Angst Ärztin zu werden?

Tja, leider liegt zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine größere Diskrepanz. Aber wenn das wirklich dein Wunsch ist, dann mach das beste daraus. Unser Gesundheitssystem ist nicht perfekt, aber immer noch besser als viele andere. Du wirst nicht Alle retten können und auch nicht für jeden genug Zeit haben, aber du wirst vielen helfen können....das muss dann reichen, du bist auch nur ein Mensch, auch als Arzt

Da bist du in einer Situation, in der derzeit Milliarden Menschen sind. Nur betrübt sie die anderen nicht so.

Die kapitalistische Wirtschaft organisiert nämlich überall die Arbeitsabläufe so, wie du es offenbar schon von Krankenhäusern kennst.

Die gute Nachricht in der schlechten: man muss es nicht überall genauso wie die anderen machen. Eröffnest du bspw. eine eigene Praxis - und das ist bei dem Ärztemangel in ländlichen Regionen für jeden möglich, der will, bist du deine Chefin und kannst selbst in einem gewissen Rahmen bestimmen, wie du arbeitest.

Es liegt natürlich bei dir, welchen Nettogewinn und damit Einkommen du für dich heraus holen möchtest. Die allermeisten Ärzte sind der Ansicht, dass ihnen ein hohes, jedenfalls weit überdurchschnittliches, Einkommen zusteht.

Darauf nicht zu verzichten, ist keine Entscheidung des Wirtschaftssystems, sondern eine eigene.

Die kann aber jeder für sich anders treffen.

Sorry, wenn das jetzt hart ist, aber das ist das Risiko, das man mit diesem Beruf eingeht und eben auch eingehen muss bzw. bereit sein muss einzugehen.

Niemand ist perfekt, jeder macht Fehler, das ist nur menschlich. Udn Ärzte entscheiden nunmal über Leben und Tod. Ein einziges verschobenes Ergebnis kann zum Tod eines Menschen führen... oder aber eine einzige falsche Entscheidung. Dafür musst du nicht einmal schuldig sein... es reicht bei einer schwangeren Frau, die keinerlei Anzeichen hat,. dass irgendetwas nicht stimmen könnte, einen oder zwei Tage zu warten und plötzlich ist das Baby im Mutterleib verstorben, ohne dass es einen Grund dafür gibt.

Wenn du im Krankenhaus oder als Notarzt arbeitest wirst du nicht alle Patienten retten oder zurückholen können und als Arzt musst du auch die Aufgabe übernehmen z.B. Angehörigen zu sagen, dass ihr Vater, ihre Mutter, Schwester, Bruder oder eben das Kind sterben wird. Du wirst schlechte Nachrichten überbringen müssen, daran führt kein Weg vorbei, ganz egal in welchem Fachgebiet, wenn du denn praktizierst.

Sorry, wenn ich dich verschrecke, doch dass ist eben Realität. Und Realität ist schlicht und einfach nicht zu leugnen und jeder der das versucht macht sich etwas vor. Natürlich bist du in deiner Hausärztlichen Praxis weniger mit dem Tod konfrontiert als auf der Intensivstation... doch auch da wirst du mit Sterben konfrontiert und du musst Verantwortung übernehmen, wenigstens für deine Diagnosen und die Medizin, die du verschreibst.

Es tut mir leid dir das zu sagen, aber wenn das so weitergeht, dann ist der Job nicht für dich geeignet. Das ist schlicht und einfach so. Du kannst schon jetzt nicht mit dem Gedanken klarkommen schwerwiegende Entscheidungen zu treffen, die ggf. den Tod eines Menschen zur Folge haben werden oder Menschen sterben zu sehen oder engtsprechende Nachrichten zu überbringen, ganz abgesehen davon, dass du einen unrealistischen Wunsch versuchst in ein bestehendes Bild zu pressen, das eben (leider) ein System der Massenabfertigung darstellt. Da kann man sich ein Stück weit dagegen wehren, doch im Endeffekt wirst auch du ein gewisses Pensum an Patienten haben, das bearbeitet werden muss.

Kurzum: Der Gedanke lässt dir keine Ruhe und das verstehe ich auch. Doch wenn es dich wirklich so belastet würde ich dir nahelegen es sein zu lassen und zu versuchen andere Wege zu finden, mit denen du Menschen helfen oder glücklich machen kannst. Ärzte müssen sehr hart im nehmen sein, die Selbstmordrate ist schlicht und einfach massivst erhöht und dir den Rat zu geben das auf die leichte Schulter zu nehmen und 'drüberwegzustehen' wäre in meinen Augen unverantwortlich

Als angehende Aerztin hast du aber eine sehr schlechte und auch falsche Meinung von deinen zukuenftigen Kollegen.

Man kann sich Zeit nehmen, soviel man will, es kann immer mal ein Behandlungsfehler passieren, wenn man in Sekunden handeln muss und die falsche Entscheidung trifft, denn Aerzte sind auch nur Menschen.

Im uebrigen darfst du dir in deiner Praxis Zeit nehmen soviel du willst fuer jeden einzelnen Patienten. Dann verdienst du eben weniger, ist doch ok.

Ich kann dich gut verstehen. Menschen zu helfen ist immer gut.

So und jetzt kommt das große Aber.

Nähmlich muss dir bewusst sein dass Ärzte generell einen Riesen Stress haben. Kommt ganz darauf an wo und welches Fachgebiet.

Und dann muss dir bewusst sein dass Medizin ein irrsinnig komplexes Studium bedeutet plus langen Lernzeiten.

Wenn du dir allerdings richtig viel Zeit pro Patient nehmen willst ist macht es mehr Sinn eine Privatpraxis aufzumachen ODER in einem Ärzteteam zu arbeiten. Das erfordert halt einiges an Startkapital.

Gibt es von deiner Schule aus die Möglichkeit bei Firmen zu schnuppern? Müsste doch theoretisch möglich sein.

Interessant wären hier die Erfahrungswerte vom Arzt.

Wünsch dir noch einen tollen Start ins Berufsleben :D

P.s.: Menschen kann man auf vielen Wegen helfen :)