Therapeutin verweigert Diagnose

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Hallo! Diagnosen sind für Krankenkassen gemacht. Es sind Schubladen, in die wir Ärzte die Patienten einteilen sollen, damit wir Geld bekommen (Abrechnung der Stunden)... Wir Therapeuten sind mit diesem bürokratischen Schubladendenken überhaupt nicht einverstanden. Es kann also sein, dass Dein Hausarzt Dir eine Überweisung schreibt, weil er es für richtig hält, dass Du psychotherapeutische Unterstützung erhältst. Auch wenn er nicht weiß, wie genau er es nennen soll, was Du hast (denn es ist ja nunmal kein Beinbruch, der schön offensichtlich ist), MUSS er Dich etikettieren, sonst ist die Überweisung ungültig. Soviel zu dem Rat, den Hausarzt oder die Krankenkasse zu fragen. Die Diagnose, die auf der Überweisung steht, muss noch lange nicht für Dich zutreffen.

Die Therapeutin hat bislang wahrscheinlich eine Mischung aus verschiedenen Symptomen zusammengestellt, das nennen wir Psychiater "Syndrom" und dieses steht vor der Diagnose. Jemand mit einer Mischung aus depressiven Symptomen kann dann zum Beispiel die Diagnose Depression bekommen. Oder die Diagnose Persönlichkeitsstörung. Oder die Diagnose bipolare Störung. Oder oder oder....

Und tatsächlich bringt es die meisten Patienten inhaltlich gerade am Anfang einer Therapie nicht wirklich weiter, wie der Therapeut es seiner Krankenkasse gegenüber nennt.

Sei froh, dass Du eine Therapeutin hat, die Dich als Individuum wahrnimmt und nicht vorschnell in eine Schublade steckt. Um die Diagnose geht es doch eigentlich gar nicht. (Außer bei Hypochondern natürlich ;-) kleiner Psychiaterwitz...

Du könntest Deine Krankenkasse fragen welche Diagnose Du hast. Wenn die Psychologin die Berichte Deinem Hausarzt zusendet kannst du auch ihn fragen. Hast Du einen Neurologen? Sag, Du hättest gerne eine ambulante Ergotherapie wenn Du draußen bist dann sieh auf der Verordnung. Hier ein Link von der Verbraucherzentrale: http://www.verbraucherzentrale.de/ Gib Dein Bundesland und dann Psychotherapie ein. Dort gibt eine kostenpflichtige aber preiswerte Informationsbroschüre über Psychotherapie. Du hast Einsichtsrecht in Deine Akten bei Psychohterapien gibt es leider Einschränkungen Sprich mit Deiner Ärztin darüber, daß Du Einsicht haben möchtest und die Diagnose erfahren möchtest, Du kannst auch einen Zeugen mitnehmen (Elternteil, Familie , Freund, zur Not: Anwalt) Bei Krankenhausaufenthalten kann man auch die Akten anfordern und muß nur die Kopien bezahlen. Psychotherapeutenkammer um Hilfe bitten, zur Not (wenn nicht mehr hilft und nur dann) Rechtsanwalt um Hilfe bitten, allerdings könnte dann das "Vertrauensverhältnis" gestört werden. Es wird nicht leicht werden denn Deine Ärztin beantwortet Dir jetzt schon Deine klaren (berechtigten) Fragen mit Gegenfragen.

Die Therapeutin wird die Diagnose erst einmal nicht ohne Grund verweigern. Es kann viele Faktoren dazu geben, warum sie das (noch) nicht macht.

Du solltest abwarten, bis sie bereit ist dir mehr zu sagen.

Wenn Du unbedingt eine Diagnose brauchst, kann ich Dir auch eine stellen.

Sicher will sich Deine Therapeutin noch nicht festlegen, Dich erst weiter kennenlernen. Das ist vertretbar und verantwortungsvoll. Bevor sie vorschnell eine falsche Etikettierung vornimmt, nimmt sie sich Zeit, mögliche Differenzialdiagnosen zu bedenken.

Das wird oft so gehandhabt. Ein Name für das Ganze würde den Patienten dazu bringen, mehr über seine Erkrankung zu lesen, und dabei besteht die Gefahr, daß er dann alles, was er liest, auch bei sich selbst "erkennt". Er ist also nicht mehr unvoreingenommen.

Vertrau Deiner Therapeutin. Ich verstehe zwar, daß man gern einen Namen haben möchte, damit man den Umstand, unter dem man leidet, einordnen kann. Aber das hat für Deine Therapie auch Schattenseiten. Laß die Therapie erstmal weiter voranschreiten, vielleicht bekommst Du am Ende eine Diagnose. Vielleicht auch nicht. Es geht aber hauptsächlich darum, daß Deine Therapeutin einen guten Job macht und daß Du wieder besser klarkommst.

danke, sehr schöne Antwort =) LG

Wenn der Patient die Krankheit hat und dann alles darüber nachliest, ist es logisch, dass er sich im Gelesenen wiederfindet, denn er hat ja das entsprechende Störungsbild. In Kliniken werden Patienten auch über ihre Störung informiert bzw. geschult. Das nennt man "Psychoedukation".