Kann ich eine Psychotherapie einfach abbrechen?

10 Antworten

Im Prinzip kann man eine Psychotherapie einfach "abbrechen", es ist jedoch weit besser, die Psychotherapie mit dem Therapeuten gemeinsam zu beenden. Auch für den Therapeuten ist die Rückmeldung wichtig, warum du nicht mehr zufrieden bist. Die Psychotherapie einfach "auszusitzen" ohne dass sie dir etwas bringt, und den Therapeuten hierüber im Unklaren zu lassen ist sicherlich eine schlechte Lösung. Wenn Du einen neuen Therapeuten gefunden hast, kann dein alter Therapeut Dir eine Bescheinigung geben, wieviele Sitzungen du "verbraucht" hast. Evtl. kann das noch verbleibende Kontingent an Sitzungen dann von deiner Krankenkasse auf den neuen Therapeuten ohne erweitertes Antragsverfahren übernommen werden. Auch deshalb wäre es sinnvoll, sich vor einem Therapieabbruch mit dem alten Therapeuten zu besprechen. Ich persönlich halte es für sinnvoll, eine Therapie bei einem anderen Therapeuten weiterzuführen, wenn man merkt, dass man sich nicht mehr gut aufgehoben fühlt. Ich würde dir also raten, dich erstmal mit deinem aktuellen Therapeuten zu besprechen.

ja klar, wenn dieser Mensch nicht in der Lage ist, Dir zu helfen - solltest Du sogar zu einem anderen gehen. Sowas kommt sehr häufig vor.

Eine genehmigte Therapie ist erst einmal eine mögliche Obergrenze an Therapiestunden, die nicht überschritten werden darf. Unterschritten werden darf sie zu jeder Zeit. Zum einen dadurch, dass der Patient sein Problem bewältigt hat, bevor alle Therapiestunden aufgebraucht sind. Das freut zwar die Krankenkassen, leider werden aber entsprechend effektive Therapeuten nicht dafür belohnt, sondern sie schneiden sich selber noch in ihr Fleisch, da sich er Antrags- und Verwaltungsaufwand erhöht. Psychologisch ist das völlig unsinnig, dass effektives Arbeiten noch bestraft wird. Aber so sind nun einmal die Regelungen zur Zeit. Auf der anderen Seite kann der Patient jederzeit die Therapie abbrechen. Das ist generell zunächst einmal sein grundsätzliches Recht. Als freier Mensch gibt es da ja wohl keinerlei Diskussion. Ob es sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. Klar gibt es Fälle, wo einfach Patient und Therapeut nicht miteinander können, wo einfach die Wellenlänge nicht stimmt. Aber das hätte man dann schon in den probatorischen Sitzungen merken können. Daher frage ich alle meine Patienten ausdrücklich, ob sie bei mir die Therapie machen wollen und gebe Ihnen auch eine entsprechende Bedenkzeit. Aber das Problem kann auch an einer unterschiedlichen Sichtweise zwischen Patient und Therapeut liegen. Dann sollte das dringend zum Thema gemacht werden, dann kann sich vieles klären. Zum Beispiel verweise ich Patienten, die unbedingt meinen, ihre Kindheit aufklären zu müssen, bevor sie ihre Probleme lösen können, an psychoanalytische Kollegen. Und ein guter Psychotherapeut sollte auch nicht böse oder verärgert sein, wenn sein Patient einen anderen Weg probieren will. Schließlich nehme ich mir als Psychotherapeut doch auch das Recht heraus verschiedene Marmeladenmarken im Supermarkt auszuprobieren.

Geht es denn dann aber wirklich gar nicht, sollte man wirklich den Schnitt machen, den jede verschwendete Therapiestunde bringt dann nicht nur nichts, sondern kostet auch das Geld aller Versicherten. Falsche Scheu ist dann absolut fehl am Platz.

Dann sollte man sich einen neuen Therapeuten suchen. Die verbliebenen Reststunden kann man dann im Regelfall auch mitnehmen.

Bei Therapeutenwechseln erfragen wir in meiner Praxis über die Krankenkassen die Zahl der Reststunden. Diese fragen dann die restlichen genehmigten Stunden beim vorherigen Therapeuten ab. Dies teile ich dann bei einem Therapeutenwechsel der Krankenkasse mit. Dann kann der Patient mit den Reststuden zu einem anderen Therapeuten wechseln.

Soweit zumindest in der Theorie. Denn erst muss mal ein neuer Therapieplatz gefunden werden. Wartezeiten von einem halben Jahr und noch viel mehr sind leider keine Seltenheit mehr sondern inzwischen eher die Regel.

Daher sollte sich der wechselwillige Patient schon frühzeitg um einen neuen Therapieplatz bemühen.

Dipl.-Psych. Thomas Hünerfauth

Du kannst die Therapie jederzeit abbrechen. Allerdings hast du dann eine Wartezeit, bis die Kasse dir eine neue genehmigt, es sei denn, du hast sehr gute Gründe für einen Wechsel. Um einfach so zu einem anderen zu wechseln, geht die Therapie schon zu lange.

Was du aber vorher unbedingt versuchen solltest: Rede mit deinem Therapeuten beim nächsten Termin genau darüber.

Auch ein Therapeut stochert erstmal im Dunklen und muß den Punkt finden, an dem er ansetzen kann. Dabei kann er Fehler machen und genau am Thema vorbeigehen.

Und wenn du ihm sagst, wie du dich bei der Therapie bei ihm fühlst, kann er neu hinterfragen und findet dann vielleicht auch den richtigen Weg.

Gib ihm die Chance. Wenn es nicht klappt, kannst du ja immer noch aufhören.

Gerade das Reden mit dem Therapeuten kann sehr schwierig sein. Denk daran, es gibt leider viel zu viele, die ihre Klienten nicht gerne gehen lassen (schliesslich verdient man an denen ja nicht schlecht). Lieber Gruss - Noona

@Noona

Naja, ganz so schlimm ist es bei denen nicht. Es gibt derzeit mehr Therapiewillige als Plätze, sodass in einigen Teilen Deutschlands Wartezeiten von bis zu einem Jahr bestehen und die Therapeuten eher keine Probleme haben, auf Patienten zu verzichten, mit denen kein Vorankommen ist.

Allerdings - und da gebe ich dir Recht - hat der Therapeut erstmal einen ziemlichen Papierkrieg zu führen, bevor es losgeht. Und das vermeiden sie halt auch gern. :-)

Hi chalotte86. Natürlich kannst du die Therapie abbrechen - und zwar jederzeit. Schliesslich bist du immer noch ein freier Mensch. Manchmal braucht es sehr viel Mut, das einem Therapeuten klar zu machen und auch Standhaftigkeit, um es durch zu setzen. Je nach dem dein Therapeut reagiert.

Wichtig ist, dass es in dir stimmt. Wenn dir mit diesem Therapeuten nicht mehr 'wohl' ist, dein Bauchgefühl reagiert - sofort abbrechen, ohne lange Diskussion. Lieber einen neuen suchen - bis es einfach 'stimmt'!

Viel Glück und lieber Gruss - Noona