Vollnarkose-ab wann gilt man als Nichtraucher?

4 Antworten

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Moin,

einen Anästhesisten (und alle anderen Ärzte) interessieren keine Ja/Nein-Antworten. Wenn du nie geraucht hast, bist du in diesem Sinne ein Nichtraucher. Wenn du ein Jahr geraucht und vor vier Wochen aufgehört hast, dann bist du das. Wenn du aktuell noch rauchst, dann wird der Anästhesist sich auch nicht mit einem "Ja" zufrieden geben, sondern nach der Menge pro Tag fragen.

Am Ende geht es um deine eigene, höchstpersönliche Gesundheit. Wenn du in der Anamnese nicht aufrichtig bist, dann kann das unter Umständen auch fatale Konsequenzen haben.

Um aus der Sicht der Mediziner (in diesem Fall aus meinen eigenen Erfahrungen) zu berichten: Es ist unfassbar nervig, einem Patienten die notwendigen Informationen aus der Nase ziehen zu müssen.

Klassiker:
Arzt: "Haben Sie irgendwelche Vorerkrankungen? Herz, Lunge, Leber, Niere, Hirn, Stoffwechsel, irgendwas?"
Patient: "Nein."
Arzt: "Auch keinen Bluthochdruck?"
Patient: "Doch, aber dafür nehme ich Medikamente, der ist also in Ordnung."
Arzt: "Da haben wir dann also doch die erste Vorerkrankung. Wie sieht es aus mit Diabetes mellitus, also der Zuckerkrankheit?"
Patient: "Ja, habe ich auch. Aber auch dafür nehme ich Medikamente und der Blutzucker ist damit auch in Ordnung."
Arzt: "Ich habe Sie vorhin gefragt, ob die Vorerkrankungen haben. Die Frage war einfach, eindeutig und klar gestellt. Sie haben verneint. Jetzt habe ich zweimal geraten und zweimal einen Treffer gelandet. Wie kann das sein?"
Patient: "Ich dachte, das wäre nicht wichtig."

Dass der Arzt deutlich besser als der Patient weiß, welche Informationen von Belang sind und welche nicht, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Immerhin geht der Patient ja mit einem Anliegen zum Arzt, da er selbst nicht weiter weiß.

So... Fazit: Wenn ein Arzt eine konkrete Frage stellt, dann sollte auf diese nach bestem Wissen geantwortet werden OHNE zuvor über Wichtigkeit und Unwichtigkeit einer Information zu urteilen. Es ist Aufgabe des Arztes, aus den gegebenen Informationen heraus zu entscheiden, welche von diesen wichtig sind und schriftlich festgehalten werden müssen und welche unwichtig sind.

Alles Gute für den bevorstehenden Eingriff!

Lieben Gruß :)

Ja, dass kenne ich! Ich habe mal als Patient mitbekommen, wie mein Bettnachbar auf eine OP vorbereitet werden sollte. Ein sehr gestresster Chirurg kam ins Zimmer. Ein etwas überforderter älterer Pat. fragte nach. WAS MEINEN SIE? Der Arzt! Ist meine Frage so schwierig? Das kann doch nicht so schwer sein! Ab da verweigerte sich der sonst sehr nette Opa Total. Ein anderer Arzt musste kommen sonst hätte er nicht unterschrieben. Es ist schon schlimm, wenn sich nicht studierte Patienten so dumm, einfallslos oder somnolent verhalten und plötzlich im KH ihr Wissen nicht mehr abrufen können. Wo sind manche Ärzte im Psychologieunterricht gewesen? Nicht immer ist der Patient schuld! Ein solches Verhalten dem Pat. gegenüber geht gar nicht! Aber schuld ist auf jeden Fall immer der Pat. LG

@procurator

Ich habe aber auch nicht von einem einer strukturierten Anamnese nicht befähigtem Arzt gesprochen. Meine Aussage ist recht eindeutig dargestellt. Ich meine z.B. einen Anästhesisten, der in aller Ruhe einen Patienten für eine Narkose aufklärt. Dies war hier letztendlich auch Gegenstand der Frage, nicht die mögliche soziale Inkompetenz eines Arztes.

Um dennoch auf deine Erfahrung einzugehen: Ja, solche Fälle gibt es durchaus, auch nicht selten und ich habe sie selbst auch schon erlebt. In diesen Fällen ist es auch durchaus ratsam, sich als Patient an den Vorgesetzten des betreffenden Arztes zu wenden (z.B. an den Oberarzt, den Chefarzt oder sogar die Klinikdirektion), da ein solches Verhalten nicht akzeptabel ist. Am Ende ist die Patientenaufklärung keine reine Formsache, die der Patient nicht zu verstehen braucht, sondern die Erklärung eines Profis, weshalb eine bevorstehende, formaljuristische gefährliche bis schwere Körperverletzung notwendig ist und der Patient sich freiwillig darauf einlassen sollte.

Nur wie gesagt, darum ging es hier jetzt auch nicht.

Lieben Gruß

@garfield262

Sorry! Aber für mich kam das so rüber. Genervter Arzt fragt Patienten. Patient antwortet aber nicht erwartungsgemäß. Da wünsche ich mir mehr Einfühlungsvermögen bzw. Verständnis! LG

@procurator

Das kann ich sehr gut nachvollziehen und ist auch das Recht des Patienten.  Letztendlich ist die Arbeit eines Arztes auch eine Dienstleistung, die entsprechend (durch die Krankenkasse) vergütet wird. Dafür kann man als Patient auch einen entsprechenden Umgang erwarten. Jeder kann mal einen schlechten Tag haben, auch ein Arzt, aber natürlich sollte man ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung haben, gerade in diesem Beruf!

Mein Anliegen ist nur ein anderes gewesen, nämlich dass Patienten bewusst Informationen zurückhalten, da sie sich selbst in ärztlicher Funktion sehen und ihrer Ansicht nach wissen, welche Informationen von Bedeutung sind und welche nicht. Um ein Beispiel zu nennen: Nimmt ein Patient Metformin (Tabletten zur Blutzuckereinstellung bei Diabetes mellitus II) und erzählt dem Anästhesisten/Chirurgen nichts davon (Zucker ist ja gut eingestellt, wieso sollte das also wichtig sein?) kann die Metformineinnahme um die Operation herum zu einer lebensbedrohlichen Laktatazidose führen, die mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit tödlich verlaufen kann. Der Arzt weiß nichtmal, was passiert und warum, woher sollte er es auch wissen. Am Ende kommt dann raus, was passiert ist. Der Arzt sollte nichts zu erwarten haben, da er gezielt nach Diabetes und Medikamenten gefragt hat, alles wurde verneint. Der Gekniffene ist am Ende nur der Patient, da dieser möglicherweise verstorben ist. Nur weil er seine Meinung der des Arztes ebenbürtig sah.

Das ist die Gefahr, die ich in der Überschätzung des eigenen Wissens sehe...

Lieben Gruß

@garfield262

Ich kann sie gut verstehen! Aber seit mein Onkel bei seiner Narkoseeinleitung gestorben ist, stelle ich mich automatisch immer auf die Seite der Patienten. Mein Onkel ist nicht gestorben, weil er dem Anästhesisten etwas verheimlicht bzw. nicht gesagt hat, sondern weil der Anästhesist laut Gutachten nicht die nötige Sorgfaltspflicht umgesetzt hat. Obwohl der Arzt von der Herzinsuffizienz, Lungeninsuffizienz und Arteriosklerose wusste, hat er meinen Onkel laut Aussage des Anästhesiepflegers nur sehr kurz präoxygeniert (nicht aktiv und auch keine 3-6 Minuten). Beim Tubus schieben hat mein Onkel ein Laryngo- Bronchospasmus bekommen. Ihm fehlten aber dann die ca. 8 Minuten Sauerstoffsicherheitspuffer. Trotz Koniotomie ist er verstorben. Falls ich etwas medizinisch nicht korrekt wiedergegeben habe, bitte ich um Verzeihung. So habe ich es in Erinnerung. LG

@procurator

Na, das war aber jetzt ein interessanter Dialog. Ich fürchte aber, mit der Schilderung dieses tragischen Falles hat die Fragestellerin jetzt wirklich ein Problem. Daher halte ich es für wert, auf die Hintergründe und die Kausalkette einzugehen, um die Fragestellerin nicht unnötig zu beunruhigen.

Im Allgemeinen geht das Risiko von Vollnarkosen kaum über die Alltagsrisiken hinaus.

Dazu kommen spezielle Umstände des Falles:

Zunächst war der Allgemeinzustand des Onkels schon vorher nicht der Beste. Das mag dazu geführt haben, dass die Dosierung des Narkosemedikamentes eher vorsichtig vorgenommen wurde. Dadurch mag es zu einer mangelhaften Unterdrückung der Reizreaktionen gekommen sein und das hat dann zu den Spasmen während der Intubation geführt.

Dazu kommt, das man den Patienten vorher nicht ausreichend Sauerstoff atmen ließ. Ansonsten hätten sie eben bis zu 8 Minuten Zeit gehabt, diese Probleme zu lösen.

Es ist dazu auszugehen, dass die Fragestellerin aufgrund des Alters noch ausreichend gesund ist. Darüberhinaus kann sie beim Gespräch sagen, dass sie gegen eine ausreichende Präoxigenation nichts hat. D.h. Sie atmet einfach vor der Narkoseeinleitung für 3 Minuten reinen Sauerstoff ein. Dann ist sie auf alle Fälle auf der sicheren Seite.

@Schlauchmayer

OK! Der Gesundheitszustand hat auch eine Rolle gespielt. Ich vermute mal, dass sie Arzt oder sogar Anästhesist sind. Egal! Trotzdem stimme ich meiner Tante und dem Rechtsanwalt zu 100% zu und Sie beschreiben es sogar. Es kann doch nicht sein, dass ein kranker Mensch für seine Narkose um Sauerstoff vorher bitten muss damit er nicht stirbt? Da muss es doch Vorschriften geben? Ohne meinen Beitrag hätte die Fragestellerin von Ihnen wahrscheinlich nicht erfahren, dass sie um den Sauerstoff vorher bitten muss! So gesehen habe ich alles richtig gemacht. Ich als Fragestellerin wäre für so eine wichtige Information enorm dankbar und sie ist nicht mit Geld zu bezahlen. LG

@procurator

Lieber Procurator,

ich fürchte, dass wir an dieser Stelle vom eigentlichen Thema abschweifen. In Ihrer berechtigten Anmerkung, ein Arzt müsse dem Patienten mit Geduld, Verständnis und Respekt begegnen gebe ich Ihnen vollkommen Recht! Und auch für den Verlust Ihres Onkels spreche ich Ihnen mein ausdrückliches Beileid aus.

Ihr Onkel schien schon vor der Narkose einen durch vielfältige, nicht geringfügige Vorerkrankungen eingeschränkten Allgemeinzustand gehabt zu haben. Sowohl Schlauchmayer als auch ich (ich hoffe, ich darf an der Stelle für uns beide sprechen) können jedoch wenig zu diesem Thema sagen, da keinem von uns die Details des Vorfalls vorliegen. Offensichtlich liegt jedoch ein (gerichtsfestes) Gutachten vor, daher ist der Verdacht, ein Behandlungsfehler läge vor, nicht von der Hand zu weisen und ich werde diesen Umstand auch sicher nicht anzweifeln.

Aber: Ein Patient muss deshalb nicht automatisch den Anästhesisten darum bitten, ihm Sauerstoff zu verabreichen! Eine derartige Verallgemeinerung, Anästhesisten müssen auf ihre Sorgfaltspflicht hingewiesen werden, weil ein Einzelner falsch handelte, ist absolut unangemessen.

Bitte verzeihen Sie mir die deutlichen Worte und seinen Sie sich sicher, dass Sie mein vollstes Mitgefühl zu Ihrem Verlust haben, aber kein Arzt möchte deshalb unter Generalverdacht gestellt werden.

Lieben Gruß

@garfield262

Ich gebe Ihnen in allen Punkten Recht! Auch möchte ich Ärzte nicht unter Generalverdacht stellen. Aber ich habe hier bei gutefrage.net zufällig einen Link gefunden. Ich weiß nicht, ob ich diese Studie richtig verstanden habe. Aber inhaltlich wird doch in dieser Studie behauptet, dass 80% der Anästhesisten sich nicht an die Vorschriften halten und nur weil sie GLAUBEN aber nicht wissen, ob ein Patient dies toleriert. Wenn das so ist, finde ich dies einen Skandal sonder gleichen!! Wie soll man da noch Vertrauen haben?? Ich bete jeden Tag, dass ich mal nicht mit Allgemeinanästhesie operiert werden muss! LG https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2001-16671

Lieber garfield262,

vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast mir das so gut zu erklären! Vollkommen nachvollziehbar, jetzt weiss ich auch bescheid, besser hätt's nicht laufen können :)

Auch danke ich euch für euer interessantes Gespräch bei dem ich nunmal leider nicht mitreden kann, aber alles in allem habe ich keine Angst vor dem Eingriff und vertraue auch den Ärzten, immer schön positiv bleiben, nicht wahr?

Einen wunderschönen Sonntag wünsch ich!

@balsam123

Hallo balsam123,

auf jeden Fall ist eine positive Einstellung dir in allen Aspekten förderlich! Danke für die Bewertung, obwohl ich möglicherweise eine Spur zu deutlich war! ;)

Lieben Gruß und auch dir noch einen schönen Restsonntag :)

Das richtet sich doch erstmal nach KG und Größe :)

wenn man nicht mehr raucht

Du zählst dann als jemand, der ein Jahr lang geraucht hat und seit vier Wochen nicht mehr raucht - egal wie irgendjemand das nun nennt.