Kann man mit einem Gallengangskarzinom 10 Jahre überleben?

4 Antworten

Hallo NewYearSameTime,

du schreibst,

Meine Oma ist etwas naiv.

Einerseits finde ich es ja wunderbar, dass du dich um deine Oma sorgst und dich nun kundig machen willst, wie ihr jetzt am besten geholfen werden kann.

Doch andererseits möchte ich als alter Mensch dir sagen, dass jüngere die Selbsterkenntnis alter Menschen oft zu Unrecht für naiv halten.

Die Medizin ist auf die Aufrechterhaltung eines „Normalzustands“ ausgerichtet. Das Alter ist aber eine Zeit, in der wir uns auch auf den „großen Übergang“ vorbereiten.

Aus der Sicht der jüngeren Generationen ist es sinnvoll, wenn wir uns im Alter den Medizinern anvertrauen.

Dann ist es nahezu normal, dass täglich eine Unmenge von Medikamenten geschluckt wird. Ein Medikament produziert die Nebenwirkungen - gegen die das nächste Medikament geschluckt werden muss. Und so weiter …

Dies ist ein Prozess schleichender Entmündigung, der erst zum Abschluss kommt, wenn der Arzt feststellt, dass der Mensch „austherapiert“ ist und ordentlich gestorben wird.

Deine Oma ist 80 Jahre alt. Die Operation wäre nun eine extreme Belastung für sie.

Wenn sie nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss kommt, dass die Operation für sie hilfreich sein wird, dann sollte sie sich ihr unterziehen.

Aber bitte halte sie nicht für naiv, wenn sie sich gegen die Operation entscheidet!

Es ist auch – aus meiner Sicht – völlig belanglos, was die Statistiken über denkbare Überlebenszeiten aussagen.

Deine Oma ist ein einmaliger Mensch mit einem einmaligen Schicksal.

Wenn sie die Operation ablehnt, dann gäbe es ja auch noch naturheilkundliche Ärzte, die deine Oma auf ihrem Weg nicht als reparaturbedürftiges Objekt, sondern als Frau wahrnehmen, die allmählich Abschied nimmt – aber sich auch auf den „großen Wandel“ vorbereitet.

Was sie dabei erlebt, ist mit Worten nicht zu fassen.

Aber naiv ist es nicht!

Rudolf36  06.09.2021, 10:54

Eine Lungenoperation mit 80 war für mich keine "extreme Belastung".

Pescatori  06.09.2021, 16:35
@Rudolf36

Herzlichen Glückwunsch und weiterhin alles Gute!

"Bösartige Tumoren wie der Gallengangskrebs oder der Gallenblasenkrebs bilden relativ früh Metastasen in der Leber. Außerdem breiten sie sich häufig Richtung Bauchspeicheldrüse und Zwölffingerdarm aus und streuen über den Blutweg bis in die Eierstöcke, Knochen und Milz."

Diesen Hinweis fand ich im Internet.

Ich hätte keine Angst vor einer Operation. Die Galle ist ja relativ leicht zugänglich. Aus meiner Sicht wäre das eine eher kleine Operation. Aus meiner Sicht spielt dabei auch das Alter keine Rolle. Ob es andere, individuelle Einschränkungen gibt, sollte der zuständige Arzt beurteilen.

Die Frage "wie lange noch" betrifft die Zukunft. Da müsste man einen Hellseher fragen.

Bei Krebs ist es grundsätzlich schwer Voraussagen über die Lebenserwartung zu treffen, da das Wachstumsverhalten und auch die Reaktion des Körpers auf den Krebs stark variieren kann.

Im Durchschnitt ist die 5 Jahres Überlebensrate bei Gallengangkarzinomen aber leider sehr schlecht (selbst mit OP nur 40%). Deine Oma hat insofern Glück, da der Krebs ja offensichtlich frühzeitig entdeckt wurde. Mit einer OP stünden die Überlebenschancen also wahrscheinlich vergleichsweise gut.

Ohne OP ist es unwahrscheinlich, dass sie noch zehn Jahre mit dem Krebs leben wird. Nicht unmöglich (siehe oben), aber sehr unwahrscheinlich.