Selbsttest - Welche Therapieform passt zu mir?

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nach Erfahrungswerten bringen Verhaltenstherapien die Größten Erfolge. Gerade wenn es nicht ein traumatisches Ereignis gab, sondern die ganze kindliche Entwicklung nicht so optimal gelaufen ist.

FluchImHerz 
Fragesteller
 04.12.2010, 15:55

und was wenn ein oder sogar mehrere traumatische ereignisse vorhanden sind? ist die dann immernoch so wirksam? z.b. wenn man sich immer wieder in gefahr bringt und immer wieder ein neues trauma erlebt? immer schlimmere?

jasabia  04.12.2010, 20:31
@FluchImHerz

Ja, ich denke auch da hilft die Verhaltenstherapie. Gerade wenn Dir die traumatischen Ereignisse bereits bewusst sind. Die Verhaltenstherapie macht Dich stark damit umgehen zu können.

kalkfell  05.12.2010, 10:52

Im Rahmen der gesetzlichen Krankenkassen zugelassene Therapieformen sind Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (ähnlich wie Psychoanalyse aber 1x pro Woche und im Sitzen statt im Liegen) und Verhaltenstherapie. Alle sind etwa gleich wirksam mit kleinen Unterschieden: Verhaltenstherapie hilft bei klar definierten Verhaltensproblemen, Ängsten, Verstimmungen, besonders, wenn sie erst kurz bestehen. Es wird ein Therapieziel festgelegt und praktisch daran gearbeitet und geübt, bis der Patient sagt, daß es erreicht ist. Das geht oft schnell und der Erfolg hält auch an, manchmal geht es aber bei dem Problem um etwas anderes, als das sichtbare Verhalten. Dann ist evtl. Psychoanalyse oder tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser. Dort gibt es einen offenen, geschützten Rahmen, in dem Probleme, die schon lange bestehen oder tiefe biographische Wurzeln haben, mit dem Therapeuten zu erforschen. Blickrichtung ist nicht zuerst das Verhalten sondern die emotionalen Beziehungen: zu sich, zu wichtigen anderen Menschen früher und heute und auch zum Therapeuten. Das dauert oft länger, hält aber nicht nur länger an, sondern der Erfolg verbessert sich auch noch lange nach Abschluß der Therapie. ABER: Viel wichtiger als die Therapieform ist für den Erfolg der Behandlung, daß der Patient das Gefühl hat, daß in diesem Moment seines Lebens dieser Therapeuten zu den aktuellen Problemen hilfreich sein kann. Also: Mehrere Vorgespräche machen und dann einen Therapeuten nach dem persönlichen Eindruck wählen.

Der Unterschied zwischen Psychoanalyse/Tiefenpsychologie und Verhaltenstherapie ist nicht mehr so groß wie er vor einigen Jahren war. Die Verhaltenstherapeuten haben gelernt, dass es unbewusste Vorgänge gibt, die menschliches Verhalten steuern; die Psychoanalytiker und Tiefenpsychologen haben gelernt, dass bei manchen psychischen Störungen (Ängste, Zwänge, Depressionen, Lernstörungen und ähnl.) geübt bzw. trainiert werden sollte. Auch die Verhaltenstherapie beschäftigt sich mit früheren Erlebnissen des Patienten, auch die Verhaltenstherapie findet (inzwischen) die Kommunikation zwischen Therapeut und Pat. therapie-wichtig (Arbeiten mit Übertragung). Und jetzt zur Frage des Typs, den man sein sollte für die eine oder andere Therapieform. Wenn Du eine Schwierigkeit hast, die man am besten mit allgemeiner Sinn- und Lebenskrise beschreiben könnte, wenn Du intellektuell und sprachlich sehr differenziert bist, wenn Du auch mehrere Male in der Woche therapeutische Sitzungen machen kannst und willst, dann: eher Psycholanalyse/Tiefenpsychologie. Wenn Du ein Mensch bist, der ein einigermaßen klar zu bestimmendes Therapieziel hat, der es gerne pragmatisch hat, der Sinn und Nutzen einer Therapiesitzung erklärt haben will, der zwischen den Sitzungen üben bzw. Hausaufgaben machen will und kann, dann: eher Verhaltenstherapie. Dann gibt es noch etliche Störungen, die so „dazwischen“ sind, z.B. Persönlichkeitsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen. Für solche wären prinzipiell beide Arten von Therapieschulen gut geeignet. Dass es gute und weniger gute Therapeuten/-tinnen gibt, ist klar. Es ist auch klar, dass man als Patient nach einigen Sitzungen merkt, ob einem eine Therapie hilft. Wenn nicht, sollte man es in der Therapiesitzung deutlich ansprechen statt mit Eselsgeduld zu Therapiesitzungen zu gehen oder einfach wegzubleiben.

Oh je, hier die Definition zur Ergotherapie. Manche geben aber auch eine Halbwissenheit von sich, daß ist total schlimm.

Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken. Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen.

(DVE 08/2007) In der Psychiatrie geht es in der Ergotherapie neben den Möglichkeiten der Wiedereingliederung in das Berufsleben, auch um Freizeitgestaltung. Oft werden Gruppentherapien angeboten z.B. aus den Bereichen künstleriches Gestalten hier geht es viel um Selbst- und Fremdwarnehmung und die Fähigkeit sich auszudrücken.

Ergotherapie ist keine Form der Psychotherapie, wird aber bei psychischen Erkrankungen gern eingesetzt. Ergotherapie bezieht den Körper mit ein, indem man sich kreativ und handwerklich beschäftigt, was einerseits den Teufelskreis der negativen Gedanken durchbrechen kann und Erfolgserlebnisse möglich macht, andererseits aber auch Impulse geben kann, wie man Kreativität ins eigene Leben integrieren kann. Oft hilft die Ergotherapie besser als die Psychotherapie, weil sie sehr direkt ist und einen wieder ins Tun bringen kann, was bei vielen psychischen Erkrankungen lebenswichtige sein kann. (ich bin übrigens selbst Ergotherapeut ;o))

Sowohl die Tiefenpsychologisch-fundierte (hier v.a. PITT nach Reddemann) wie auch die (kognitive-) Verhaltenstherapie (hier v.a. verhaltenstherapeutische Konfrontationstherapie, Kognitive Therapie der PTBS nach Ehlers und Clark, Kognitive-Verhaltenstherapie nach A. Boos, Cognitive Processing Therapy nach Resik und EMDR nach Shapiro) verfügen über spezifische traumatherapeutische Methoden. Diese sind jedoch spezifisch zur Behandlung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) konzipiert worden. Nicht jedes traumatische Erlebnis führt zu so einer Störung (glücklicher weise erleiden "nur" 4% nach solchen Erlebnissen eine PTBS). In beiden Therapieformen geht es zunächst um Stabilisierung, falls erforderlich um Dissoziationskontrolle und dann um die Behandlung der unkontrolliert einschießenden Bilder (Flashbacks, Intrusionen) und / oder das unwillkürliche Wiedererleben des oder der traumatischen Ereignisse. Diese Verfahren haben nur wenig mit der Behandlung von Suchterkrankungen, Depression oder auch Angst- oder Zwangsstörungen zu tun, die Patienten häufig mit einem traumatischen Ereignis in Zusammenhang sehen. Dafür gibt es andere Therapien. Gleiches gilt für sog. Persönlichkeitsstörungen v.a. die Borderline-Störung (bei der Traumatisierungen häufig zu beobachten sind). Die Wahl der Therapiemethode hängt also auch immer von der konkreten Diagnose ab.