Ab welchem Alter kann man ein Kind zur Selbstreflexion motivieren?

9 Antworten

Naja dazu motivieren, oder Ansätze geben ist ja denke ich okay, aber man sollte dem Kind nicht sagen was es zu tun oder zu denken hat.. Ich denke also, das sollte eher aus dem Kind selber kommen, als das man dem Kind erzählt, es solle so sein. Wenn man sein Kind zum Eigenständigen Denken erzieht, wird es auch von alleine Dinge hinterfragen, und wahrscheinlich auch sich selbst. Bzw. wenn man als Elternteil selber so lebt, wird sich das Kind auch schon etwas davon abgucken, und sich daran orientieren. Würde ich mal so denken.

user89467  01.07.2016, 13:32

Bzw. wenn man als Elternteil selber so lebt, wird sich das Kind auch schon etwas davon abgucken, und sich daran orientieren. Würde ich mal so denken.

Genau das ist immer wieder ein Irrglaube. Dem Vorleben wird mehr Macht beigemessen, als es hat. Es kann funktionieren, wenn der Empfänger empfangsbereit ist, aber es muss nicht funktionieren.

Das kommt immer auf die Lebenssituation an.

Wenn das Kind Geschwister hat (besonders bei älteren) oder oft mit anderen Kindern spielt, dann kann man damit früher anfangen, meist passiert es irgendwann von alleine. Kleine Hinweise sind natürlich immer ok.

So kann man z.B. statt nur zu schimpfen weil das Kind einem andern die Schaufel klaut auch sagen "wie würdest du es finden, wenn er dir deine Schaufel klaut?" so kann man antesten ob es das schon versteht oder nicht. Verständlicher wäre zu dem Kind zu gehen, die Schaufel zu nehmen und zu sagen: "ich nehme dir jetzt die Schaufel weg und gebe sie dir nicht wieder. Wie findest du das" auf das "doof" könntest du dann sagen, dass sich das andere Kind gerade auch doof gefühlt hat, weil die Schaufel weggenommen und nicht zurück gegeben wurde. Mit Handeln ist es gerade bei jungen Kindern einfacher als mit Worten.

Gut ist das alles nicht zu werten sondern eben sachlich zu besprechen.

Kinder die nur mit Erwachsenen zu tun haben, lernen das meist erst später, da alle auf sie Rücksicht nehmen und darüber reden, dass das Verhalten ja "so süß ist", anstatt es zu korrigieren.

Manche Kinder lernen es (zumindest gefühlt) nie, auch manche Erwachsene scheinen es nicht zu kennen. Andere können schon im Kindergartenalter ihr Verhalten reflektieren, wenn meist dann auch erst hinterher und noch nicht in der Situation. Viele brauchen dann zwar noch eine kleine Hilfe oder einen Hinweis, schaffen das weiterdenken dann aber schon alleine. Da reicht dann zum Teil die "wie würdest du das finden"-Frage schon.

Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber das ist so die von mir empfundene Sicht, wie es meist abläuft.

Gut ist es, wenn Erwachsene ihr Handeln vor dem Kind reflektieren, gerne auch durch lautes Denken. Das Kind hört zu, denkt mit, versteht zwar vielleicht nicht alles, aber sieht dass auf Aktionen auch Reaktionen oder Gefühle folgen können.

Nach Jean Piaget kann man es erst ab ungefähr 12, weil sich ab dann erst eigene Wert- und Normvorstellungen entwickeln, die man überprüfen kann. Allerdings geht das gefühlsmäßige Reflektieren und das Hineinversetzen in andere Leute schon ab dem Grundschulalter.

Negative Folgen hat es meiner Meinung nach nicht, außer dass du vielleicht deprimiert bist. "Luca, denk mal darüber nach, warum du dem Kevin seine Schaufel geklaut hast und ob das richtig war von dir!". Dann wird dich der Kleine womöglich nur mit großen Augen anschauen und deine Bitte ignorieren, weil sie noch nicht in sein Weltbild passt.

Schwierigkeiten sehe ich nur, wenn das Kind irgendwann deprimiert ist. Es merkt, dass man etwas von ihm erwartet, aber es kann dieser Erwartung nicht gerecht werden - das kann für Frust sorgen. Aber da müsstest du es schon arg übertreiben, denke ich.

Ab etwa dem Alter von 15-18 Monaten - lehren uns die Ergebnisse der Entwicklungspsychologie – verfügen schon die Kleinkinder über die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung. Diese „erlebte Selbsthaftigkeit“ – sich selbst als „Ich“ mit einem subjektiven Selbst zu reflektieren „…geht mit der Entwicklung einer intrapsychischen Repräsentation des Selbstempfindens einher. (….) Mit zunehmender Entwicklung des symbolischen Spiels und des sprachlichen Ausdrucksvermögens wächst die Fähigkeit des Kindes zu selbstdeskriptiven Umschreibungen.“ (Phyllis Tyson/Robert L. Tyson „Lehrbuch der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie“, S.133) Wie diese Selbstdeskriptionsinhalte für das Kind selbst-beschreibbar und einschreibbar werden (emotional, kognitiv – i.S. eines voroperatorisch-anschauliche Denken, assertiv – i.S. der Entwicklung ipsativer Selbstgrößen) hängst neben spezifischen genetischen Dispositionen auch und gerade in hohem Maße von den situativen-entsprechenden, sensiblen und konsequenten Reaktion seitens der Eltern ab, denn bei unangemessenen, überreagierten oder nicht-Reagieren können Gefühle und Reaktionen des Kleinkindes entweder noch intensiver werden oder „…das Kind kann aufgeben und in sich gekehrt und passiv werden.“ (Stanley I. Greenspan / Stuart G. Shanker “Der erste Gedanke: frühkindliche Kommunikation und die Evolution menschlichen Denkens“, S. 69)

Aus einem sozialen Relationsgefüge (zwischen Kleinkind und Beziehungspersonen) erwächst ein Interaktionsgefüge gegenseitiger Interdependenz und Konsequenz. Dabei wird die „…intuitive Fähigkeit, menschlichen Ausdruck zu entziffern und emotionale [wie gestische und aktive] Hinweisreize zu erkennen, bevor irgendein Wort geäußert wurde, (…) eine Art »7.Sinn« …..“ (Stanley I. Greenspan / Stuart G. Shanker “Der erste Gedanke: frühkindliche Kommunikation und die Evolution menschlichen Denkens“, S. 71) als eine der wesentlichen Faktoren sozialen Zusammenlebens.