Kann eine durch Medikamente ausgelöste qt-intervall verlängerung sich normalisieren?

Halbrecht  23.10.2020, 19:19

bezieht sich deine Frage auf Psychopharmaka ?

Cedric507 
Fragesteller
 23.10.2020, 23:01

nein allgemein

2 Antworten

Von Experte Jacqueline8578 bestätigt

Dass sich eine Toleranz ggü. QT-modifizierenden Effekten ausbildet, ist mir nicht bekannt.

Treten signifikante QT-Zeit-Veränderungen auf, wird die Dosis angepasst oder das Arzneimittel abgesetzt.

Wie will man untersuchen, ob sich eine Toleranz aufbaut? Da man das Risiko kennt, kann man nicht bei solchen Patienten einfach systematisch die Therapie unverändert fortführen, um zu schauen, wie es sich entwickelt. Schlimmstenfalls stellt man hinterher nur fest, dass die Häufigkeit schwerer Zwischenfälle und die Sterblichkeit steigen.

Edit:

So gibt es ja auch Medikamente die anfangs nur müde machen und wo die Sedierung bei weiterer einnahme abnimmt

In diesem Fall gilt aber: eine nachlassende sedierende Wirkung hat nichts mit den potentiellen Nebenwirkungen am Herzen zu tun. Im Gegenteil: stigert man die Dosis, um wieder eine sedierende Wirkung zu erhalten, erhöht sich die "QT-Gefahr" noch mehr, da es hier oft eine Dosisabhängigkeit gibt. Man muss also die verschiedenen Effekte (erwünschte und unerwünschte Wirkungen) separat sehen; nur weil eine Wirkunge sich verändert, muss das auf eine Nebenwirkung nicht zutreffen.

Cedric507 
Fragesteller
 24.10.2020, 11:16

Muss eine QT Zeit verlängerung immer schlimm sein oder kann man auch mit einer leben solange sie 500ms nicht überschreitet?

Cedric507 
Fragesteller
 24.10.2020, 11:19

Ich meine auch nicht das das Medikament müde machen soll, Antihistaminika bspw. machen anfangs oft müde und diese Nebenwirkung verschwindet bei weiterer einnahme meistens. Meine Frage war ob das selbe für eine normalisierung für den QT Wert gilt.

Danny4793  24.10.2020, 13:05

@Cedric507:

ob das selbe für eine normalisierung für den QT Wert gilt

Wie gesagt, mir ist nicht bekannt, dass sich die QT-Nebenwirkungen zurückbilden; ich würde vermuten, es kann sein, aber es muss nicht.

Wenn man müde wird, nimmt man das Mittel ggf. trotzdem, weil man als Patient die Nebenwirkungen toleriert oder als Arzt kein Risiko darin sieht. Wenn man signifikante Änderungen der QT-Zeit feststellt, wird man halt was ändern, um das Risiko zu reduzieren.

Muss eine QT Zeit verlängerung immer schlimm sein

Nein, aber das kann personenbezogen immer nur ein Arzt beurteilen, der den Patienten kennt oder untersuchen kann. Eine QT-Zeit-Verlängerung kann für eine Person irrelevant sein, während eine andere Person mit derselben Verlängerung schon stärker gefährdet ist.

Ich bin überzeugt, es laufen viele Leute in der Gegend rum, die durch Arzneimittelnebenwirkungen und -wechselwirkungen signifikante QT-Zeit-Veränderungen haben, ohne dass das diagnostiziert wird. Und es mag auch sein, dass die Nebenwirkung sich zurückbilden kann (unabhängig von anderen Nebenwikrungen, etwa Müdigkeit (Stichworte: Pharmakokinetik, etc.)). Aber da man handeln muss, wenn man diese Nebenwirkung feststellt, lässt sich die "eingriffslose Entwicklung" nach der Diagnose nicht mehr verfolgen. Ich müsste mal nach der Dunkelziffer schauen...

solange sie 500ms nicht überschreitet
  • Es gibt arzneimittelinduzierte EKG-Veränderungen, die man tolerieren kann. Die msec-Angaben dazu müsste ich selbst nachschauen. Und auhc hier gilt das nie absolut, da es für jede Person individuell eingeschätzt werden muss.
  • Übrigens: man muss immer auch Leber-/ Nierenfunktionen im Blick haben, da deren Leistung die Blutkonzentration beeinflusst, und damit auch die dosisabhängigen Nebenwirkungen. Das ist z.B. dann relevant, wenn jemand bereits ein verlängertes QT-Intervall hat und Arzneimittel erhalten muss, die dieses noch weiter verlängern können; dann ggf. Dosisreduktion.

Ich gaube nicht, aber damit kannste ja jetzt nichts anfangen, vielleicht ist das was :Fazit: Die retrospektive Datenbankanalyse ergab, dass das QT-Intervall im EKG nicht von allen Antidepressiva beeinflusst wird. Citalopram, Escitalopram und Amitriptylin verlängern es dosisabhängig, während es durch Bupropion verkürzt wird. Der Nutzen der Substanzen überwiegt jedoch nach wie vor das Risiko.

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Antidepressiva: Verlängern Serotonin ... - Deutsches Ärzteblatt
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