Nageltritt Erfahrungen?

Pferd  - (Gesundheit und Medizin, Pferd, Verletzung)

5 Antworten

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Drauf nageln würde ich nichts und schon gar nichts mit üppig Kunststoff drum rum. Das verhindert ja auch die Reinigung. Und der Huf ist durch den Kanal mechanisch geschwächt, den jetzt noch mit der Last des Beschlags zu belasten wäre schon arg viel. Eine Nebenwirkung von Beschlag ist ja leider, dass die Hufe nicht wie ein Barhuf, sondern an einigen Stellen mehr, an deren weniger belastet werden, d.h. die Last wird umverteilt. Über eine gewisse Zeit kommt ein gesunder Huf damit klar, aber weil auch der das nicht ewig kann, hat man noch in den 80er Jahren IMMER eine beschlagfreie Periode gemacht, die mindestens so lang war wie die Beschlagsperiode, um die dadurch erzeugten Störungen beheben zu können. Ich seh nur heute, dass die Schmiede nicht mehr Barhuf können. Welches von einem Schmied bearbeitete Pferd läuft denn nach Eisenabnahme? Kaum eines. Also bleiben die Dinger ganzjährig drauf samt aller Nebenwirkungen.

Der Rivanolverband bringt nichts. Das, was zu behandeln ist, ist das Loch und Rivanol hält sich hartnäckig in den Kopfen der Behandler, obwohl es so gut wie nicht wirkt. Keine Ahnung, warum so viele auf das gelbe Zeug abfahren. Die Resistenzentwicklung ist erwiesen, die mutagenen Nebenwirkungen sind erwiesen, die Einschüsse kommen oft erst von Reaktionen auf das Rivanol und mit der gelben Farbe macht es jegliche Wundbeurteilung unmöglich, aber irgendwie ... muss man nicht verstehen. Ein bisschen käme man auf die Idee, es wurde zu viel Vorrat angeschafft und jetzt muss es halt noch verbraucht werden.

Man muss das Loch mit Wundspüllösung (im Loch am ehesten Kochsalzlösung, da Jod auf so viele Keime nicht wirkt und Polyhexanid nicht in Taschen und Kanäle soll, falls sich der Kanal unter dem Hufmechanismus verändert, weil es sich unter Druck ungünstig verhält - dazu müsste man wissen, wie genau der Kanal liegt) mit einer Kanüle ausspülen und mit fusselfreiem und nicht saugfähigem Material austamponieren, damit die Lösung lange drin verbleiben kann. Wenn man möchte, dass der Wirkstoff mit der Tamponage drin verbleibt, das Loch zusätzlich zukleben, sonst fliegt die Tamponage nach ein paar Schritten des Pferdes raus. Und dann immer sehen, dass es nicht außen zu wächst und innen eine "Höhle" bleibt, sondern schön von innen nach außen zu geht. Notfalls muss Tierarzt oder Hufbearbeiter das Loch nochmal öffnen, wenn man kurz vorher noch tief rein kam und plötzlich einiges an Tiefe vermisst. Die Reinigung sollte so oft wie möglich erfolgen, da der Wirkstoff in der Tamponage nicht ewig wirkt, nach 2 bis 3 Stunden ist die Wirkung weg. Die dann noch verbliebenen Bakterien vermehren sich durch Teilung öfter als stündlich, d.h. nahezu jede Stunde wird ihre Zahl verdoppelt und es wird ein Kampf gegen Windmühlen, deshalb kommt man bei infizierten Nageltritten oft nicht um stationären Aufenthalt für das Pferd drum rum. Das kann man privat ja nicht leisten, alle 2 bis 3 Stunden zu behandeln. Es gibt auch Gels, die in solche Kanäle eingebracht werden können und kontinuierlich über längere Zeit Wirkstoff abgeben, sodass man nicht ständig Wunde reinigen muss. Da reicht einmal täglich, aber das Gel wieder ausspülen ist auch nicht das angenehmste - und ob und wie man alles erreicht, ist dann eine Frage dessen, durch welche Strukturen der Nagel durch gegangen war.

Wenn die Phlegmone draußen ist, also keine zu vielen Entzündungsstoffe mehr ausgeschwemmt werden, kann man per Kompressionsverband (bitte nicht mit Watte machen lassen, Watte ist generell im Umfeld Tier kein geeignetes Verbandsmittel, denn sie verändert sich bei Nässe, verschiebt sich, staucht sich) die Lymphe anregen, sodass auch der Heilung selbst geholfen wird. Als Unterleger gibt es da Materialien, die sich nicht komprimieren lassen, hautfreundlich sind und vor allen Dingen nicht saugfähig sind. Die Kompressionsbinde darf nicht querelastisch sein, nur längselastisch, sonst gibt es Folgeerscheinungen, die man nicht braucht.

Danke für deine tolle Antwort! Tierarzt war gestern da zum Röntgen und es hat sich "wieder" vor dem hufbein ein geschwür gebildet. Da der Huf ziemlich hart ist haben wir jetzt ein jod Aufguss gemacht damit wir es am Montag eventuell raus schneiden können.
Ich hab jetzt über Sommer auch die ganze Zeit die Duplo Eisen unten gelassen da ich es selbst nicht so gut finde wenn mein Pferd ganzjährig beschlagen ist und sie gewöhnt sich schnell ans barhuf laufen sowie mit Eisen.
Aber das mit dem rivanol hätte ich nie gedacht aber jetzt wo du es sagst kommen mir doch schon einige Zweifel auf...
Aber wie gesagt vielen Dank für deine Antwort!
Lg vanessa 😊

@VanessaxMe

Jod ist eigentlich auch kontraindiziert ... Wasser reicht zum Aufweichen des Horns. Lang genug mit Wasser einweichen reicht oft, dass sich das selbst einen Weg sucht. Es bricht dann irgendwo da aus dem Huf, wo eh die schwächste Stelle ist. Wenn der Tierarzt schneidet, kann er die fast nicht wissen und macht eine zweite Schwachstelle neben die, die es schon gibt. Vielleicht geht es besser anhand des Röntgenbildes. Es braucht für's Aufweichen schlicht nur Feuchte, Nässe. Alles andere ist Unfug.

1. so lange zu ist, ist nichts da, was man mit Wunddesinfektion behandeln könnte.

2. wenn es auf geht, pumpt der Hufmechanismus rauswärts, eine einfach nur aufgebrachte Wunddesinfektion käme nie da hin, wo sie wirken soll, die muss man dafür schon injizieren.

3. Jod ist dann grad auch verkehrt, weil Jod zum einen wieder verfärbt und damit die Beurteilung unmöglich macht. Das wäre jetzt da innen egal, da schaut eh kein Mensch rein. Aber Jod hat auch einen Eiweißfehler, d.h. immer wenn irgendwelches Wundsekret, Blut, Eiter, ... im Spiel sind, die Eiweiß enthalten, wird die Wirkung von Jod praktisch ausgeschalten. Blöd. Weil eigentlich braucht man es nur dann, wenn sowas eiweißhaltiges vorkommt, sonst kann man gleich auf jegliche Wunddesinfektion verzichten.

Daher steig einfach um auf Polyhexanid oder Kochsalzlösung, wenn Du sowas in der Stallapotheke bevorraten möchtest. Da hast Du immer was sinnvolles. Aber nicht die Wirkstoffe mischen. Wenn eine Wunde mit dem einen Wirkstoff behandelt wurde und man möchte einen anderen zum Einsatz bringen, dauert es u.U. mehrere Tage, bis quasi ein Reset stattgefunden hat, dass der nächste Wirkstoff wirken kann. Erste Wahl ist bei mir immer Polyhexanid, weil es einfach bei so vielen Keimen super wirkt und es auch Wundauflagen gibt, die über Tage kontinuierlich Polyhexanid abgeben. Aber das darf halt nicht unter Druck kommen. Für solche Fälle habe ich dann noch NaCl-Lösung im Spind. Mich verwirrt immer ein bisschen, dass es so viele Tierärzte gibt, die was anderes verwenden. Vielleicht liegt das an der nahezu unendlichen Breite der Veterinärmedizinischen Ausbildung, dass man einfach bei solchen Einzelthemen nicht so in die Tiefe gehen konnte, die Lehre gar nicht so detailliert beim Tierarzt ankam? Oder der Pharmavertreter behauptet so stur das Gegenteil, dass ihm die irgendwann glauben, weil Zeit, das nochmal genau nachzulesen, hat kein Tierarzt im klinischen Alltag.

Kleiner "Nebenschauplatz noch am Rande": Ich persönlich würde im übrigen grade auch beim gesunden Pferd kein Duplo drauf beschlagen lassen. Gegen deren Nebenwirkungen sind die von normalem Eisenbeschlag ja echt eine Kleinigkeit. Das reicht bis hin zu gebrochenen Beinen durch das unnatürliche Aufstoppen dieser Dinger - oder ist es Zufall, dass die Pferde, von deren Beinbrüchen bei Koppelgang ich in den letzten 5 Jahren erfahren habe, alle ausgerechnet Duplos drauf hatten? Ich fürchte, nicht. Ich hatte die meinem Pferd "als Vorstufe zur Barhufumstellung" drauf machen lassen, habe sein Gangbild gesehen und am nächsten Tag Werkzeug zur Eisenabnahme mitgebracht - zum Glück hatte er die da selbst schon ausgezogen. Dieses enorm unnatürliche Gangbild sehe ich bei allen Duplo beschlagenen Pferden. Klar ist das rutschen von Eisenbeschlag auch nicht natürlich, aber noch ein kleines bisschen schonender - und inzwischen reite ich freiwillig nur noch Barhufpferde. Ich will so verzerrtes Gangbild einfach nicht auch noch mit Reitergewicht belasten.

Das kann nur der Tierarzt sagen. Wir wissen nicht mal, wie genau der Nagel im Huf steckte und welche Strukturen verletzt wurden.

Ich würde den Tierarzt ggf um Röntgen und Ultraschall bitten und sonst einfach weiter abwarten.

Pulsiert das Bein im Vergleich zum anderen denn noch (stark)?

Tierarzt war gestern nochmal da, es hat sich wieder ein hufgeschwür direkt vorne am hufbein gebildet, wurde auch geröntgt. Aber Danke für deine Antwort:)

Der Nageltritt, den mein Pferd vor Jahren hatte, hat definitiv auch nicht so lange zum Ausheilen gebracht. Ich würde, bevor ich mich auf Spekulationen verlassen würde, lieber mal den Tierarzt (oder alternativ einen zweiten Tierarzt) konsultieren, der sich das noch mal anschauen soll...

Tierarzt war gestern nochmal da, es hat sich wieder ein hufgeschwür direkt vorne am hufbein gebildet, wurde auch geröntgt. Aber Danke für deine Antwort:)

Normalerweise müsste ein Nageltritt nach 3-4 Wochen verhessen sein. Bei Euch ist das wohl etwas komplizierter, hole noch mal den Tierarzt.

Tierarzt war gestern nochmal da, es hat sich wieder ein hufgeschwür direkt vorne am hufbein gebildet, wurde auch geröntgt. Aber Danke für deine Antwort:)

Kann man so nicht sagen, weiss ja hier keiner, wie tief der Nagel nun ging, was alles verletzt wurde, wie schlimm entzündet die Wunde ist/war. 

Wenn dir was komisch vorkommt, lass noch mal den TA drüber schauen, evtl. mit Röntgen. Ansonsten gönn deinem Pferd Ruhe, halte den Wundkanal u. die Umgebung mögl. sauber u. hab Geduld. Es bringt überhaupt nichts, das Pferd zu früh zu beschlagen, bzw. wieder zu belasten. 

Tierarzt war gestern nochmal da, es hat sich wieder ein hufgeschwür direkt vorne am hufbein gebildet, wurde auch geröntgt. Aber Danke für deine Antwort:)

@VanessaxMe

Ohje, gute Besserung für dein Pferd!