Wie wird Blut richtig abgenommen?

5 Antworten

Moin,

eine Vene wird erstmal flacher punktiert als eine Arterie. Für Arterien wird die Nadel vergleichsweise steil angesetzt, unterschiedliche Literaturen sprechen von 35-45°, sogar von bis zu 60°. Es gibt auch verschiedene Techniken der Punktion. Man kann die Arterie z.B. vorsichtig aufsuchen (wie eine Vene) oder durchstechen und unter langsamen Zurückziehen darauf achten, wann Blut in das Probenbehältnis zurückströmt. Eine Punktion zur Katheterisierung kann sowohl in der bekannten Technik mit einer speziellen Punktionskanüle mit Mandrin und Katheter (wie ein periphervenöser Katheter, nur dass das arterielle System u.a. einen Verschlussschalter hat) oder in Seldinger-Technik wie bei der ZVK-Anlage erfolgen.

Eine Vene, insbesondere die oberflächlichen am Handrücken dürfen nicht derart steil punktiert werden. Auch an Unterarm und in der Ellenbeuge ist die venöse Punktion deutlich flacher als die einer Arterie. Die Gefahr eines zu steilen Winkels mit zu tiefem Einstechen in der Ellenbeuge ist, dass z.B. N. medianus bzw. A. brachialis verletzt werden. Abgesehen davon führt ein zu steiler Winkel oft dazu, dass die Rückwand der Vene ebenfalls verletzt wird, das Gewebe daraufhin einblutet, schwillt und die Vene unbrauchbar geworden ist (vom vermeidbaren Schmerz abgesehen).

Die Unterscheidung von Vene, Arterie, Sehne, Nerv und Co. ist natürlich von immenser Bedeutung. Eine Arterie ist prinzipiell am einfachsten zu identifizieren, da sie bei Palpation pulsiert. Eine Vene hat (im gestauten Zustand) beim Betasten einen recht charakteristischen federnden Widerstand. Darüber hinaus kann man, wenn man mit einen Finger den "Verdächtigen" berührt und mit den Fingern der anderen Hand proximal oder distal dieser Stelle dieselbe Vene irgendwo beklopft, die Pulsation des Blutes spüren, was ebenfalls eher auf eine Vene hindeutet.

Nerven liegen meist tiefer, insbesondere im Bereich der Arme. Diese kann man nicht so einfach aufsuchen, man sollte also anatomische Kenntnisse haben und sich von den gefährlichen Bereichen fern halten. Einen Nerv findet man (z.B. bei der Anlage eines Blocks in der Anästhesie), indem der Nerv z.T. ultraschallgestützt mit einer sehr feinen Nadel aufgesucht, dann mit einem speziellen Stimulationsgerät (z.B. Stimuplex) elektrisch stimuliert und die jeweilige Antwort beobachtet wird. Werden die vom gesuchten Nerv innervierten Muskelgruppen aktiviert, wurde der korrekte Nerv aufgesucht und kann dann z.B. mit Lokalanästhetika wie Ropivacain vorübergehend ausgeschaltet werden.

Sehnen lassen sich zu ihrem Muskel zurückverfolgen und auch so identifizieren. Auch hier gilt: Anatomiekenntnisse sind von Vorteil; im Zweifelsfall erstmal eine andere Stelle suchen oder einen Kollegen bzw. Arzt fragen. Deinen anderen Fragen entnehme ich, dass du eine Ausbildung in einem medizinischen Assistenzberuf bzw. Pflegeberuf anstrebst oder machst? Ich möchte noch eben loswerden, dass eine gezielte arterielle Punktion ärztlicher Vorbehalt ist und nicht delegiert werden darf. Die Risiken, die dabei bestehen, sind nicht gering.

Konnte ich deine Frage soweit zufriedenstellend beantworten oder ist noch etwas offen? In dem Fall frag gern nochmal nach.

Lieben Gruß ;)

Tjaich 
Fragesteller
 05.06.2016, 18:07

Danke :) Stimmt es eigentlich das man arteriell nur am Handrücken und am Oberschenkel abnimmt?

garfield262  05.06.2016, 18:45
@Tjaich

Gern ;)

Grundsätzlich richtet sich das nach dem, was der Behandelnde möchte und das wiederum richtet sich nach Erfahrungswerten, Patientenstatus und so weiter.

Wenn eine arterielle BGA durchgeführt werden soll und kapillares Blut (z.B. aus dem Ohrläppchen) nicht ausreicht, dann wird gerne die A. brachialis in der Ellenbeuge verwendet. Auch die A. radialis (oder seltener die A. ulnaris) kann bei positivem Allen-Test verwendet werden. Ein arterieller Zugang hingegen wird vorzugsweise in der A. radialis (liegt oberflächlicher und ist damit leichter zugänglich als die A. ulnaris) der nicht-dominanten Hand platziert.

Die Leiste ist hygienisch tendenziell eher kritisch. Insbesondere mit Hinblick auf einen arteriellen Katheter, der möglicherweise über einen längeren Zeitraum in Situ verbleibt, wäre (das Infektionsrisiko betrachtend) die A. radialis mit Sicherheit die risikoärmere Option. Auf der anderen Seite ist die A. femoralis großkalibrig und eignet sich daher gut für z.B. Katheteruntersuchungen.

Konnte ich dir soweit weiterhelfen?

Lieben Gruß ;)

Tjaich 
Fragesteller
 05.06.2016, 23:07
@garfield262

Ja sehr😀 verstehe das ganze jetzt mal besser. Wobei ich viele Arterielle Blutabnahmen schon am Handrücken mitbekommen habe. 

Es ist halt Vorallem der Winkel der einen verunsichert. Ich möchte eine medizinische Ausbildung machen aber bekomme in der Klinik wo ich arbeite viel mit und bin neugierig:-) und da sagen viele immer je steiler man einsticht desto weniger Schmerzhaft ist es man flacht dann den Winkel ab wenn man zugestochen hat heißt es 

Ein 20 - 40 Grad-Winkel ist völlig richtig.

Tjaich 
Fragesteller
 04.06.2016, 11:41

Deswegen wird es einmal recht steil und dann wieder flacher gezeigt? Kapiere das nicht, es heißt immer je steiler je weniger Schmerzen

Deichgoettin  04.06.2016, 11:42
@Tjaich

Das kannst Du machen, wie Du am besten klarkommst.

Tjaich 
Fragesteller
 04.06.2016, 11:46
@Deichgoettin

Und wie soll dann die Arterielle gehen? Wenn da auch 30 grad steht?

HerrDegen  04.06.2016, 12:02
@Tjaich

Bist du fertig ausgebildet oder Schüler/Student? Arteriell würde ich nämlich ohne Erfahrung GAR NICHT machen...

Deichgoettin  04.06.2016, 12:09
@HerrDegen

30-60° Winkel nach proximal. Aber warum fragst Du das nicht Deine Vorgesetzten/Chefs/ausgebildeten Kollegen ?

Noch was zu Vene/Arterie/Sehne

Eine Vene kann man von einer Arterie recht gut unterscheiden. Eine Arterie pulsiert und liegt an den meisten Stellen tiefer als Venen. Wenn du eine Vene tastest, wirst du keinen Puls fühlen.

Eine Sehne kannst du meistens schon ausschließen in dem du den Pateinten bittest die Finger zu bewegen, ist wichtig wenn du die A. radialis punktieren möchtest und du dir nicht sicher bist.

 Als ich es einmal gelernt habe, hat mir jemand gesagt eine Vene fühlt sich so an wie der Schlauch vom Butterfly, das fand ich einen ganz guten Vergleich. Die V. mediana cubiti kann man so sehr gut von der distalen Bizepssehne unterscheiden die viel härter ist. Wenn du unsicher bist lass den Pat. seinen Arm beugen.

Das kommt mit der Zeit. Irgendwann hat man ein Gefühl für den "richtigen" Winkel. Ich würde das nicht so starr an einer Zahl fest machen.

Es gibt wichtigere Dinge um die man beachten sollte (Stauung so kurz wie möglich, nicht klopfen, Pat. soll nicht pumpen, Desinfektion etc.). Das hat dann tatsächlich auch Einfluss auf das Ergebnis, der Einstichwinkel eher nicht.

Also einfach so machen wie es am besten klappt, irgendwann wird es Routine und du triffst den "richtigen" Winkel!

Viel Erfolg!

Und wie erkenne ich ob ich Vene habe oder Sehne/Nerven/Arterie? Das lernst du in Anatomie. Der Winkel des Punktierens hängt von der Anatomie des Patienten ab und an welcher Stelle des Körpers du punktierst. Einige haben tief liegende Venen. Andere haben sehr gut sichtbare oberflächliche Venen. Auch dies spielt eine Rolle. Danach ergibt sich der Winkel. Die perfekte Blutabnahme kommt erst später in der Praxis mit den Erfahrungswerten.