Wie kann ich Nähe und Distanz eines Patienten wahren?

4 Antworten

Hallo Tutzie,

für mich fängt Nähe-Distanz schon mit der Körpersprache an. Wenn man mit Menschen arbeitet, egal in welchem Bereich, sollte man ein bischen darüber wissen.

z.B. Bewust mit Augenkontakt arbeiten (nicht anstarren, aber auch nicht den Blick vermeiden). Mit Blicken bestätigen oder auffordern, Verständnis signalisiern.

Die Nähe so gestalten, dass sich beide dabei wohlfühlen - manche Patienten brauchen in bestimmten Situationen mehr Nähe, dann ist z.B. auch die Hand auf der Hand oder dem Arm angebracht, in manchen Situationen sogar eine herzliche Umarmung (je nach Stimmung, Situation und Bedürfnissen).

Manchmal ist es aber auch angebracht einen Schritt zurück zu treten oder z.B. durch einen Tisch oder entsprechende Stuhlstellung für Abstand zu sorgen.

Wenn Patienten sehr aufdringlich sind kann man auch mit Körpersprache wieder Abstand gewinnen, z.B. sich in den Weg stellen um Zutritt zu verwehren, die Türe öffnen und mit Handbewegung hinausgeleiten, die Arme vor der Brust verschränken um sich abzugrenzen (kann unhöflich wirken ist, aber in gewissen Situationen angebracht.

Verletzt ein Patient massiv mein Bedürfnis nach Distanz verteitige ich sie auch, z.B. Wegziehen von Hand oder Arm wenn mich jemand unaufgefordert berührt, ein plötzlicher Schritt nach vorne (wenn Zurückweichen bei Distanzmangel nicht geklappt hat).

Spiegeln und Wiederholen schafft Verständnis und Vertrautheit.

Zur professionellen Distanz gehört, dass man nicht über privates spricht (außer Sachen im Kontext und mit Ziel - z.B. um Verständnis oder Vertrauen zu fördern) aber bitte nie etwas wie "Ah ja, Hämorrhoiden hat mein Schwiegervater auch!" ;)

Keine privaten Adressen oder Telephonnummern weitergeben.

NICHT WERTEN - egal ob Drogenkonsum oder Geschlechtskrankheit. Dinge sind wie sie sind und es ist nicht unsere Aufgabe Patienten zu kritisieren ;)

Nicht die Probleme des Patienten zu den eigenen machen! Manche sind einfach faul und laden gerne Aufgaben oder Lasten ab. Das muss man sich auch als fürsorglicher Mediziner nicht gefallen lassen ;) Außerdem ist es gut für Patienten so viel wie möglich selbst zu machen! Also wirklich nur die Aufgaben abnehmen, die der Patient wirklich nicht selbst machen kann!

Nicht lästern!!! Lästerei über Patienten vergiftet das Arbeitsklima. Selbst wenn ein Patient nicht mithört, was im Personalraum gesprochen wird wird er es "riechen" dass etwas faul ist. Das bedeutet natürlich nicht, dass man sich mit Kollegen nicht kritisch austauschen darf oder auch mal einen Spaß machen, aber fiese oder beleidigende Sprüche sollte man sowohl bei sich selbst als auch bei anderen unterbinden.

Hoffe die Antwort ist hilfreich :)

LG, Hourriyah

sag ihm dass er dir vertrauen kann. usw

tutzie1 
Fragesteller
 08.04.2013, 19:03

bissl genauer wäre nett

nicht angrapschen, d.h. nur selten anfassen - ärzte fassen dauernd an (schulter klopfen etc), das ist unangenehm.

auch mal akzeptieren, wenn jemand über etwas wirklich nicht reden möchte.

den patienten, wenn er was erzählt, nicht beurteilen - auch wenns gut gemeint ist, kann man sich damit richtig in die nesseln setzen.

dem patienten nicht nach dem mund reden - d.h. ehrlich und authentisch bleiben.

patientenwünsche/ -klagen respektieren, d.h. darüber nachdenken, inwieweit man entgegenkommen kann, auch wenn man die situation in dem moment komplett anders sieht.

erklärungen geben z.b. wenn man keine zeit hat, begründungen geben wie "ich muss vorher noch zu einem anderen patienten" und ansagen machen wie "ich komme in 15 min zu ihnen".

tutzie1 
Fragesteller
 08.04.2013, 19:11

vielen vielen Dank

Gar nicht. Das ist ein Konstrukt.