Milchzucker: Genauso schädlich für die Zähne wie normaler Zucker?

5 Antworten

Zur Beantwortung deiner Frage sollte man wohl auf zwei Sachen eingehen. Zuerst einmal, das was du tatsächlich gefragt hast: "ist Milchzucker genauso schädlich für die Zähne?"

Laktose ist strukturell anders aufgebaut als Saccharose ("Haushaltszucker"). Sie besteht aus einem Molekül Glucose und einem Molekül Galaktose. Um Laktose verarbeiten zu können, brauchen die Bakterien im Mund ein Enzym, das die Laktose in ihre zwei Monomere spalten kann. Der für die Kariesentstehung wichtigste Erreger Streptococcus mutans kann Laktose zwar spalten und zu Säure verdauen, allerdings kann er die zur Anheftung an den Zahn benötigten Polysaccharide nur aus Saccharose bilden. Es gibt auch Studien, dass Laktose zu geringerer Säurestärke führt - da habe ich mich aber noch nicht eingelesen. Daraus kann man schließen, dass Milchzucker nicht gut, aber besser als Saccharose ist, wenn es um die Zahngesundheit geht.

Nun zum zweiten Teil, der finde ich für deine Frage extrem wichtig ist: Muss man auf jeden Zucker verzichten?

Da ist die Antwort ganz klar Nein. Natürlicher Zucker findet sich in enorm vielen Lebensmitteln und auch jene, die auf den ersten Blick nicht so wirken (Stärke, Kohlenhydrate) können im Mund durch den Speichel bereits zu Zuckern umgewandelt werden. Weder bringt es jedoch gesundheitlich was, auf Lebensmittel, die einen gewissen Anteil an Zucker beinhalten zu verzichten, viel eher wäre es sogar ungesund, da du damit eine Vielzahl ansich sehr gesunder und wichtiger Lebensmittel von deinem Ernährungsplan streichen müsstest!

Fazit: Chill drüber und trink halt nicht einen ganzen Liter Milch :)

ArchEnema  30.05.2018, 14:08

Danke erstmal für die Recherche bzgl. Laktose und Zahngesundheit - dann muss ich's nicht tun. ;-)

D.h. also wenn man völlig auf "Rübenzucker" verzichtet ist Karies nahezu unmöglich, weil die Plaquebildung nicht klappt? Heißes Thema.

Zum Thema Laktose als Zweifachzucker: Ich hab da kürzlich mal nachgelesen ob Laktose ähnlich schlecht wie Saccharose ist (bezüglich Leberstoffwechsel/Fettleber/Harnsäure). D.h. ob Galactose ähnlich schlecht wie Fructose ist. Antwort ist: Nein. Im Gegensatz zu Fructose wird Galactose schnell und unproblematisch zu Glucose umgebaut. Milchzucker ist also in etwa so "schlimm" wie Stärke. Wenn man keine Probleme mit dem Glucosestoffwechsel hat also gar kein Thema. 50g Laktose in einem Liter Milch entsprechen somit ca. 3 Scheiben Brot (50g Stärke).

Ansatisfied  30.05.2018, 17:10
@ArchEnema

"D.h. also wenn man völlig auf "Rübenzucker" verzichtet ist Karies nahezu unmöglich, weil die Plaquebildung nicht klappt?"

Ganz so einfach ist das nicht, denn es ist nicht jeder Karieserreger Streptococcus mutans. (und für alle Mitleser: Rübenzucker ist natürlich nicht die einzige Saccharosequelle - stellt sich halt auch die Frage inwieweit man darauf überhaupt völlig verzichten könnte).

Auch kann man Stärke nicht automatisch mit einem Disaccharid gleichsetzen, selbst wenn im Endeffekt die gleichen Monomere rauskommen. Allerdings ist das mit dem Galaktosestoffwechsel tatsächlich eine sehr interessante Info! Danke, da hab nämlich ich mich bisher noch nicht eingelesen.

Laktose ist halt, sofern man keine Unverträglichkeit hat, wirklich nichts, wovor man sich fürchten muss :)

Man kann den Begriff Zucker nicht so pauschal in einen Topf werfen. Nur auf raffinierten bzw. isolierten Zucker sollte man am besten verzichten. Milch ist aus anderen Gründen kein besonders gesundes Lebensmittel.

Grundsätzlich ist kein Zucker schädlich. Wie bei allem gilt: Die Mege macht das Gift.

Natürlich enthaltendem Zucker musst Du nicht aus dem Weg gehen. Sonst kannst Du auch noch auf Obst und ein paar Gemüsesorten verzichten.

Aufpassen muss man bei verarbeiteten Lebensmitteln. Wenn Du Deine Lebensmittel selbst und frisch zubereitest wirst Du eine ganze Menge Zucker einsparen können.

Nein. Gewöhnlicher Haushaltszucker ist so ziemlich der fieseste Zucker, der in normalen Lebensmitteln in größeren Mengen verfügbar ist. Grund ist, dass er zur Hälfte aus Fructose besteht, die ausschließlich in der Leber verstoffwechselt wird.

Bei Zufuhr größerer Mengen Fructose auf einmal wird dabei viel Harnsäure freigesetzt (Risiko für Gicht + Nieren-/Blasensteine), außerdem wird Fructose dann vermehrt zu Fett umgebaut und führt mittelfristig zu Fettleber. Kann man tatsächlich mit Alkohol vergleichen.

Unser Stoffwechsel ist v.a. an Traubenzucker angepasst. Stärke wird vollständig zu Traubenzucker zerlegt, Milchzucker über einen Umweg (der begünstigt, dass relativ viel davon als Glykogen gespeichert wird, d.h. direkt die Reserven wieder auffüllt) auch.

Ich würde Milchzucker wie Stärke bewerten. 1L Milch wäre dann so "schlimm" wie 3 Scheiben Weißbrot.

Ansatisfied  30.05.2018, 17:15

Mag der Vollständigkeit halber nur anmerken, dass auch bei Fruktose nur die enormen Mengen, die der Mensch heutzutage zu sich nimmt, problematisch sind. Bei "normalen" Mengen, wie sie in Obst enthalten sind, braucht man sich keine Sorgen machen und auch kleine Mengen Saccharose kann man sich gönnen. Mein Motto dazu (hab ich mal irgendwo gelesen): Zucker sollte man wie ein Gewürz verwenden. Eine Prise in die Tomatensauce, ein Löffelchen Honig in die Fleischmarinade, das ist alles voll ok.

Meiner Meinung nach ist er nicht so schlecht wie gewöhnlicher Haushaltszucker, weil er in das Lebensmittel reingehört. Du kriegst keine Milch ohne Milchzucker.

Gewöhnlicher Haushaltszucker (oder alles auf "-ose", was in Fertiggerichten ist) wird extra in ein Essen reingekippt und gehört da eigentlich nicht hin. Auf diese Form des Zuckers zu verzichten, halte ich für gesund und sinnvoll.

Ich habe ein einziges Mal einen Weißkohlsalat aus dem Kühlregal gekauft. Der hatte 13 g Zucker auf 100 g! Ekelhaft. So süß wie Fruchtjoghurt.

Ansatisfied  30.05.2018, 10:44

'Gewöhnlicher Haushaltszucker (oder alles auf "-ose"'

Meinst du sowas wie "Lakt-ose"? ;)

Aber ehrlich, auch wenn ich deiner Meinung bin, dass zugesetzter Zucker in vielen Fällen verzichtbar ist, ob es "in ein Lebensmittel reingehört" kann dafür keine Begründung sein.