Können Ärzte sehen, welche Befunde vorherige Ärzte zu mir geschrieben haben?

5 Antworten

Grundsätzlich muss jede medizinische Behandlung in Papierform oder in einem entsprechenden elektronischen System dokumentiert und für eine Dauer von 10 Jahren aufbewahrt werden (§630f Bürgerliches Gesetzbuch- BGB). Was es nicht gibt ist ein zentrales System, auf welches alle Ärzte und Krankenhäuser Zugriff haben, ein solches wäre auch rechtlich gar nicht zulässig, da die Schweigepflicht (§203 Strafgesetzbuch- StGB) primär auch unter Ärzten gegenseitig gilt, die Weitergabe bedarf entweder der ausdrücklichen Zustimmung oder dem mutmaßlichen Patientenwillen. Es ist demnach so, dass andere Ärzte und Krankenhäuser keinen Zugriff auf die Patientenakte haben. Angenommen du warst vor sechs Monaten in Krankenhaus a) in Behandlung und landest dann ein halbes Jahr später in Krankenhaus b), dann hat Krankenhaus b) keinen Zugriff auf die Befunde von Krankenhaus a). Der Hausarzt ist der der Arzt, bei dem alle Befunde zentral zusammenfliesen sollten, im Interesse des Patienten. So gehen Befunde von Krankenhäusern und von niedergelassenen Fachärzten sofern man dort seinen Hausarzt angegeben hat üblicherweise an den Hausarzt und wenn der Hausarzt eine Überweisung geschrieben hat, dann erhält ebenfalls dein Hausarzt einen Bericht. Wenn man die Weitergabe nicht möchte, dann kann man ihr ausdrücklich wiedersprechen aber wie erwähnt, ist es im Interesse des Patienten, dass der Hausarzt nach Möglichkeit über alle Befunde verfügt.

Mfg

Hellorolo 
Fragesteller
 23.11.2021, 11:50

Dankeschön

Ärzte in Deutschland sind nicht untereinander vernetzt. Auch die Krankenhäuser nicht. Kein Arzt weiß ob und wann du bei einem Kollegen in Behandlung warst oder ob du im Krankenhaus warst.

Es gibt nur zwei Ausnahmen:

  1. Du gibst deinen Hausarzt an. Dann wird der Befund normalerweise dorthin geschickt.
  2. Der Hausarzt überweist dich an einen anderen Arzt oder das Krankenhaus. Dann wird der Befund am Ende ebenfalls an den überweisenden Arzt geschickt, weil der ja die Behandlung eingeleitet hat und quasi dann das Ergebnis bekommt.

Das ist ein riesiges Problem vor allem für unsere Senioren, die ja über 70% der Patienten ausmachen. Wir müssen für jeden Patienten in mehreren Praxen anrufen, wo die Unterlagen ausgedruckt und dann zu uns gefaxt werden.

Insbesondere bei Krebspatienten, die oft in sehr kurzer Zeit viele verschiedene Ärzte brauchen, blickt kein Mensch durch, welche zum Teil extrem teure und gefährliche Therapie gerade läuft und welche Diagnostik noch fehlt. Wenn die Patienten dann auch noch in ein Pflegeheim in einer anderen Stadt umziehen, fehlen meistens mindestens 80% aller Befunde. Das ist ehrlich gesagt ein Totalversagen der Gesundheitspolitik der letzten 20 Jahre.

Hellorolo 
Fragesteller
 22.11.2021, 23:02

Vielen Dank für die Antwort.

RedPanther  23.11.2021, 19:09
Das ist ehrlich gesagt ein Totalversagen der Gesundheitspolitik der letzten 20 Jahre.

Alles eine Frage des Blickwinkels... Als Hardcore-Datenschützer könnte man natürlich auch behaupten, das Gesundheitssystem sei eines der letzten Bollwerke, in dem Daten nicht einfach so weitergereicht werden ;)

Ich stimme allerdings deiner Sichtweise deutlich eher zu.

Maxxismo  23.11.2021, 19:33
@RedPanther

Die Gesundheitspolitik hat versagt, weil sie keine Möglichkeit des digitalen Datenaustauschs geschaffen hat. Meine Patienten sind regelrecht schockiert, wie rückständig das Gesundheitssystem diesbezüglich ist.

Insbesondere bei onkologischen und geriatrischen Patienten ist das ein riesiges Problem. Die würden alle der Datenweitergabe ohne zu zögern zustimmen.

RedPanther  23.11.2021, 20:24
@Maxxismo

Ich weiß! Was meinst du, wie viele Rettungsdienstpatienten total baff sind, dass wir keine Möglichkeit haben, ihre Krankengeschichte nachzuvollziehen...

Maxxismo  23.11.2021, 20:26
@RedPanther

Was meinst du wie gravierend das Problem erst im Krankenhaus ist, wo man die Patienten nicht nur 30 Minuten von A nach B schuckelt. 😂

Du bekommst bei der Entlassung aus dem Krankenhaus ja einen Entlassungsbrief.

Ein Exemplar bekommst du (ist übrigens mehr als sinnvoll, wenn dieses für den Rettungsdienst in Zukunft greifbar ist, neben dem Medikamentenplan und der Karte), eins bekommt der Hausarzt (außer du hast der Weitergabe widersprochen, was dein Recht als Patient ist). Eine der erste Fragen bei der Aufnahme im Krankenhaus ist die, wer dein Hausarzt ist. Eben um die zukünftigen Befunde dort hin zu senden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Hellorolo 
Fragesteller
 23.11.2021, 11:49

Vielen Dank erstmal für die Antwort. Was wäre, wenn der Patient nicht in der Lage war zu antworten, wer sein Hausarzt ist und auch später nicht mehr die Frage gestellt wurde?
Und eine weitere Frage:

Wenn ich in dem selben Krankenhaus nochmal behandelt werde, können die Ärzte dann auf die Befunde zugreifen?

iwaniwanowitsch  23.11.2021, 13:02
@Hellorolo

Kein Ding!

Dann wird das Aufnahmegespräch auf später verlegt, es gibt in diesem Kontext ja noch weitere Dinge zu klären: Einbettzimmer, Chefarzt, Angehörigenkontakte, spezielle Lebensmittelwünsche etc. Irgendwann ist jeder Patient wieder ansprechbar oder es werden Angehörige gefunden.

Sämtliche medizinischen Dokumente müssen 10 Jahre aufbewahrt werden.

https://www.kvno.de/praxis/recht-vertraege/dokumentation/aufbewahrungsfriste

Ja können sie und tun sie auch. Das erste was gemacht wird, wenn du kommst und deine Karte ablieferst, ist, die alten Berivhte anzuschauen. Das machen die Ärzte teilweise schon direkt bei der telefonischen Anmeldung durch den Rettungsdienst.

Hallo,

dafür gibt es ja die Überweisungen. Darauf soll dein bisheriger Verlauf und die Richtung die bei der weiteren Behandlung eingeschlagen werden soll deutlich werden oder zumindest nachgefragt werden können. Bleibede Beschwerden werden auch festgehalten.

Dann kann man den Arzt auch noch auf seine Beschwerden verstärkt hinweisen.

lg

Harry

Hellorolo 
Fragesteller
 22.11.2021, 22:33

Vielen Dank. Aber nehmen wir an, ich gehe zum Hausarzt. Weiß der dann nichts über mich? Also hat der keine Befunde von anderen Ärzten, wenn ich keine Überweisung habe und ihm sonst nichts gebe?

heizfeld  22.11.2021, 22:38
@Hellorolo

Naja, wenn du da als 40jähriger reinkommst dann fragt der sich natürlich auch wo du herkommst. Du erzählst es ihm und er telefoniert eben mal wenn du wieder raus bist oder lässt sich was schicken. Ich ermuntere meine Ärzte immer miteinander zu sprechen, sage ihnen ausdrücklich dass ich nichts dagegen habe

Nein, zur Zeit noch nicht. Aber geplant mit der elektronischen Krankenkassenkarte.

Maxxismo  23.11.2021, 19:34

Ein großer Witz ist das... Es ist traurig dies mit anzusehen.