Angst vor Antidepressiva (Sertralin)?

3 Antworten

Die Symptome von Panikattacken sind nachweisbar, also Teil der Wirklichkeit, aber sie sind überwiegend nicht lebensbedrohlich. Den Betroffenen erscheint die Situation, in die sie die körperlichen Reaktionen versetzen, jedoch meist "lebensbedrohlich".

Sertralin ist ein sog. SSRI. Es hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin an den Rezeptoren im synaptischen Spalt und somit die Konzentration von Serotonin. Bei über Jahren bestehenden Depressionen, auch in Folge von psychischen Belastungsstörungen, sinkt der Serotonin-Spiegel im menschlichen Gehirn. Wird die Serotonin-Konzentration durch ein SSRI "normalisiert", gehen die Angst- und Panikreaktionen zurück.

Am besten noch einmal in der Apotheke oder beim Arzt nachfragen, denn jedes Medikament hat auch Nebenwirkungen.

Oftmals ist ein Therapieantritt oder die Teilnahme an einer Therapie für von Belastungsstörungen Betroffene anfangs nur mit medikamentösen Maßnahmen möglich, denn jede Therapie "lebt" von der Mitarbeit der Patientin, des Patienten.

Ängste erscheinen oft "irrational", doch sind es deren Symptome nicht. Gespräche und Selbsthilfegruppen können hier eine sinnvolle Ergänzung bilden und durch den Erfahrungsaustausch Unsicherheiten vermindern.

Natürlich ist es möglich, dass du dich da hinein steigerst. Aber es ist auch schwierig für Betroffene, im Akutfall ein Mittelmaß mit rationalen Blickwinkeln einzunehmen, wobei ich teils aus beruflicher, teils aus persönl. Erfahrung spreche.

Sehr seltene, schwere Nebenwirkungen können bei allen Psychopharmaka eintreten, aber von tödlich kann man nicht sprechen.

Bei der Substanzklasse, die du meinst (Sertralin, Fluoxetin, etc.: SSRI's) treten Übelkeit und Durchfall zu Beginn je nach Wirkstoff gelegentlich bis häufig auf - ein Begleiteffekt der "Serotonin-Aktivierung". Allerdings legt sich diese Nebenwirkung für Gewöhnlich innerhalb von 1-2 Wochen.

Was weitere Nebenwirkungen angeht: wenn du "unter Beobachtung" mit der Sertralintherapie beginnst, können Nebenwirkungen rasch erkannt und entsprechend gehandelt werden.

Sertralin wird häufig verordnet und gut vertragen, von schweren Nebenwirkungen habe ich zumindest in den mir bekannten Fällen nichts gehört.

LG

ps.

Wenn du eigenmächtig früher mit dem Sertralin beginnst, ohne Hilfestellung der Tagesklinik, hätte ich eher die Bedenken, dass du "panisch" auf jede potentielle Nebenwirkung "wartest" (mglw. eher unterbewusst).

Das Ergebnis könnte ein Nocebo sein - der Körper reagiert psychosomatisch negativ auf ein unterbewusst erwartetes, negatives Ereignis... Das befeuert Panik. Das Gegenteil vom Placeboeffekt, und tatsächlich nicht selten. Also mach es am besten, wie von den Ärzten empfohlen. Sollte dich beruhigen ;)

Alles Gute

Sertralin ist wie Fluoxetin ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI (selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer). Diese Gruppe von Medikamenten sind bei Angst- und Panikstörungen bezügl. Dauermedikation fast alternativlos.

Grundsätzlich reagiert jeder Mensch auf jedes Medikament ein wenig anders. Du kannst also nicht aus Erfahrungen anderer auf dich schliessen. Dennoch sind Erfahrungsberichte immer spannend ;-)

Es ist bei Antidepressiva normal, dass die Nebenwirkungen in den ersten 2-4 Wochen am stärksten ausgeprägt sind. Die meisten Nebenwirkungen verschwinden nach dieser Zeit wieder, da sich der Körper und das Gehirn an die Substanz gewöhnt haben. Einige wenige Nebenwirkungen (wie z.B. Libidoverlust falls betroffen) können jedoch während der ganzen Einnahmedauer bestehen bleiben.

Im Gegensatz zu Fluoxetin hat Sertralin auch eine schwache dopaminerge (Botenstoff Dopamin) Wirkung. Im Idealfall bedeutet dies einen gesteigerten Antrieb, im Negativen kann es zu Beginn der Einnahme zu verstärkten inneren Unruhezuständen und Agitiertheit kommen.

Es ist nicht unüblich, dass Antidepressiva die Angstzustände in den ersten 2-4 Wochen verschlimmern können, bevor die angstlösende Wirkung eintritt. Deshalb wird zu Beginn als Begleitmedikament oft ein Benzodiazepin verschrieben (z.B. Lorazepam bzw. Tavor/Temesta), welches im Notfall eingenommen werden kann. Benzodiazepine sind bei akuten Panikattacken und Angstzuständen ein Segen, man muss jedoch aufpassen, dass der Segen nicht zum Fluch wird. Diese Medikamente machen bei längerem und regelmässigem Konsum (nach ca. 4-8 Wochen) schwer abhängig und sollten deshalb so selten wie möglich (also nur im Notfall) konsumiert werden.

Sertralin ansich gilt als eines der effektivsten Anxiolytika (Angstlöser) aus der Gruppe der SSRI und SNRI. Es lohnt sich also meist die ersten Wochen durchzustehen wenn irgendwie geht.

Noch zu meinen persönlichen Erfahrungen: Meine persönlichen Erfahrungen decken sich mit den eben geschilderten Fakten. Ich bekam aufgrund von schweren Panikattacken Sertralin verschrieben. Der Anfang der Einnahme war alles andere als lustig. Ich hatte vor allem mit starker innerer Unruhe, Angst, Kopfschmerzen, Libidoverlust und Schlafstörungen zu kämpfen. Im Notfall nahm ich Lorazepam, was die Angstzustände, Unruhezustände und die Panikattacken nach ca. 25min der Einnahme für einige Stunden komplett underdrückte. Nach ca. 4 Wochen waren die Nebenwirkungen von Sertralin vorbei (was blieb war der Libidoverlust). Nach ca. 5 Wochen waren die Panikattacken weg.

Hier noch eine gute Seite mit Fachinfos zu Sertralin: http://deprimed.de/sertalin/

Für alle Fälle noch ein Link mit Fachinfos zu Lorazepam (Tavor/Temesta): http://deprimed.de/lorazepam/

Alles gute und viel Glück...