Können wir irgendetwas mit Sicherheit wissen?

9 Antworten

Da sprichst du eine Kernfrage der Erkenntnistheorie/Erkenntnisphilosophie an. Das fängt schon mit der Frage an, was ist Wissen? Ist es Kenntnis von der absoluten Wahrheit, ist es eine Realität, die mit der Wirklichkeit übereinstimmt oder ist es die Realität, die am häufigsten auftritt?

Ich sehe das so:

Die absolute Wahrheit, also präzise Kenntnis von allem und dem Ganzen (Allwissenheit), ist ein menschliches Konstrukt (ontologischer Begriff). In der Realität kann es laut Unvollständigkeitssatz von Gödel nicht geben.

Dann gibt es die Wirklichkeit als physikalische Existenz. Die Wirklichkeit ist das, was Wirkungen auf uns ausübt, z.B. in Form von Messungen und Beobachtungen. Ein Teil dieser Wirkungen wirkt auf uns auch ohne dass wir ihn wahrnehmen oder interpretieren wie z.B. extreme Kälte.

Aus dem, was wir bewusst und unbewusst wahrnehmen, der Summe aller Wechselwirkungen mit der Umwelt, interpretieren wir uns ein Abbild der Welt zurecht. Das ist unsere Realität.

Die Realität kann man nun och aufteilen in eine objektive und eine subjektive Realität.

Die subjektive Realität ist das, was jeder individuell hat. In ihr spiegeln sich individuelle Erfahrungen wieder.

Die objektive Realität ist das, was übereinstimmend von sehr vielen, am besten allen, durch einen Abgleich mit der Wirklichkeit als real erkannt wird. Das ist im Prinzip die Realität, die den Wissenschaften zugrunde liegt. Dort macht man sich um das Problem der Objektivierung sehr viele Gedanken. Ziel ist es, dass die Realität immer mit dem beobachteten Teil der Wirklichkeit logisch in Übereinstimmung stehen soll.

Das einzige, dessen du dir absolut sicher sein kannst ohne jegliche intrepretatorische Filterung ist die Existenz deiner eigenen Gedanken. Eine reine Illusion ist nicht möglich, denn dann müsste etwas wirklich existierendes diese Illusion haben. Deshalb formulierte René Descartes "cogito ergo sum". 

Wenn du deine Handfläche auf eine glühende Herdplatte legst und es nach verbranntem Fleisch riecht, dann wirst du spüren und auch wissen, dass die Herdplatte heiss ist und du dich verbrannt hast und du wirst auch wissen, dass dir dein Hirn nichts interpretiert hat.

Und wenn dir Jemand einen ordentlichen Fusstritt versetzt und du daraufhin grün und blau wirst, wirst du auch genau wissen, was passiert ist, glaube mir!

mulano  30.01.2017, 02:34

Genau so ist es.

schuleistdooof 
Fragesteller
 01.02.2017, 20:14

Das stimmt nicht. Es könnte genauso gut sein, dass die Herdplatte kalt ist.

gottesanbeterin  01.02.2017, 21:16
@schuleistdooof

"Das stimmt nicht. Es könnte genauso gut sein, dass die Herdplatte kalt ist."  - echt jetzt; wenn sie glüht?

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Wenn wir in Übereinstimmung mit einer Gruppe kompetenter Mitmenschen im "entspannten Feld" (also keine extreme Stresssituation) einen einfachten Sachverhalt (keine komplexe Situation; bekannte Objekte; gutes Licht; keine Störgrößen wie Dunst, Nebel, Vibrationen, Lichtflackern, usw.) zur Einschätzung vorgelegt bekommen (z.B. eine Tasse auf einem Holztisch), dann geht man davon aus, dass wir hier hochgradig sicher sein können, dass diese Gegebenheit der Realität zuzurechnen ist. Wir haben eben keine andere Definition von Realität. 

Dass nun im täglichen Leben diese zwhlreichen Bedingungen kaum einmal alle gleichzeitig gegeben sind, führt dazu, dass wir in die Bewertung, ob eine Wahrnehmung der Realität zuzurechnen ist oder nicht, immer eine Restunsicherheit einkalkulieren. Man urteilt dann z.B., dass man sich sehr sicher ist, oder dass man man relativ sicher ist, oder dass man man meint sagen zu dürfen, oder dass es so aussieht als ob, oder, dass es den Anschein hat als ob, und schließlich, dass man die Vermutung haben könnte, dass ... . Damit signalisiert man, dass man die möglichen Beeinträchtigungsfaktoren in die Beurteilungssicherheit einkalkulieren kann. 

Bilanz: Im Alltag haben wir Vereinbarungen, die uns den Grad der Sicherheit zur Einstufung der Wahrnehmungen auf ihren Realitätsgehalt zur Verfügung stellen. Damit arrangieren wir uns und gestalten unser Leben. Trotzdem ist uns natürlich bewusst, dass wir immer auch halluzinieren können, dass zentralnervöse Defekte in Erscheinung treten können, oder dass bestimmte Außenfaktoren wie ungünstige Lichtverhältnisse, Abschattungen, Blendungen, Ablenkungen, Gemütsbeeinträchtigungen oder noch andere Störgrößen ein Verfehlen der Realität möglich machen können.

Nach Einsteins Relativitätstheorie hängt alles vom Standpunkt des Betrachters ab. Unser Lehrer hatte dafür folgendes Beispiel: Stell dir vor Du befindest dich in einem gläsernen Zugabteil. Der Zug fährt mit 100Km/h von West nach Ost,. Nun wirfst Du einen Ball mit 30Km/h entgegen der Bewegungsrichtung des Zuges, also nach Westen.

Für dich bewegt sich der Ball mit 30Km/h in Richtung Westen.

Nun steht aber eine andere Person neben den Gleisen, und sieht dich in deinem gläsernen Abteil den Ball werfen. Der sieht den Zug mit 100Km/h von West nach Ost fahren, und dich den Ball mit 30Km/h nach Westen werfen. Für den bewegt sich also der Ball mit 70Km/h nach Osten.

Beide sehen das gleiche Ereigniss, nehmen es aber unterschiedlich wahr, und beide haben recht.

schuleistdooof 
Fragesteller
 29.01.2017, 18:24

Woher wissen beide, dass es ein Ball ist und keine Feder?

Das was du zu 100 % sagen kannst ist das du Lebendig bist. Ein Traum zB würde sich komplett anders anfühlen wie die Realität. 

Das Gehirn verarbeitet alles auf seine Weise, es kann dich natürlich auch täuschen zB wenn du in der ferne eine Silhouette siehst und dir als irgendwas dir bekanntes vorkommt, kommst du aber näher ist es was völlig anders. Das Gehirn hat einfach etwas ganz schnell verarbeitet und dir bekanntes ins Auge gestellt was du kennst..

aber so zu 100% etwas wissen, nur das was du vorher gelernt hast und was in deinen Erinnerungen ist

Chakly  29.01.2017, 18:28

Woher kannst du sagen das dies nicht alles nur eine Illusion ist, in einem Traum weiß ich nie das ich Träume und sehe alles was im Traum passiert als total logisch und wahr an.

alesio  29.01.2017, 18:31
@Chakly

Das ist eine gute Frage. Hast du schon mal im Traum versucht irgendwas zu lesen ?  Probiere es mal aus das nächste mal. Es ist ganz klar bewiesen das du im Traum nie etwas lesen kannst, zB ein Buch oder eine Zeitung. Selbst Schilder oder Straßennamen kannst du nicht lesen... In dem du dich hier aufhälst und das hier lesen kannst, ist schon beweis genug das das keine Illusion ist ;) 

schuleistdooof 
Fragesteller
 29.01.2017, 21:07
@alesio

Deine Erkenntniss beruht auf Sinne und die Interpretation deines Gehirns, die du niemals nachprüfen kannst. Wie kannst du nachprüfen, ob du nicht wirklich im Traum sehen kannst? Vielleicht siehst du nur nichts im Traum, weil bei dir im Kopf etwas schief läuft und andere können sehr wohl im Traum lesen?