Ist es unprofessionell, vor Patienten/Klienten zu weinen?

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Ich finds menschlich wenn man auch Emotionen zeigen kann vor Patienten.

Aber, dennoch sollte man auch im Berufsleben Professionalität wahren. Ein paar Tränen der Trauer oder des Glücks zu zeigen, ja okay - aber im kleinen Rahmen, denn dann gehts nicht um "dich" als Mitarbeiter sondern um den Patienten.

Der Patient (in dem Fall die Frau die grade gebärt/ geboren hat, die grade einen unbändigen Glücksmoment oder Trauer erlebt -bzw. deren involvierte Angehörige - ist die Hauptperson um die es sich in diesem Moment dreht. Da haben weder der Patient, noch die Angehörigen, noch die Kollegen Zeit um den Mitarbeiter zu trösten/ aufzubauen.

Diese Gratwanderung ist sicher nicht einfach, aber machbar.

Man kann die eigene Menschlichkeit und Emotionalität bewahren - darf dies aber nicht Überhand nehmen lassen, sonst verleitet einen das zu Unprofessionalität/ emotionalen Spontanhandlungen ... oder aber man schleppt das Emotionsbündel nach Feierabend mit nach Hause. Und das wär mindestens ebenso fatal auf Dauer.

Man muss eben auch mit der Zeit lernen am Eingang der Einrichtung das aufgestaute Emotionspacket zurückzulassen, um das eigene Privatleben zu schützen.

Es ist unprofessionell, man nimmt einiges mit nach Hause und das beschäftigt einen wenn etwas nicht so gut war, das sollte nicht passieren. Ich gehe mal von psychisch kranken aus, weil das mein Gebiet ist. Da hört man ständig die grausamsten Geschichten, die man sich nicht vorstellen mag. Der Patient ist schon emotional aufgewühlt, da muss wenigstens einer die Fassung behalten um ihn aufzufangen. Ihm wäre nicht geholfen wenn wir beide die Fassung verlieren. Auch das welche sich das Leben genommen haben. Da kann ich nicht krank machen weil mich das so mitgenommen hat, denn andere Patienten brauchen mich noch. Es ist besser für dich und die anderen die Fassung zu behalten. Würde ich im Gespräch anfangen zu weinen weil das so traurig ist, dann wäre der Patient ganz irretiert und will womöglich mich in den Arm nehmen. 😁 Ich habe aber keine Patienten. 😉

Ich finde, die Profession oder Berufung der Menschen besteht darin, in diesem Erdenleben Mitgefühl, Empathie und Lieben zu lernen. Man könnte auch sagen, wirklich Mensch zu werden und menschlich zu sein.

Menschen haben nun mal Emotionen, die ihren Sinn haben. Die gesellschaftlich akzeptierte Unterdrückung dieser Emotionen ist meiner Meinung nach ein ungünstiger Weg in den Bereich der psychosomatischen Störungen.

Das sollte der Kontext sein, unter dem alles menschliche Handeln seinen Platz hat. Und dazu gehört auch das authentische Verhalten, wenn man gerührt oder aus anderen Gründen innerlich stark bewegt ist.

Dennoch sollte der Helfer nicht in illusionäre Angst eintauchen, die der Klient hat. Es wäre gut, wenn er empfinden könnte: "Ich habe keine Angst vor deiner Angst".

Ich bin Pflegekraft und arbeite auf einer onkologie. Wenn es der Rhamen zulässt, weine ich. Sonst verkneif ich es mir, und weine woanders.

Ich glaube, dass hat auch mit der jeweiligen Situation zu tun.

Aber grundsätzlich finde ich es nicht unproffessionell. Von allen Patienten kam bisher nur positives Feedback diesbezüglich.

Nein, es ist menschlich und sollte absolut nicht verdeckt werden, wenn es angebracht ist.

Man sollte dabei natürlich nicht die Fassung verlieren und einen mentalen Ausfall haben.

Empathie kommt bei Patienten sehr gut an.