Was bringt Psychotherapie?

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Erstmal macht man es selbstverständlich nicht, nur zum Spaß und weil man dies und das erreichen kann. Deine Frage ist i-wie bisschen komisch formuliert ^^

Man hat auf alle Fälle Probleme und will diese bekämpfen.

Die Therapie hat mir vor allem dabei geholfen. Ich verstehe mich, meine Probleme und meine Gefühle besser. Habe gelernt auf mich und auf andere besser einzugehen. Zu kontern und nicht alles an mich heranzulassen. Habe mehr Selbstbewusstsein gewonnen. Weiß wie ich in depressiven Phasen mir helfen kann ...

Hallo, danke für die Antwort!

Der Hintergrund meiner Frage ist, daß ich mit dem Gedanken spiele, selbst Therapeut zu werden.

Aber im größeren psychosozialen Umfeld gibt es oft recht vollmundige (Heils-)Versprechungen, die dann oft nicht mal ansatzweise gehalten werden können.

In diese Gruppe will ich mich nicht einreihen, daher mal der Versuch dieser Abklärung.

Ich habe selbst vor Jahren auch mal 1,5 Jahre Therapie gemacht. Einerseits war ich damals etwas enttäuscht, weil ich mir mehr erwartet hätte, andererseits kann ich jetzt, durch die zeitliche Distanz, erst erkennen, dass es durchaus mehr gebracht hat, als ich damals realisieren konnte...

@6bombe

Aber im größeren psychosozialen Umfeld gibt es oft recht vollmundige (Heils-)Versprechungen, die dann oft nicht mal ansatzweise gehalten werden können.

Das sind IMMER unseriöse Angebote. Immer..

@6bombe

Naja,

Fakt ist, dass man Geduld braucht - der Therapeut sowie der Patient selbst. Und selbst nach einer Therapie kann man Rückfälle erhalten. Eine 100%-ige Heilung ist schwierig und je nach Krankheitsbild auch nicht so wirklich zu realisieren. Bei Depression beispielsweise kann es immer wieder Rückfälle geben..

Das muss einem als Betroffener auch bewusst sein. Von 100%-igen Heilungsversprechen habe ich noch nichts gehört ^^

Was hattest du denn damals in deiner Therapie erwartet?

Stimmt, oftmals gibt es viele Kleinigkeiten, die in der Summe auch einen großer Erfolg darstellen :)

Finde ich schön, dass du vielleicht Therapeut werden willst. Dein Hintergrund klingt ehrlich. Wenn du anderen helfen möchtest und denkst mit Problemen anderer umgehen zu können (und es dir nicht allzu sehr zusetzt, weil du ja auch mal davon betroffen warst), wieso nicht?

Schon allein die Klienten aufzubauen und ihnen Mut und Hoffnung für die Zukunft zu geben, sehe ich persönlich schon als Riesenerfolg an!

@TheTrueSherlock

Sorry das ich erst jetzt antworte, hab gar nicht mitbekommen, dass es hier Antworten auf meinen Kommentar gab.

Also ich selbst hatte trotz extrem schwieriger Kindheit zunächst mal (zumindest subjektiv wahrgenommen) keine gröberen Probleme. Dann gab es aber einen Punkt in meinem Leben, wo auf einen Schlag alles, was mir im Leben wichtig war,  praktisch gleichzeitig weggebrochen ist. Dann kam die lange Wanderung durch tiefste Nacht, eine sehr leidvolle, aber, wie ich jetzt sagen kann, auch wahrlich läuternde Erfahrung. Ausserdem fingen gleichzeitig extreme innere energetische Phänomene zu wirken an. Die gibt es noch immer, aber mein System hat sich mittlerweile weitestgehend daran adaptieren können. Jedenfalls haben mich diese Phänomene auch derart beansprucht, dass für lange Zeit eine normale Interaktion mit anderen sehr schwierig bis unmöglich war.

Mein Wunsch an die Therapie wäre gewesen, diese abgrundtiefe Traurigkeit als auch die extremen Energien (u.a. fühlbar als extreme Angst ohne nennbaren Grund) aufzulösen. Das ist durch die Therapie definitiv nicht geschehen, und ich frage mich, ob es überhaupt nur etwas diesbezüglich gebracht hat. Andererseits konnten gerade auf kognitiver Ebene sehr viele Verwirrungen erfolgreich aufgedeckt und relativiert werden, was es mir einerseits ermöglicht, authentischer, emanzipierter und selbstbestimmter zu leben, andererseits bewirkt ein klarerer Geist schon auch ein ausgeglicheneres Gefühl.

Also die Conclusio für mich ist:  Therapie kann insbesondere auf kognitiver Ebene wirken, auf emotionaler vielleicht weniger. Emotional kann sich nur indirekt etwas bessern, indem der Teufelskreis aus sich gegenseitig bedingenden Gedanken und Emotionen eben auf mentaler Ebene nicht durch- aber zumindest aufgebrochen wird.

Auf emotionaler Ebene geht es, glaube ich, eher darum zu lernen, schmerzhafte Phasen auszuhalten und zu wissen, dass sie auch wieder vorbei gehen.

Btw, für alle die das lesen: in der Frage habe ich für mich kürzlich gewissermaßen das Ei des Kolumbus entdeckt: nachzulesen bei Michael A. Singer.

@ttSherlock: danke für deine Mut machenden Worte. Ich glaube schon, dass ich Potential für einen guten Therapeuten hätte. Die Frage die ich für mich allerdings noch klären muss ist, ob ich selbst überhaupt schon ausreichend befreit bin, um mich gefahrlos auf die Klienten loslassen zu dürfen...

@6bombe

Macht nichts :) Ist auch i-wie doof.. hat man früher nicht auch eine Mitteilung bekommen, wenn man einen Kommentar gekriegt hat? Jetzt bekommt man gar keine Mitteilung oder nur, wenn man den ersten Kommentar auf eine Antwort gekriegt hat.. verstehe ich nicht so ganz, wie das jetzt abläuft.

Ja, das eine Therapie Verwirrung auflöst, sehe ich auch so. Allerdings tut sie im ersten Moment erst mal Verwirrung stiften :b wenn man über so viele tiefgreifende Themen redet, dann bekommt man Fragen, die man so noch nie gedacht hat und man stellt mehr in Frage.

Vielleicht hast du dir zu viel von der Therapie erhofft? "Das sich extreme Energien auflösen" klingt i-wie, als hättest du es dir zu einfach erhofft? Will dir nicht Nahe treten, klang für mich nur so. Und hatte letztens eine hier, die psychisch am Ende war und meinte, ob eine Therapie für sie nützlich ist. Meinte dann klar sachlich und höflich, dass eine Therapie natürlich etwas bringt, aber es auch kein Zuckerschlecken ist. Man muss was dafür tun usw. Die blöde Kuh  (sorry, immer noch davon genervt) hat dann gemeint ich will sie absichtlich verletzen, sie wütend machen, sie in eine noch schlechte psychische Verfassung bringen usw. Sie war der Anschauung, dass man für eine Therapie null komma Null etwas machen muss und man einfach nur dasitzt, der Therapeut den Zauberstab schwingt und alles wieder gut ist -.- Schön, wenn Leute, die null Erfahrung von einer Therapie haben, so denken.
Du denkst auf keinen Fall so! Aber vielleicht hast du dir zumindest ein Fünkchen zu viel erhofft und wurdest dann enttäuscht. Aber dabei ist das was du dafür gekriegt hast, schon ein enormer Erfolg :)

Ja, erst kommen die Gedanken.. die Gefühle brauchen noch einen Moment. Bei mir war es ähnlich. Und letztendlich: Gerade bei einer Depression ist dein schlimmster Feind, dein eigenes Gedächtnis/deine eigenen Gedanken.
Erst durch den Gedanken "ich bin nichts wert" fühlst du dich schlecht. Also muss man erst an den Gedanken ansetzen.

Ganz so schlimm habe ich zum Glück noch nicht gedacht, aber ich hatte schon sehr negativ von mir selbst geredet. Ich war sehr streng mit mir, erlaubte mir keinen Fehler und dachte "das muss doch klappen" -- "weinen ist eine Schwäche" und habe auch kaum eigene Stärken gesehen. Die Therapie hat da angesetzt und wir haben langsam aber stetig positivere Gedanken erzeugt: Ich bin okay, so wie ich bin. Wieso muss es klappen? Schau doch mal die Leute um dich herum an. Niemand ist perfekt, alle verhalten sich mindestens in einem Punkt in meinen Augen komisch oder gehen auch durch peinliche Situationen.
Sei liebevoll zu dir selbst. Mach dich nicht mit einem "Warum hast du das denn jetzt schon wieder nicht geschafft?!" fertig, sondern lobe dich stattdessen, dass du es versucht hast.

Du siehst, erst die Gedanken, dann die Emotionen :b

Es dauert auch ein Weilchen, bis man ein positiveres Gefühl bekommt.
Bei mir ist das Hauptproblem die negative Beziehung zu meinem Vater (die jetzt schon besser ist). Aber ich war so verletzt, dass ich nicht mal in einem Raum mit ihm alleine sein konnte.. Und immer noch bin ich so hart und streng mit mir selbst wie er es mit mir war/ist. Ich musste erst verstehen, warum er vielleicht so ist und das ein Stückweit akzeptieren. Der Kopf wusste schon längst, was das Herz nicht wissen wollte... Ich wusste, dass er so ist und kaum eigene Gefühle zeigen kann, aber dennoch hat es mich noch verletzt usw.

Mit den "richtigen"/besseren Gedanken ist man schon ein gutes Stück weiter! Ich denke echt, dass du in deiner Therapie viel erreicht hast - mehr als du glaubst :)

Ja, bei deiner letzten Frage kann ich dir auch nicht weiterhelfen.
Ich denke aber, dass du auf einen sehr guten Weg bist :)

LG :)

@TheTrueSherlock

Aloha!

Ja, is bisschen doof, dass es keine Benachrichtigungen bei Kommentaren gibt. Wahrscheinlich, damit das hier nicht in einen chat ausartet ;)

Jedenfalls verstehe ich dich so, dass du es ähnlich siehst wie ich: PT wirkt primär auf der mentalen Ebene, wodurch sich dann später nach und nach auch das Emotionale glätten kann.

Mein ursprünglicher (unbedarfter) Wunsch an die PT war da sicherlich höher angesetzt, als die Möglichkeiten gegeben sind. Aber das ist OK so. Es ist halt nur wichtig, dass mal genau zu klären: Was genau geht eigentlich, und was nicht, und was genau kann/muß man selbst dazu beitragen.

Deine Thematik mit dem Vater kenne ich sehr gut ;)

Bei mir hat es sich allerdings anders entwickelt - und zwar ganz wesentlich durch die PT: Durch die PT bin ich irgendwann mal an den Punkt gekommen wo ich zu mir gesagt habe: ich mach jetzt, sofern nur irgend möglich, nur mehr das was ich will, ganz egal ob das jetzt mit welchen Vorstellungen, Erwartungen, Konditionen o.ä. auch immer zusammen paßt oder nicht.

Tja und als mein alter Herr das nächste mal anrief, war da - wie immer -  eigentlich nur großer Widerwillen, überhaupt ran zu gehen. Also ging ich einfach nicht ran. Das hat sich ein paar mal Wiederholt, und (abgesehen von ein paar Nebengeschichtchen, auf die ich jetzt nicht eingehen muß) war es das dann.

Tja, das liegt mittlerweile auch schon fast 10 Jahre zurück und ich muss sagen, ich bereue es nicht 8)

In einer kürzlich gesehenen Doku über und mit André Heller meinte dieser bezüglich seines früh verstorbenen Vaters, er habe diesen Tod des Vaters als erstes und einziges Geschenk an ihn, den Sohn, empfunden; das Geschenk, aus dem Weg zu gehen, nicht mehr mit der eigenen Präsenz zu bedrücken. In diesem Sinne...

Man muß sich nicht mit Menschen abmühen, deren Nähe man nicht ertragen kann, da sie einen Jahrelang gequält haben, nur weil man biologisch verwandt ist...

btw: Vielen Dank für das Kompliment. Ist mir zwar bisschen peinlich, aber ich habe es trotzdem angenommen ;D

Mhm ja.. habe einen Nähe-Distanz-Konflikt mit meinem Vater.. einerseits bin ich sehr verletzt und will Abstand, aber eigentlich berührt es mich nur deshalb, weil ich ihn trotzdem i-wie liebe... Kompletter Kontaktabbruch will ich deshalb nicht. Gestaltet sich auch schwierig - immerhin will ich auch meine Mutter besuchen und sie leben ja zusammen. Wieso ist es dir peinlich?? Muss es doch nicht :o

@TheTrueSherlock

Ja meine Eltern haben sich schon sehr früh getrennt, da gibt es das Problem nicht. :p

Weis jetzt nicht genau, ob peinlich überhaupt das richtige Wort ist, aber doch irgendwie unangenehm...

Ich glaube, das ist doch irgendwie normal bzw. natürlich, wenn man sozusagen öffentlich gelobt oder hervorgehoben wird ohne eine besondere Leistung für die Allgemeinheit erbracht zu haben.

Also es gibt natürlich auch genügend Egomaschinen, die in der Hinsicht keine Hemmungen kennen und irgendwie orientiert sich unsere Gesellschaft ja auch an solchen Figuren (was uns nicht gerade zum Vorteil gereicht), aber anders empfinde ich es eigentlich stimmiger.

Was meinste?

Weiß wie ich in depressiven Phasen mir helfen kann

Wie kannst du dir in depressiven Phasen helfen?

@icecoId

Erstmal damit dass ich erkenne, dass sich da gerade was anbahnt.
Früher hatte ich dann genau das Falsche gemacht: Mich erst recht zurückgezogen und dann im Zimmer "Emo-Musik" angehört mit entsprechend negativen bedrückenden Bildern. Das hatte mich nur noch weiter in die Abwärtsspirale gezogen.

Jetzt versuche ich eher dagegen anzukämpfen. Mit jemanden zu reden, etwas zu unternehmen, etwas schönes zu machen, was mir Spaß macht. Eventuell anfangen zu zeichnen, auch wenn die Motivation dafür erstmal nicht existiert. Danach geht es mir besser, weil Zeichnen eines meiner größten Hobbys ist :)

Man könnte es auch mit einer geführten Meditation versuchen, zum Beispiel mit den Apps Aura oder Simple Habit :)

Hallo,

das lässt sich nicht pauschal sagen, denn die Bereitschaft zur Eigenarbeit ist bei jedem unterschiedlich.

Auf jeden Fall ist Therapie kein Zuckerlecken, wenn sie wirken soll.

Was ich hier so lese erinnert mich oft an verkannte Königkskinder, die viel zu hohe Ansprüche an das Leben haben und mit dem Frust, der bei kleinen Entbehrungen aufkommt, nicht ertragen können.

Eine gute Therapie bringt dich auf den Boden der Realität, lehrt dich anzuerkennen, dass du nicht der Mittelpunkt der Welt bist, um den sich alles zu drehen hat oder sollte.

Der Therapeut unterstützt dich in der Entwicklung von Selbstliebe und emotionaler Stärke usw. damit du die für dich erforderliche Arbeit leisten kannst.

Das ist aber alles Arbeit des Klienten!

Der Therapeut wird nicht dafür bezahlt, dass er deine Arbeit macht, sondern dass er dich in deiner Arbeit optimal anleitet.

So ist es.

Es kommt auf die Hoffnung der Klienten an. Erhoffen sie sich ewiges Glück, perfekte Schönheit, immerzu Erfolg,Problemlosigkeit für den Rest des Lebens,

dann hilft Therapie nicht.

Will man der werden, der man ist und sich selbst mögen lernen, auch wenn man niemals Topmodel wird, wenn man niemals Nobelpreisträger wird, niemals Schwarzenegger...

dann ja. 

Sowas hilft nur, wenn man selbst auch will.