OTA Ausbildung (Erfahrung, Berufschancen)?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin jetzt seit Oktober fertig mit der Ausbildung. 

Es ist extrem schwer reinzukommen. Ohne Praktika hast du kaum eine Chance. Allerdings würde ich dir das sowieso empfehlen, damit du weißt, ob der Beruf was für dich ist.

Ich hab ein recht mittelmäßiges Abitur gemacht, mich auch nicht bei vielen Kliniken beworben und bin direkt nach dem Abitur nicht reingekommen. Hab allerdings eine Stelle in der ZSVA an der Uniklinik, zu der auch die OTA-Schule gehört, bekommen. Da man während der Ausbildung auch 6 Wochen in der ZSVA eingesetzt ist, war das eh sehr gut. Hab da dann ein Jahr gearbeitet und bin bei der Uniklinik nur auf die Warteliste gekommen. Hab dann allerdings eine Stelle in einer Kreisklinik bekommen, die mit der Schule kooperiert.

Da musst du dich natürlich erkundigen, welche Klinik die Ausbildung anbietet und wo die Schule ist. In Ulm zB bietet nicht nur die Uniklinik die Ausbildung an, auch einige Kliniken in näherer und weiterer Umgebung kooperieren mit der Schule (von Heidenheim bis Memmingen, insgesamt ca 8 Kliniken für ca 20 Plätze in der Klasse).

Während der Ausbildung hatten wir Blockunterricht, ca 4 mal im Jahr 5 Wochen lang Schule. Unser Urlaub war bis auf 7 Tage im Jahr bereits vorgegeben, damit unsere Einsätze besser geplant werden konnte.

Wichtig zu wissen bei der OTA Ausbildung ist, dass sie NICHT staatlich anerkannt ist. Das merkt man auch, denn jede Schule kann vieles selber entscheiden. Was teilweise ein Vorteil ist, zB dass unsere Lehrer auch unsere Abschlussprüfungen machen, ist es grade organisatorisch sehr von Nachteil.

Im ersten Jahr der Ausbildung waren wir in den praktischen Teilen außerhalb des OPs eingesetzt, dh 4 Wochen Station, 8 Wochen Ambulanz und jeweils 6 Wochen ZSVA und Endoskopie. Auch haben wir im ersten Lehrjahr einen großen Erste Hilfe Kurs gemacht und den Fachkunde 1 Lehrgang für die ZSVA.

Ab Ende des ersten Lehrjahr kommt man dann in die OP Einsätze. Die größten Einsätze sind mit jeweils 500 Stunden die Traumatologie und die Visceralchirurgie. Dann gibt es noch kleine Einsätze mit je 200 Stunden: Uro und/oder Gyn, Orthopädie, HNO, Kinderchirurgie, Herzchirurgie, Hand- und Plastische Chirurgie oder Neurochirurgie. Du hast nicht in all diesen Fachbereichen einen Einsatz, ich selber hatte Traumatologie, Hand- und Plastische, Uro, Gyn, HNO und Visceralchirurgie. Man wird in jedem Einsatz/Fachbereich benotet.

Gegen Mitte bis Ende des zweiten Lehrjahres gibt es dann Zwischenprüfungen. Da kann man nicht durchfallen, die Note zählt aber trotzdem zum Schnitt. Die Zwischenprüfung war bei uns im praktischen und im schriftlichen.

Die Abschlussprüfungen sind dann schriftlich, mündlich und praktisch.

Was das Lernen angeht: man muss natürlich hinsitzen und lernen. Es gibt einfache Fächer, es gibt aber auch wirklich schwere Fächer. Und mit Schulstoff lernen alleine ist es ja nicht getan, man muss sich in den praktischen Einsätzen natürlich auch auf die OPs vorbereiten und OP-Abläufe lernen. Man muss in diesem Beruf eine Menge wissen.

Für mich ist das mein absoluter Traumberuf, aber nicht jeder, der Blut sehen kann, kann auch in diesem Beruf arbeiten. Es ist stressig, man muss sich teilweise viel bieten lassen, wenn man dementsprechende Professoren im Saal hat, man muss Kontra geben können, einen guten Magen haben, denn nicht jeder Patient kommt frisch geduscht und infizierte Wunden stinken manchmal echt abartig. Nach der Ausbildung, je nach dem, wo man angestellt ist, hat man viele Bereitschafts- und/oder Rufdienste, muss teilweise echt lange arbeiten (mein persönlicher Rekord war von 10:30 Uhr bis 3 in der Nacht, es gibt aber auch Häuser mit 24h Bereitschaftsdienst, wo man auch mal 24h durcharbeitet).

Aber wenn man tolle Kollegen und Spaß an der Arbeit hat, kann man über die ganzen Nachteile hinwegsehen.

Was die Berufschancen nach der Ausbildung angeht: wenn du dich in der Ausbildung nicht all zu blöd anstellst, bekommst du locker eine Stelle. Auch gibt es Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Du kannst zB Praxisanleiter werden, Positionen wie Hygiene- oder Strahlenschutzbeauftragter übernehmen. Du kannst OP- und/oder ZSVA-Leitung werden. Du kannst nach der Ausbildung studieren. Viele machen die Ausbildung als Überbrückung zum Medizinstudium. Es gibt in Ulm auch einen Studiengang nur für ausgebildete OTAs, du kannst einfach BWL oder Gesundheitswissenschaften studieren.

Ich kann nur empfehlen, ein Praktikum zu machen, gerne auch länger, zB als FSJ oder Jahrespraktikum. Da lernt man unglaublich viel und wenn man die Ausbildung dann auch in diesem Haus macht, dann kennt man sich schon super aus. Erkundige dich einfach bei Kliniken in der Umgebung ;)

Sarahbla139 
Fragesteller
 14.05.2017, 12:06

Danke für diese ausführliche Antwort :) hast mir sehr geholfen :)

Meine Cousine hat ihr Abi gemacht, und sofort die Ausbildung zur OTA angefangen. Die Schule war schnell gefunden, ein Krankenhaus womit die Schule zusammenarbeitet allerdings nicht. Das hat sie wirklich nur durch sehr viel Glück gefunden. Sie hatte Block Unterricht. Das heißt zB 4 Monate Schule und dann wieder 5 Monate im op. Also nicht wie meistens üblich 2 mal in der Woche zur Schule, 3 mal im Betrieb. Sie hat direkt nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung eine Stelle in einem anderen Krankenhaus bekommen. Hat aber jetzt allerdings sehr viel Rufbereitschaft, sie hat keine Kinder, ist jung und wird deswegen öfter mit dem Dienst "drangenommen" als wie welche mit Kinder. Aber damit muss man schließlich rechnen, wenn man sich diesen Beruf aussucht.

Sarahbla139 
Fragesteller
 13.05.2017, 21:47

Danke :)