich gehe aber fest davon aus, dass Ihr ZA nicht aus Vergnügen oder Geldgier einfach komplett gesunde Zähne behandelt hat.

Allein rechtlich ist die Sache auch simpel: Ihrem ZA kann niemand nachweisen, wie der Zahnzustand vor seiner Behandlung aussah. Er hat Sie über sein weiteres Vorgehen (obgleich er es SEHR knapp getan hat) aufgeklärt, was sein/e Assistent/in bezeugen können wird.

Gehen Sie in sich und wägen Sie ab. Aber ich denke, ohne dass ich nun ein Röntgenbild gesehen habe oder ähnliches, dass Ihr ZA gute Gründe hatte, Ihre Zähne zu behandeln.

@DrMauke

Sehr geehrter Dr. Mauke, vielen, vielen Dank für Ihre Einschätzung. Dass Sie sich die Zeit nehmen hier so umfassend auf meine Fragen zu antworten, spricht für Sie! Glück, wer einen solchen Behandler hat! Ich finde das Vorgehen meines ZA nicht korrekt, glaube aber auch, dass er sich keiner Schuld bewusst ist. Offensichtlich gibt es unterschiedliche Meinungen, was die Kariesdiagnostik angeht. Manchmal (so der zweite ZA) kann es wohl auch sinnvoll sein, nicht bei jedem kleinen Defekt sofort zum Bohrer zu greifen. Aber diese Entscheidung musste ich ja gar nicht treffen :-/

Darf ich Ihnen noch ein paar abschließende Fragen stellen? Ich frage lieber hier, wo der ZA weit weg ist ;-)

1. Kann man mit solchen Zähnen alt werden oder besser: kann ein Zahn mit tiefen Bohrlöchern alt werden?

2. Der eine Zahn wurde vorne und hinten angebohrt und komplett mit einer Zementfüllung (mir wurde gesagt, es handle sich um eine Art Milchzahnfüllung?) überzogen, sodass auch keine Fissuren mehr vorhanden sind. Ich weiß, dass dieser noch einmal neu, also permanent, gefüllt werden soll. Wird dabei der ganze Zement (auch der oben auf der Fissur befindliche) weggebohrt und durch Kunststoff ersetzt? Wird dabei nicht noch mehr Zahnsubstanz abgetragen und besteht nicht auch die Gefahr, dass der Nerv gereizt wird und eine Wurzelkanalbehandlung folgt?

3.Und zu guter letzt: Ist ein Defekt, den man auf einem Röntgenbild erkennt, stets behandlungsbedürftig? Kann es ein, dass dieser keinerlei Schmerzen verursacht?

Ich möchte wirklich gerne mit der Sache abschließen...

Danke bereits für Ihre Mühe und Ihre Zeit!

Natürlich dürfen Sie jederzeit fragen. :-) Sorry, dass ich es erst so spät lese!

1. Ein Zahn mit tiefen Füllungen kann genauso alt werden wie ein komplett unbehandelter Zahn auch. Das Einzige, was ihn vom komplett ungefüllten Zahn unterscheidet, ist, dass die Füllung ggf. noch einmal nach einigen Jahren (je nach Füllungsmaterial unterschiedlich) gegen eine neue ausgetauscht werden muss. Aber selbst bei tiefen Füllungen gestaltet sich das unproblematisch, zumal wir in der Forschung kontinuierlich große Schritte vorwärts machen. Da zeigt sich übrigens auch eine Qualität des Zahnarztes: immer am Puls der Zeit bleiben. :-)

Schlechtere Chancen auf wirklich langen Bestand haben, wie ich weiter oben schon meinte, endotherapierte Zähne mit entfernter Pulpa. Tatsächlich lockern sich solche Zähne in viele Fällen irgendwann und gehen dem Patienten verlustig.

2. Das klingt nach einer zementierten Fissurenversiegelung. Dabei wird der Zahn, insbesondere im Rahmen der häuslichen Mundhygiene schlecht zu reinigende Fissuren, durch den Zement remineralisiert und gegen Karies geschützt. Wurde der Zahn vor der Füllung mit Säure etwas angeraut?
Wenn dem so ist und es sich um eine Fissurenversiegelung handelt, wird der Zement okklusal beim nächsten Termin entfernt. Solche Versiegelungen platzen zuweilen nach einiger Zeit ab, was auch unbedenklich ist.
Die Kavitäten vorn und hinten werden dann final gefüllt. Provisorien können wir aufgrund ihrer geringeren Härte heutzutage sehr zahnsubstanzschonend entfernen. Teilweise genügt schon einfach die Anwendung von Ultraschallsonden.
Generell besteht immer die Gefahr einer Reizung des Nervs. Dieser kann durch das Bohren selbst, also mechanische und thermische Traumata, aber auch durch die Füllungsvorbereitung in Form von Säure gereizt werden. Das kommt immer auf die Tiefe der Füllung und die zahnindividuelle Nervanatomie an. Endotherapien werden dabei aber selten nötig, da sollten Sie sich keine Sorgen machen müssen. Wenn eine Fissurenversiegelung aufgebracht wurde, sollte es keine tiefe Karies gewesen sein.

3. Jeder Defekt, der auf einer Röntgenaufnahme erkannt werden kann, ist grundsätzlich behandlungspflichtig, weil er hier nur durch seine geringere Dichte erkannt werden kann. Das bedeutet, dass der Zahn zersetzt wird. Das kann nur kariöse Ursachen haben und Karies muss behandelt werden.
Ein "Loch im Zahn" beginnt als Initialkaries. Dabei wird der Zahn äußerst oberflächlich demineralisiert. Dieses Stadium ist prinzipiell noch ohne Bohrer behandelbar. Initialkaries sieht man allerdings nicht auf dem Röntgenbild.

Karies selbst ist sogar bis zu einem bestimmten Punkt meistens schmerzfrei. Dieser Punkt wird oft erst dann überschritten, wenn das Dentin tief angegriffen ist, sodass Reize wie kalt, heiß, süß und sauer über feinste Kanälchen in der Zahnhartsubstanz an den Zahnnerv gelangen können, was Schmerzen oder anfangs noch eher ein unangenehmes Ziehen verursacht.

Karies im Zahnzwischenraum wiederum verläuft da oft anders: durch die eng beieinander stehenden Zähne wird diese Art der Karies optisch häufig nicht bzw. erst sehr spät gesehen. Auch die oben angesprochenen Reize gelangen häufig nicht an den Nerv, weil der enge Zahnstand die Reizleitung verhindert. Und genau da ist es oftmals das Röntgenbild, das den entscheiden Hinweis liefert. Ist diese Art der Karies erkannt, muss sie behandelt werden. Sonst schreitet sie voran und verursacht irgendwann eine Infektion der Pulpa. Dann schwillt der Zahnnerv an, es kommt zu enormen Schmerzen. Da ist es dann für die Vitalität des Zahnes meist schon zu spät. Der Nerv stirbt ab, die die Karies verursachenden Bakterien sorgen bis hinab zum apikalen Teil des Zahnes für Infektionen. Es kommt an der Wurzel zu Schwellungen, evtl. Eiterbildung, Druckschmerz, Aufbiss- und Klopfempfindlichkeit. Da helfen nur noch Endotherapie oder Extraktion.

Daher: ja. Jede Karies gehört schnellstmöglich behandelt. :-)

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen. Ich verstehe auch gut, dass Sie mit dem Thema abschließen wollen. Freuen Sie sich, dass die Defekte behandelt wurden. Viele Menschen scheuen den Gang zu uns so sehr, dass Sie erst wieder vorstellig werden, wenn Sie die eben beschriebenen Schmerzen haben. Und das sind oftmals wirklich unglaublich starke Schmerzen.

Beste Grüße,

Frank Mauke

Du kannst ihn anzeigen da es mit dir vorher nicht angesprochen war. An deiner stelle würde ich zur Polizei gehen. Es ist nicht okay einfach irgendwo zu boren wo es nicht abgesprochen war.

Kannst ihn Verklagen

Hast du denn schon mit ihm darüber gesprochen, bzw. ihn mal gefragt was das sollte? Und warum bekommst du für ein Loch eine Narkose?

Örtliche Betäubung ;-)