Stimmt es, dass die Blutgerinnung pro Grad °C verminderter KKT < 37° C um 10% abnimmt?

2 Antworten

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Da musste ich selbst erstmal nachlesen. Die 10 % pro Grad Abfall der Kerntemperatur kann ich leider nicht finden. Dass die Gerinnung aber schlechter funktioniert dank diverser Veränderungen, das stimmt. Zu allererst verlieren die Thrombozyten teilweise ihre Funktion, ab etwa 33 °C nimmt auch die plasmatische Gerinnung ab. Gründe sind ein Kalzium-Mamgel durch Elektrolytverschiebung, eine Verminderung der Aktivität der Gerinnungsenzyme, eine verringerte Bereitstellung von Thrombin und eine Hyperfibrinolyse, also zu starke Auflösung bereits im entstehen begriffener Gerinnsel. Das Gesamtbild ist ausgesprochen komplex, leider... eine proportionale Abnahme um 10 % pro Grad Celsius weniger kann ich aber so pauschal nicht bestätigen

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
N1CL4Z 
Fragesteller
 21.03.2021, 10:13

Vielen Dank, Deine Antworten haben mir sehr geholfen!

Ich kann es dir nicht sicher sagen.

Aber kann kann ja darüber nachdenken, ob es plausibel ist. Wie man vielleicht mal im Chemieunterricht mitgenommen hat, verlangsamen sich chemische Prozesse auf die halbe Geschwindigkeit, wenn man die Temperatur um 10 Kelvin senkt. Außerdem kann es natürlich passieren, dass manche enzymatische Vorgänge ab einer bestimmten Temperaturgrenze einfach gar nicht mehr funktionieren.

Nun sollte man noch bedenken, dass "immer 10% weniger" eben nicht proportional ist! Ein proportionaler Zusammenhang wäre linear. Dass die Blutgerinnung bei Abkühlung je Kelvin um 10 % langsamer wird, bedeutet aber eine Kurve, die flacher wird:

  • Wenn um 1 K abkühlst, bist du bei 90 %.
  • Wenn du um ein weiteres Kelvin abkühlst, verlierst du 10% von den 90... Bist also bei 81%.
  • Wenn du um ein weiteres Kelvin abkühlst, verlierst du 10% von den 81, bist also bei 72,9%.
  • Wenn du um ein weiteres Kelvin abkühlst, verlierst du 10% von den 72,9, kommst also bei 65,6% heraus.

Nach dieser Logik bedeutet eine Abkühlung der Körperkerntemperatur um 10 Kelvin eben nicht, dass die Blutgerinnung bei 0% ankommt, sondern bei ca. 35%. Und das kommt der obigen Feststellung "50% Verlangsamung und dazu ein paar komplett unterbrochene Prozesse" schon ziemlich nahe. Oder die 10% sind nur eine Faustregel, die eben leichter zu merken ist als z.B. 7% (welche 50% Verlust bei 10 K bedeutete).

Ohne es zu wissen, halte ich diese Aussage also für absolut plausubel.