Wie kommt man bei einer Operation ans Herz?

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Oft wird heutzutage schon endoskopisch operiert. Das heißt, es werden nur kleine Löcher geschnitten durch die die Instrumente und eine Kamera eingeführt werden.

Oder man geht über große Blutgefäße ins Herz. Dabei wird oft an der Oberschenkelarterie eingestiegen und ein Draht bis ins Herz geschoben.

Klassische Operation am Offenen Herzen: Haut mit Skalpell durchschneiden, Rippen mit Knochensäge aufschneiden und dann wird ein Rippenspreitzer eingesetzt der die Rippen auseinander zeiht damit genug Platz zum Operieren ist.

Bei der Operation am offenen Herzen wird das Brustbein in der Mitte durchtrennt, quasi wie bei einem halben Hähnchen. 

Nach der OP wird das Brustbein mit Metall geklammert und heilt in wenigen Wochen wieder zusammen. 

In dieser Zeit muss man natürlich unbedingt größere Druck- und Zugbelastungen tunlichst vermeiden.

Auch wenn inzwischen viele Herzoperationen endoskopisch, also durch das Vorschieben eines Katheters durch die großen Blutgefäße bis ins Herz vorgenommen werden können, bleibt in nicht wenigen Fällen auch heute noch die Öffnung des Brustkorbes das Mittel der Wahl.

Sinnvoll ist es, sich vorher nach den Möglichkeiten der Operationsmethoden im individuellen Fall zu erkundigen. Denn es kann durchaus sein, dass in einem Herzzentrum noch mit der Öffnung des Brustkorbes gearbeitet wird, wo an anderer Stelle bereits minimalinvasive Eingriffe durchgeführt werden.

Es gibt verschiedene Zugagangswege in der Herzchirurgie:
Für STANDARTEINGRIFFE am offenen Herzen und der thorakalen Aorta, wird häufig die mediane Sternotomie angewendet. Dort setzt man einen Schnitt vom Manubrium (der am meisten Kranial liegende Teil des Beistbeins) bis zum Xiphoid (dem am meisten kaudal liegende Teil des Brustbeins). Dann durchtrennt man das Sternum komplett oder häufig auch nur partiell. Dieser Eingriff hat eine lange Genesungsdauer von bis zu 6 Wochen, in der man nichts heben und tragen darf.
Bei NOTFÄLLEN wird oft eine posterolaterale Thorakotomie angewendet. Dort schneidet man durch den gewünschten Interkostalraum in den Interkostalmuskel und durchtrennt ihn posterolateral. Logisch oder ? Dann Spreizt man die Rippen, das sieht für nicht Mediziner sehr Brutal aus und selbst für nicht-chirurgische Ärzte ist es immer ein Highlight und z.B. von Internisten nicht so gern gesehenes verfahren. Man hat dort Zugang zum Perikard und zum Herzen. Um diesen Zugang zu gewinnen muss man einen künstliche herbeigeführten Pneumothorax hervorrufen. Dafür benötigt man spezielle Beatmung, seitens der anästhesistischen Kollegen. Ein weiter Zugangsweg bei Notfällen das aber sehr Invasiv ist, ist die Clamshell-Thorakotomie, dass oft in Amerika Verwendung findet. Dort ist es eines der Königsdisziplinen der klinischen Notfallmedizin und findet bei Krankenhausserien oft viele Bewunderer. Dort setzt der Chirurg (oder auch in ganz seltenen Fällen ein anderer nicht-chirurgischer Arzt) einen Schnitt den gesamten 5. Interkostalraum entlang über den gesamten Brustkorb und eröffnet diesen mit einem Spreizer. Jetzt kann man eine interne Druckmassage durchführen. Wie gesagt sehr Invasiv. Auch gibt es Mini-Thorakotomien, bei denen man Minimal-Invasive Eingriffe am Herzen durchführen kann z.B. einen Klappenersatz oder einem Vorderwandbypass (selten, da meistens mehrere Koronararterien betroffen sind). Auch transvasale Eingriffe, also Eingriffe endovaskulär, in dem man durch die großen Gefäße einen Katheter schiebt und dann therapeutisch interveniert wie z.B. bei einer TAVI (Transaortic-Valve-Implant) haben sich gehäuft. Die oben genannten Maßnahmen werden in der Thoraxchirurgie aber auch als elektive Maßnahmen eingesetzt, da du aber nach der Herzchirurgie gefragt hast sind diese Maßnahmen oft Notfalleingriffe.

Der Brustkorb wird "aufgesägt" und mit "Stativen" auseinander gedrück und justiert. Dann wird am Herzen operiert.


Der häufigste Zugang zur offenen Herz-OP ist die mediane Sternotomie. Dazu wird nach Durchtrennung der Haut und Muskeln, das Brustbein mittig durchgesägt und anschließend auseinandergedrückt.

Das Herz befindet sich direkt unter dem Brustbein.

Zum knöchernen Verschluss werden dann sogenannte Cerclagen angelegt, die das Brustbein wieder zusammendrücken, sodass es bündig verheilt.

Kurzes Video dazu:

https://youtube.com/watch?v=ZeJFqPy9jUU

Unten siehst du auf einer Röntgenaufnahme die Cerclagen, die bei einem Patienten vermutlich nach Herz-OP angelegt wurden. Diese werden nicht entnommen.

http://www.idr.med.uni-erlangen.de/orthorad/popup/sternumap.jpg