Unfähigkeit mit mehreren Menschen gleichzeitig zu sprechen - Diagnose?

8 Antworten

Asperger und Autismus passen nicht, z.B. da ich Signale von anderen sehr gut intuitiv einordnen kann.

Ich mag mal Hans Asperger zitieren:

Verwandt mit diesem Kunstverständnis ist eine Fähigkeit, die sich ebenfalls bei autistischen Kindern häufig findet: eine besondere Selbstbeschau und eine sichere Beurteilung anderer Menschen. Während das „normale“ Kind dahinlebt, seiner selbst kaum bewußt, dabei aber ein richtig reagierender Teil der Welt, denken diese Kinder über sich nach, stehen sich selber beobachtend gegenüber, sind sich selbst zum Problem, richten ihre Aufmerksamkeit auf die Funktionen ihres Körpers.
[...]
So wie diese Kinder sich selbst beschauen, so haben sie oft auch ein erstaunlich richtiges und reifes Urteil über die Menschen der Umgebung, spüren sehr gut, wer ihnen gewogen ist und wer nicht, auch wenn er sich ganz anders gebärdet, haben ein besonders feines Gefühl für die Abnormität anderer Kinder, ja sie sind, so abnorm sie selber sein mögen, geradezu überempfindlich dafür. Hier ist ein scheinbarer Widerspruch zu lösen, der uns aber gerade in einem wichtigen Punkt weiterbringen soll. Wir wollen zeigen, die wesentliche Abnormität der autistischen Psychopathen sei eine Störung der lebendigen Beziehungen zur Umwelt, eine Störung, welche alle Abartigkeiten erklärt. Wie verträgt sich aber eine Kontaktstörung mit jener besonderen Klarsichtigkeit, welche aus den eben geschilderten Wesenszügen spricht, wie kann ein Mensch mit gestörten Beziehungen so viel so bewußt erleben? Dieser Widerspruch ist nur ein scheinbarer. Das normale Kind, besonders das kleinere, welches richtig in der Umweltsituation steht, richtig darauf reagiert und mitschwängt, tut das aus seinen gesunden Instinkten, kommt aber meist nicht zu bewußter Beurteilung; dazu gehört ein Abstand von den konkreten Dingen, Der Abstand vom Einzelding ist die Voraussetzung zur Abstraktion, zur Bewußtwerdung, zur Begriffsbildung. Gerade die verstärkte persönliche Distanz, ja die Störung des instinkthaften, gefühlsmäßigen Reagierens, welche die Autistischen charakterisiert, ist also in gewissem Sinn eine Voraussetzung für ihre gute begriffliche Erfassung der Welt. Wir sprechen daher von einer „psychopathischen Klarsichtigkeit“ dieser Kinder, weil wie eben nur bei ihnen vorkommt.

Quelle: http://www.as-tt.de/assets/applets/Asperger_Hans.pdf
Dabei bedenken: Der Text ist von 1943, die Wortwahl also nicht sehr modern, wenn da zum Beispiel von "psychopathisch" die Rede ist.

(Asperger-)Autismus ist natürlich mehr als nur die Probleme im Sozialen. Was du beschreibst, joa, das kann darauf passen oder auch auf etwas anderes. Schwer zu sagen.
Wichtig ist nur: Solltest du an (Asperger-)Autismus denken, dann solltest du einen entsprechend darauf spezialisierten Psychiater zur Diagnostik aufsuchen, denn längst nicht alle kennen sich damit aus.
Schließt du das jedoch für dich aus, kannst du zu irgendeinem gehen, der dann halt erst mal allgemein schaut, wo dein Problem herrühren kann.

Ich finde das sehr in Ordnung, dass Du Dich einem Gesprächspartner voll zuwendest und andere dabei quasi ausschaltest.

Das Du Dich auch in Einzelkgesprächen unsicher fühlst, könnte z.B. daran liegen, dass Deine Persönlichkeit noch nicht sehr ausgereift ist. Daran kannst Du arbeiten. Ausserdem hilft bei der Kommunikation auch: üben, üben, üben.

Wenn Du aber denkst, dass Du psychologische Hilfe brauchst, musst Du diesen Weg gehen. Dazu musst Du nicht vorher wissen, was für eine Störung vorliegen könnte. Das macht dann schon der betreffende Arzt. Alles Gute.

Intelligenz durchschnittlich? Das glaube ich nicht. Was du schreibst, ist sehr durchdacht, und du bist sehr reflektiert. Ich denke, du bist überdurchschnittlich intelligent. (Lass das doch mal testen ;o) )

Was ich bei dir heraushöre, ist, dass du beim Gespräch nicht nur and den Gesprächsinhalt denkst, sondern du dir sehr bewusst darüber bist, wie du im Gespräch wirkst und dass du auch noch überlegst, ob diese Wirkung so ist, wie du möchtest. Bin ich jetzt auch schlagfertig, witzig, wortgewandt... genug? Das scheint dir durch den Kopf zu gehen.Dein Gehirn arbeitet dabei immer mindestens auf zwei Ebenen. Noch komplizierter wird es, je mehr Gesprächsteilnehmer es sind. Nicht nur der Gesrpächsinhalt nimmt dann häufiger eine Wendung, sondern du musst auch noch darüber nachdenken, wie du auf zwei unterschiedliche Menschen wirkst, denen du unterschiedlich nahe stehst und die unterschiedliche Erwartungen an dich haben. Es fällt dir in solchen Zusammenhängen wohl einfach schwer, loszulassen, die Kontrolle aufzugeben und einfach nur auf der gesprächsinhaltlichen Ebene zu bleiben.

Wenn du schreibst anstatt zu sprechen, tritt dieses Problem verständlicherweise nicht auf, da du immer alles "unter Kontrolle" hast.

Bist du Einzelkind? Du schreibst, dass du Signale von anderen sehr gut intuitiv einordnen kannst. Das spricht dafür, dass du dich immer sehr bemüht hast, den Erwartunge anderer (anfangs natürlich denen deiner Eltern) zu entsprechen. ((Ich kenne das Problem... ;o) )

Wenn du dich eingeschränkt fühlst, kannst du wirklich den Besuch bei einem Psychologen in Betracht ziehen. Oder mache etwas, was dir großen Spaß macht, worin du gut bist, und bei dem du vor anderen dazu stehen musst: So bin ich und das ist gut so!!! Magst du Singen oder Musik machen? Das fällt mir jetzt im Moment als erstes ein.

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Gedanken helfen.

Alles Gute!

Grüffeline

weil sich meine Gedanken im Wesentlichen darum kreisen, wie ich bei meinem Gegenüber rüberkomme und immer extrem darauf bedacht bin diesen und mich selbst nicht zu bepeinlichen…. mit was auch immer.

Diese Aussage scheint mir wesentlich. Du kontrollierst dich in einem Gespräch sehr stark, weil die Angst vor Blamage zu schaffen macht. Mit einem Gesprächspartner gelingt dir das noch einigermaßen, bei mehreren bist du schlichtweg überfordert. Es ist einfach unmöglich, in einer solchen Gesprächssituation genau zu kontrollieren, was man sagt und wie man wirkt.

Daraus resultiert auch dein Bedürfnis, soziale Situationen lieber zu meiden.

Und damit sind wir weit weg von Asperger und Co, dafür nach meiner Einschätzung sehr nah an einer sozialen Angst.

Eine solche hat viele Gesichter, ihnen gemeinsam ist die Angst vor Kontrollverlust in der Gegenwart anderer und die Neigung, entsprechende Risiken zu minimieren, indem man bestimmte Situation meidet.

Es könnte sich lohnen, hier mal genauer hinzusehen.

Unfähigkeit mit mehreren Menschen gleichzeitig zu sprechen - Diagnose?

Diagnose: Du bist ein Mann.