Angst und Derealisation?

4 Antworten

Derealisation tritt sehr selten isoliert auf. Häufig ist sie ein Nebensymptom von Angststörungen, insbesondere bei Angst- und Panikattacken. Ich bin kein Arzt, doch das was du schilderst klingt denn auch nach einer Panikstörung. Wird die Angststörung behandelt, so verschwindet auch die Derealisation... zumindest ist dies die gängige Theorie. In der Praxis ist es ein wenig komplizierter.

Angststörungen lassen sich in der Regel gut medikamentös und psychotherapeutisch behandeln. In einer Psychotherapie lernst du Strategien zu entwickeln dich deiner Angst zu stellen und diese Schritt für Schritt zu überwinden. Eine solche Therapie kann enorm anstrengen sein, da man immer wieder an die Grenzen seiner Belastbarkeit gebracht wird. Zudem dauert es meist Monate, in manchen Fällen sogar Jahre bis eine Psychotherapie wirkt. Mit einer Psychotherapie meine ich übrigens eine richtige Psychotherapie (z.B. Verhaltenstherapie) und nicht das Gespräch beim Arzt der einfach Medikamente verschreibt.

Bis eine Psychotherapie wirkt und bei starken Beschwerden werden auch Medikamente eingesetzt. Bei akuten Panikattacken sind Benzodiazepine (wie z.B. Lorazepam) alternativlos. Sie können einfach bei Bedarf eingenommen werden und wirken bereits 20-30min nach der Einnahme hoch effektiv angstlösend und beruhigend. Nebenwirkungen haben sie fast keine (ausg. Müdigkeit). Das Problem dieser Medikamente ist jedoch, dass sie bei längerem und regelmässigem Konsum (nach ca. 4 Wochen) abhängig machen. Zur längerfristigen Behandlung sind sie also kontraproduktiv.

Als langfristige Medikation werden bei Angst- und Panikzuständen meist Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI/SNRI verschrieben. Diese wirken auch sehr zuverlässig und machen nicht abhängig, doch haben sie andere Nachteile. Antidepressiva müssen täglich eingenommen werden (also nicht nur bei unmittelbarem Bedarf), es dauert 2-5 Wochen bis sie wirken und sie können vor allem zu Beginn der Einnahme starke Nebenwirkungen haben. Häufig sind sie jedoch das kleinere Übel im Vergleich zur Hölle der Panik.

Bei starker Derealisation wird manchmal zusätzlich noch Lamotrigin eingesetzt. Lamotrigin ist ein Antiepileptikum, welches auch bei Depressionen verwendet wird. In Kombination mit einem SSRI/SNRI ist es in der Mehrheit der Fälle (nicht immer) wirksam gegen die Derealisation.

Angststörungen können sich leider relativ einfach chronifizieren. Deshalb wird auch empfohlen die medikamentöse Therapie 6 Monate lang nach der Remission (Symptomfreiheit) weiter zu führen. Beim Absetzen kommt es häufig zu Rückfällen, insbesondere wenn der Patient nicht psychotherapeutisch darauf vorbereitet wurde.

Ich selbst habe durch Cannabiskonsum eine starke Panikstörung mit Derealisation entwickelt, welche ich bis heute (13 Jahre später) nur durch Medikamente im Griff habe. Immer wenn ich die Medikamente ganz abzusetzen versuchte bekam ich einen Rückfall. Die absolute Hölle. Die Psychotherapie hat mir jedoch dahingehend geholfen, dass ich das Antidepressivum auf die Minimaldosis reduzieren konnte.

Das hört sich nach einer ganz klassischen Angst/Panikstörung an. Da ist eher Psychotherapie angesagt als Medikamente. So schlimm wie es grade ist sollte sie eher erstmal stationär gehen und sie oder eher du oder jemand anders sich dabei um einen Therapieplatz (entweder ambulant oder in einer Fachklinik) bemühen. Das kann nämlich in der Regel dauern.

Sorry, die ist wohl auf dem Zeug hängen geblieben.

Ich kenne auch so jemanden. War der beste Fußballer in unserer Stadt. Irgendwann hat er was geraucht und saß kurz danach mit einem rausgerissenen Starkstromkabel auf einem Steg an der Elbe. Wollte rüber zu den Orks.

Er konnte zum Glück noch gerettet werden, wobei viele behaupten, es wäre besser gewesen wenn nicht.

Jetzt ca 12 Jahre später wandelt er wie im Trance durch die Stadt und lebt in einer Wohngruppe. Da ist wohl nichts zu machen.

Hinterher ist man nicht immer schlauer.

pooja 
Fragesteller
 18.08.2018, 10:18

Die Angst kam nach der Zahn OP !

Derealisation und Depersonalisation sind eine sehr häufige Begleiterscheinung bei Angststörungen, sie kommen aber auch bei anderen psychischen Störungen vor, Depression oder PTBS beispielsweise. Hatte ich auch schon bei einer diagnostizierten Depression. Heute nicht mehr, beim loswerden haben mir ein paar Aufenthalte in einer psychiatrischen Tagesklinik sehr geholfen.