Drangsal oder Preisgericht?

4 Antworten

Was mich stark zu ersterem tendieren lässt ist aus Offenbarung 2

Diese Zeilen sind an die Gemeinde in Smyrna Anfang des 2.Jhdt's gerichtet, die sich zu der Zeit in einer Verfolgungssituation befand.

Seit langem beschäftige ich mich mit der Frage kommen wir gläubigen nach dem Tod vor Gottes Zorngericht oder erwartet uns das Preisgericht?

Ein gutes Mittel um sich darüber ein Bild zu machen ist, welche Schrift des NT sagt dazu was genau - und warum sagt sie genau das? Daraus kann man die diversen Aussagen dann auch gewichten und man erhält ein klareres Bild. Das geht auch recht schnell, denn es gibt nicht sehr viele Bibelstellen dazu.

Lies fleißig die Bibel, dann findest du Antworten auf deine Fragen - z.B. hier, was für Gläubige gilt:

„Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen; wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden erleiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.“

‭‭1. Korinther‬ ‭3:11-15‬ ‭SCH2000‬‬ https://www.bible.com/157/1co.3.11-15.sch2000

Und hier, was für Ungläubige gilt: „Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß; vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es wurde kein Platz für sie gefunden. Und ich sah die Toten, Kleine und Große, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet gemäß ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die in ihnen waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen.“ Offenbarung‬ ‭20:11-13, 15‬ https://www.bible.com/157/rev.20.11-13,15.sch2000

Es gibt verschiedene Gerichte:

Das "Preisgericht" für gläubige Christen nach der Entrückung: http://endzeitzeichen.blogspot.com/2011/10/richterstuhl-christi-das-preisgericht.html

Das "Schafe-Böcke-Gericht" nach der Wiederkunft Jesu, das darüber entscheidet, wer ins 1000jährige Reich (Messianische Reich) eingeht: https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=qa&answer_id=117

Das "Gericht vor dem großen weißen Thron": https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=qa&answer_id=200

Weiserute 
Fragesteller
 10.03.2021, 19:54

Das habe ich soweit verstanden. Aber wie lässt sich das mit Offenbarung 2 vereinbaren.

chrisbyrd  10.03.2021, 22:11
@Weiserute

Mir gefällt die Kirchengeschichtliche Deutung von Offenbarung 2, die z. B. hier erklärt wird: Die Zukunft (Hendrik Leendert Heijkoop) :: bibelkommentare.de

Der in der Frage zitierte Vers richtet sich an die Gemeinde in Smyrna, die durch die römischen Kaiser sehr bedrängt und verfolgt war.

Auf der von mir verlinkten Seite steht dazu:

"Hier finden wir die großen Verfolgungen durch die römischen Kaiser im zweiten und dritten Jahrhundert. „Ihr werdet Drangsal haben zehn Tage“. Wie wir wissen, hat es zehn solcher Verfolgungen gegeben, von denen die letzte gerade zehn Jahre gedauert hat. Gott ließ dies zu, damit das Herz der Versammlung sich Ihm wieder zuwenden sollte."

chrisbyrd  10.03.2021, 22:12
@chrisbyrd

Ergänzung:

Im Bibelkommentar von Dr. John F. Walvoord steht dazu:

"Die Ermahnung, die Christus den Bedrängten zukommen ließ, war zugleich eine Ermutigung: Fürchte dich nicht (wörtlich "höre auf, dich zu fürchten") vor dem, was du leiden wirst! Die schweren Drangsale, denen sie sich ausgesetzt sahen, würden fortdauern, ja, sie würden weiter verfolgt und ins Gefängnis geworfen werden und zehn Tage zusätzliche Bedrängnis zu erdulden haben.

Manche Exegeten haben die Zeitangabe "zehn Tage" als symbolischen Ausdruck für alle Kirchenverfolgungen verstanden. Andere halten sie für eine Anspielung auf zehn Christenverfolgungen, die unter den römischen Kaisern stattfanden. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass in dieser Wendung eine begrenzte Zeit des Leidens vorweggenommen ist (vgl. Walvoord, Revelation, S.61-62), eine These, für die Scott in der Schrift mehrere Belege fand (Walter Scott, Exposition of the Revelation of Jesus Christ, S.69). Er zitiert in diesem Zusammenhang 1Mo 24,55; Neh 5,18; Jer 42,7; Dan 1,12 und Apg 25,6 .Dieselbe Position vertritt auch Alford, der als Beispiele 4Mo 11,19; 4Mo 14,22; 1Sam 1,8 und Hi 19,3 anführt (The Greek Testament, 4:567).

Das Problem des menschlichen Leidens hat die gläubigen Christen zu allen Zeiten beschäftigt und ihre Überzeugung auf eine harte Probe gestellt. Wenn nur die Gottlosen leiden müssten, so wäre das ja nicht weiter verwunderlich, doch warum geht es den Gottesfürchtigen nicht besser? Die Schrift gibt auf diese Frage eine ganze Reihe von Antworten. So kann das Leiden (1) disziplinierenden ( 1Kor 11,30-32; Hebr 12,3-13 ) oder (2) vorbeugenden Charakter haben (wie der "Stachel im Fleisch" des Paulus; 2Kor 12,7), es kann (3) die Menschen Gehorsam lehren (wie das Leiden Christi; Hebr 5,8; vgl. Röm 5,3-5 ) oder (4) ein eindrucksvolleres Zeugnis für Christus bewirken (wie in Apg 9,16).

Die bedrängte Schar der Gläubigen in Smyrna wurde ermahnt: Sei getreu bis an den Tod. Ihre Verfolger konnten den smyrnischen Christen zwar ihr irdisches Leben nehmen, doch in diesem Fall würden sie nur ein wenig früher die Krone des Lebens empfangen. Offensichtlich war bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand aus der Gemeinde bei Verfolgungen umgekommen, doch es stand zu befürchten, daß das bald geschehen würde. In der Tat starb Polykarp den Märtyrertod, nachdem er Bischof der Gemeinde in Smyrna geworden war - ein Schicksal, das zweifellos noch viele andere nach ihm erlitten (vgl. Robert Jamieson, A. R. Fausset und David Brown, A Commentary Critical, Experimental and Practical on the Old and New Testaments. Grand Rapids 1945, 6,662). "Die Krone des Lebens" ist eine von mehreren "Kronen" oder Belohnungen, die den Christen verheißen sind (vgl. 1Kor 9,25; 1Thes 2,19; 2Tim 4,6-8; 1Pet 5,4; Offb 4,4; vgl. auch Jak 1,12). Die Gläubigen werden also zu einem standhaften Leben im Gehorsam gegenüber Gott ermutigt; sie sollen ihren Blick auf das richten, was sie nach dem Tod erwartet: das ewige Leben.

Wie in den übrigen Sendschreiben wurden auch hier diejenigen, die bereit waren zu hören, ermahnt. Die Verheißung galt denen, die standhaft bleiben - letztlich also allen Gläubigen - und schenkte ihnen die Gewißheit, dass ihnen kein Leid ... von dem zweiten Tode geschehen würde (vgl. Offb 20,15). Dieses ermutigende Wort Christi an die bedrängten Christen in Smyrna gilt zugleich allen leidenden und verfolgten Gläubigen. Wie es in Hebräer 12,11 heißt: "Jede Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint uns nicht Freude, sondern Leid zu sein; danach aber bringt sie als Frucht denen, die dadurch geübt sind, Frieden und Gerechtigkeit."

Uns erwarten die Maden und die Würmer. Bei Erdbestattung.

Alles andere ist reine Spekulation.

Gruß, earnest