Chicoreesalat und Pfefferminztee

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Interaktionen zwischen verschiedenen Geschmacksrezeptoren gibt es ja ebenfalls, wie man unschwer ausprobieren kann, indem man saure und süße Lebensmittel abwechselt.

Chicorée enthält den Bitterstoff Lactucopikrin. Für die Wahrnehmung des bitteren Geschmacks ist zwar eine Vielzahl von Rezeptoren verantwortlich, trotzdem ist die Wahrnehmung erstaunlicherweise insgesamt nicht spezifisch. Will sagen: Es ist Menschen kaum möglich, verschiedene Bitterstoffe konkret  am Geschmack zu unterscheiden. Durch alle Bitterstoffe werden letztendlich dieselben Rezeptorzellen aktiviert und dieselben Informationen an das Gehirn weitergeleitet.

Das Geschmacksempfinden für Bitterstoffe als solche ist jedoch erstaunlich gut. Dies hat evolutionär gesehen auch seinen Sinn, denn "bitter" bedeutet oft "giftig". Am Zungengrund, wo "bitter" geschmeckt wird, liegen die Geschmacksknospen zudem auf in der Zunge eingesenkten Papillen. Bitterer Geschmack kann so länger auf die Knospen einwirken.

Entsprechend fallen mir spontan zwei denkbare Erklärungsmodelle ein:

Entweder ist es quasi eine "Nachwirkung" des zuvor aufgenommenen Bitterstoffs aus dem Chicorée, der die Rezeptoren und auch die nachfolgende neuronale Verarbeitung schon mal irgendwie "vorgewärmt" hat. Dadurch reagiert die Zunge jetzt hypersensibel auf nachfolgende Bitterstoffe.

Oder es ist eine Interaktion zwischen dem Menthol aus der Pfefferminze und einem Inhaltsstoff der Chicorée, möglicherweise mit noch an den Rezeptoren anhaftendem Lactucopikrin, welche die leicht betäubende Wirkung des Menthols herabsetzt und dadurch das Empfinden für die Bitterstoffe aus der Pfefferminze erhöht.