Kieferabszess bei einem Kaninchen,Erfahrungen?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es stimmt, das Narkoserisiko ist bei Kaninchen größer als bei anderen Tieren und es wird mit zunehmendem Alter natürlich nicht kleiner. Trotzdem sehe ich darin das kleinere Problem, denn mit den modernen Narkosemitteln ist das Risiko deutlich geringer, als früher.

Wirklich schlimm ist der Abszeß. Bei Kaninchen verhalten sich Abszesse, wie bei anderen Tieren bösartige Tumore. Wenn es nicht gelingt, den Abszeß mit Stumpf und Stil zu entfernen, wuchert er weiter ins umgebende Gewebe, trotz aller Spülerei. Und wie sollte er an der Stelle vollständig entfernt werden? Man kann ja nicht den Kieferknochen entfernen.
Das Problem ist die Innenauskleidung des Abszeß, die sehr reaktionsfähig ist und Unmengen an Eiter produziert. Wenn es nicht gelingt, die zu entfernen, geht das Spiel von vorne los.

Ab und zu gelingt es mit dem Einlegen von bestimmten Antibiotikaketten solche Abszesse tatsächlich zu Abheilung zu bringen.

Es tut mir leid, daß ich dir nicht sagen kann, was du gerne hören möchtest. Ich kann auch nicht behaupten, es ist zu 100% chancenlos, aber die Aussichten sind leider sehr mau.

Auch wenn das ein dummer Schnack ist, aber in diesem Fall könnte er seine Berechtigung habe: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Der Zwiespalt besteht darin, daß dir niemand sagen kann, was die Zukunft bringt und ob genau dein Tier gesunden wird oder nicht.
Entscheidest du dich fürs Einschläfern, wirst du das Gefühl nicht los, vielleicht hätte es das geschafft, entscheidest du dich für die Behandlung, könntest du nach wochenlangem Kampf mit schwarzem Gewissen zurückbleiben, weil du es lange "gequält" hast und dann doch den letzten Schritt gehen mußt, weil es einfach nicht heilt.

Das ist ja oft so im Leben, daß wir heute Entscheidungen treffen müssen, wofür wir Informationen bräuchten, die wir aber erst morgen haben werden.

Ich wünsche euch beiden von Herzen alles Gute und daß du die richtige Entscheidung triffst.

DasDackodil

Lieben Dank für deine ehrliche Antwort. Ich seh sie einfach an und sie ist so fit..deshalb tu ich es.. Ich weis, die Chancen dass es ausheilt stehen nicht gut aber sie ist es mir wert :( lieben Dank..ich denk egal wie es endet, es wird das Beste für sie sein! :)

@againsttherest

Ich hoffe wirklich, daß deines das Eine ist, das es schafft.

... und danke fürs Sternchen.

Ich war vor wenigen Monaten in einer ähnlichen Situation (Backenzahndurchbruch in die Augenhöhle, angebotene OP: Entfernen des Auges und der oberen Backenzähne) mit einer sonst sehr fitten 10jährigen Häsin. Ich habe nach reiflicher Überlegung beschlossen, ihr das nicht anzutun. Das Narkoserisiko wurde mir mit 50:50 angegeben. Dazu kommen die ganzen Spülungen, dauernd hin- und herschleppen zum Arzt, die Chance, daß sich wieder etwas entzündet ist hoch. Selbst wenn alles wieder gut wird, dauert das Prozedere Wochen bis Monate. Dazu muß sich das Tier an ein Leben mit anderem Gebiß gewöhnen.

Ich habe seinerzeit noch verbleibende Lebenserwartung gegen noch zu erwartendes Leid abgewogen und bin zu dem Schluß gekommen, daß das Jahr in den 1,5 Jahren, bevor es zu mir kam schon genug Elend erleben mußte und ich nicht will, daß sie in irgendeiner Form leiden will. Ich habe Rotz und Wasser geheult, noch mehr geheult und sie gehen lassen.

Du mußt die Entscheidung natürlich selbst fällen, aber du solltest dir darüber bewußt sein, was selbst eine überlebte OP für das Tier bedeutet und abwägen, ob das, was das Tier noch an Lebenszeit zu erwarten hat das Prozedere in irgendeiner Form aufwiegen kann.

Hätte heißen sollen: daß das Tier in den 1,5 Jahren

Sorry für den kreativen Umganz mit der deutschen Sprache im Text. Vor lauter Umschreiben und Veränderungen und doch wieder hochkochender Emotionen ist da leider einiges in die Binsen gegangen.

Hatte den Fall schon zweimal... einmal Unterkiefer, einmal Oberkiefer. Einmal 11-jährig, einmal erst vier 😢 Die Narkose haben beide gut überstanden, aber die Infektion war bei beiden nicht in den Griff zu kriegen 😪

Ich würde dem Ninchen die Chance geben... 8 ist noch nicht soooo alt, aber wenn es hinterher nicht schnell besser wird mit Eiter und Wundheilung, würde ich nicht Zuviel Zeit vergehen lassen...

Ich wünsch dir von Herzen, dass es klappt!

Danke für die liebe Antwort! Ich will ihr wirklich die Chance geben weil ich hab sie schon seit ich 12 bin :( und ihr Genosse würde auch darunter leiden..

Frag am besten mal die Leute im Kaninchenforum oder auf sweetrabbits und diebrain.de. Das sind sehr viele ähnliche Beiträge, die auch oft alternativen diskutieren. Die Leute da sind super kompetent und haben echt viel Erfahrung

Hallo againsttherest,

das Narkoserisiko hängt auch sehr davon ab, wie und mit welchen Medikamenten sie durchgeführt wird, sprich doch darüber mal mit deinem Tierarzt, Informationen sind ganz wichtig, damit du hinter deiner Entscheidung stehst. 

Zur OP: Wenn sie die gut packt (wovon ich jetzt mal ausgehe, sie ist ja ansonsten anscheinend fit), muss der Abszess täglich gespült werden. Es wäre gut, wenn du dir zeigen lässt, wie man das macht, damit du nicht zu häufig zum TA musst. Kontrollieren (und gründlich ausschaben) muss der TA natürlich immer mal wieder, aber du kannst auch viel selbst machen und das ist weniger stressig für deine Kleine. Wenn der Abszess immer wieder vom Eiter befreit wird, heilt er von innen nach außen. Eine Alternative zur OP sehe ich nicht, behandelt werden muss das Problem auf jeden Fall. Und über Einschläfern (wie hier teilweise geschrieben wurde) würde ich jetzt nicht nachdenken, sie kann doch noch viele gute Jahre haben. 

LG Ninken

Vielen vielen Dank. Hat mir sehr geholfen :)

" ... gründlich ausschaben ...) medizinisch hast du recht, aber hast du eine Vorstellung, wie weh das tut, speziell am Knochen?

Von rechts wegen müßte man dafür jedes Mal eine Narkose geben.

Man sollte aber auch nicht vergessen, mit was für Schmerzen diese ganze Ausschaberei und Spülerei für das Tier verbunden ist! Wie beeinträchtigt das Tier leben muß. Gerade wenn man keine Erfahrung hat, wird man etliche Kämpfe mit dem Tier ausfechten, ihm dabei unter Umständen noch mehr Schmerzen zufügen. Wenn du Spülung daheim nicht absolut korrekt erfolgt, hilft dem Tier auch der vermiedene Transportstreß nichts.

Ich will hier beim besten Willen niemanden dazu überreden, sein Tier einschläfern zu lassen, aber so ein Prozedere ist alles andere als ein Spaziergang.