Wer hat Erfahrung mit einer Vasektomie (Sterilisation)

4 Antworten

Man muß sich schon sehr sicher sein, daß die Familienplanung abgeschlossen ist. Ich habe eine Sterilisation hinter mir. Grund war, meine 2. Schwangerschaft, die eigentlich nicht hätte sein dürfen. Laut einer Bauchspiegelung wurde mir damals von den Ärzten versichert, daß ich keine Kinder mehr bekommen kann. Da hatte ich schon 1 Kind per Kaiserschnitt. Doch hat es sich dann anders gezeigt, ich wurde schwanger und Kind 2 war unterwegs. Auch wieder ein Kaiserschnitt und ich habe gleich mit dieser Op. auch die Sterilisation machen lassen.

Also, wenn sich ein Paar sicher ist, dass es keine Kinder mehr möchte finde ich es gut, wenn der Mann sich sterilisieren lässt weil es beim Mann einfacher und unkomplizierter ist als bei der Frau. So weit ich weiß kann es beim Mann sogar unter örtlicher Betäubung gemacht werden, bei der Frau sind Vollnarkose und Bauch-OP nötig.

Andererseits... es ist die Frau die schwanger wird... was ist wenn Du Dich sterilisieren lässt und sie wird durch einen Seitensprung schwanger... oder wird vergewaltigt (gut, man muss ja nicht immer das schlimmst annehmen). Ich denke es kommt auch drauf an ob die Frau aus gesundheitlichen Gründen keine Kinder mehr möchte oder bekommen kann oder ob die Familienplanung einfach abgeschlossen ist.

Aber was ist, wenn Du mal eine neue Partnerin hast. Beziehungen gehen in die Brüche und ältere Männer finden dann oft noch einmal eine jüngere Partnerin, mit der sie dann noch mal ein Kind möchten. Einer Bekannten erging es so wie mir, er war Anfang 50.

Aber wenn Du Dir sicher bist, dass Du kein Kind mehr willst - warum nicht. Es bedeutet absolute Sicherheit für Dich, auch bei einem One-Night-Stand und eine Erleichterung für Deine Partnerin weil sie sich nicht mehr mit Hormonen, Spirale u. Co belasten muss.

Ich kenne einen user hier, der vielleicht was dazu sagen kann, ich zeig ihm mal Deine Frage :-)

Hallo Matze, als ich 40 Jahre alt war, das ist 23 Jahre her, habe ich mich sterilisieren lassen. Der Hintergrund war klar: Es gab drei Kinder, meine damalige Frau durfte aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder schwanger werden und vertrug nach schwerer Geburt bei hohem OP-Risiko keine Ovulationshemmer. Von daher bot sich eine Vasektomie bei mir an. Dabei, dies der Wahrheit zur Ehre, komme ich aus einem Hintergrund und einer Generation, bei der / dem alle Themen "untenrum" doch weitgehend tabu sind / waren. Dennoch glaubte ich damals, keine andere Wahl zu haben. Also habe ich mich offensiv über etwa ein Dreivierteljahr mit dem Gegenstand beschäftigt. Damals gab es noch kein Internet, ich habe mir Literatur zum Thema besorgt und den Rat guter Freunde eingeholt. Da ich in der Nähe einer Universitätsstadt mit zahlreichen Facharztpraxen lebe, gab es schnell die richtigen Hinweise. Natürlich war meine Partnerin einbezogen und sie hat mitgedacht, auch wenn sie skeptischer war, was die Zukunft unserer Beziehung anging.

Ich habe mich dann für eine angesehene urologische Praxis entschieden und mich dort vorgestellt. Es gab ein umfassendes Aufklärungsgespräch, bei dem der Arzt schnell mein Vorwissen feststellte und sich daher intensiver mit möglichen psychischen Folgen befasste. Er hat damals übrigens noch eine formelle schriftliche Zustimmung meiner Partnerin zu dem Eingriff bei mir erbeten. Heute ist das so wohl nicht mehr üblich. Es wurde bald ein Termin festgelegt, an dem ich mich dann auch eingefunden habe.

Ich denke noch gelegentlich an die Situation dieser kleinen OP zurück, wobei es viel eher die Umstände waren, als der Eingriff selbst. Die Praxis hatte zwei junge Praktikantinnen bekommen, richtig nette Mädchen, und der Urologe fragte mich, ob ich etwas dagegen hätte, wenn die jungen Damen bei meiner Vasektomie zuschauten. Es wäre auch für sie eine Premiere. Ich war etwas überrascht, sagte nicht nein, hatte auch eigentlich nichts dagegen. Die beiden jungen Damen fand ich irgendwie ganz nett und die haben den Vorgang mindestens so bestaunt wie ich. Von der OP habe ich abgesehen von der Fixierung der Samenleiter und den beiden Anästhesieinjektionen kaum etwas gemerkt. Ich habe zwischendurch auch mal zugesehen und zusammen haben wir den Fortgang in diesen etwa 20 Minuten auch vom Arzt kommentiert bekommen. Zu ihm hatte ich großes Vertrauen gefunden und ich habe ihn später bis zu seiner Pensionierung bei urologischen Fachfragen gelegentlich noch aufgesucht.

Es war damals noch die klassische Vasektomie mit beidseitigem Schnitt, Ligatur und Verödung durch diese Elektrosonde. Das qualmte ein wenig und dann war es auch bald getan. Heute noch sehe ich, wie die beiden herausgetrennten Samenleiterstückchen aufgespießt auf je einer Spezialzange in einem kleinen Ständer am OP-Stuhl standen. Das war in Ordnung, machte mich ruhig - und sogar ein wenig stolz.

Meine Frau holte mich nach getaner Tat ab und wir fuhren nach Hause. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Eisbeuteln im Bett. Es gab auch nach Abzug der Anästhesie keine Malessen, keine Blutergüsse, keine Probleme. Ich ging nach zwei Tagen meinem Beruf wieder nach. Nach vier Wochen wies das Spermiogramm "keine Fäden" mehr auf, auch die zweite Untersuchung zeigte dieses Bild. Körperlich blieb ich voll fit. Es gab keinerlei Störungen in meinem Sexualleben.

Meine damalige Frau und ich hatten dann einige ruhige Jahre im Miteinander, allerdings ging unsere Ehe, nachdem die Kinder größer geworden waren, auseinander. Von einer Hoffnung, eine Vasektomie könne eine Ehe kitten, rate ich aus eigener Erfahrung dringend ab.

Vor nunmehr fast 15 Jahren fand sich eine neue Partnerschaft, mit der ich so nicht mehr gerechnet hatte. Als sich zeigte, dass wir uns einiger werden würden, habe ich sicherheitshalber bei meinem Urologen eine Ejakulatprobe abgegeben und untersuchen lassen. Das Ergebnis aus 1989 stand noch und so starteten wir beide in eine recht befreite, sexuell unbelastete Gemeinsamkeit. Meine neue Partnerin hat ebenfalls einen erfüllten Kinderwunsch und das sie etwas jünger ist als ich und ihr Klimakterium spät eintrat, haben wir von meinem Zustand nach Vasektomie noch richtig was gehabt.

Im Nachhinein war das die völlig richtige Entscheidung und ich glaube, dass es bei mir richtig gut gelaufen ist. Zwei Dinge erscheinen mir im Rückblick für meine Geschlechtsgenossen, die sich mit der Möglichkeit einer Vasektomie beschäftigen, wichtig: 1.Die Auswahl eines Arztes, zu dem man Vertrauen entwickeln kann, sodann 2. die richtige innere mentale Vorbereitung durch klare Kopfarbeit. Im heutigen Internet lese ich immer wieder von Problemen und Versagern bei Vasektomien. Ich glaube aber nicht, dass ich nur Glück gehabt habe oder einem Zufall unterworfen wurde. Dazu kenne ich zu viele Männer, die ebenfalls mit der Vasektomie sehr zufrieden sind.

Für mich war die Vasektomie vor 23 Jahren die wohl beste Entscheidung, die ich bezogen auf meine Männlichkeit je gefällt habe.

Grüße: Jan

Matze1a 
Fragesteller
 10.04.2012, 09:04

Vielen Dank für die ausführliche, sehr informative Antwort, hat mir sehr geholfen. Schön, dass Sie sich solche Mühe machen, ein großes DANKESCHÖN.

Jan491  14.04.2012, 14:41
@Matze1a

Hallo Matze 1a, gern geschehen. Ihre Frage hat mich um Jahre zurück versetzt. Ich habe zudem das Gefühl, dass zu wenige Männer, denen es mit der Vasektomie im eigenen Leben gut gegangen ist, sich in Internetdiskussionen melden. Da scheinen sich doch neben Chaos-Berichten (... denen ich Faktizität und Betroffenheit keineswegs absprechen möchte!) viele Plattitüden, Oberflächlichkeiten und Ängste auszutoben. Dem setze ich gerne meinen Rat entgegen: Vorab lange, breite Kopfarbeit leisten - auch bezogen auf die Partnerin -, sich fachlich super informieren und - fast das Wichtigste - den Arzt des Vertrauens mit Verstand suchen und finden. Es ist dann alles halb so wild, von der OP selbst gar nicht zu reden. Alles Gute, vor allem für Ihre eigene Entscheidung: Jan 491

Was sagt ein höflicher Deutscher, wenn er die Vasektomie ablehnt?

Er sagt: "Vasektomie - nein danke!"

Eine anderer, der noch unsicher ist, der sagt es nicht, sondern tippt es in seinen Computer . . . und findet eine bessere Lösung!