kann ein mensch mit sozialer Phobie jemanden kennen lernen?

8 Antworten

Natürlich geht das ... wer für sich selbst erkennt, dass er eine soziale Phobie hat, hat schonmal einen ersten Schritt getan. Das Schlimmste, was man in so einem Fall tun kann, ist sich vor dem, wovor man sich fürchtet, in seiner Hütte zu verkriechen. Das nennt sich Vermeidungsverhalten und ist mehr als Kontraproduktiv, da die Ängste dadurch nur größer werden. Viel besser ist es, dagegen anzukämpfen, in kleinen Schritten ... man muss ja nicht gleich auf große Veranstaltungen gehen, wo hunderte oder tausende Leute herumlaufen ... aber man sollte halt immer wieder unter Menschen gehen, sich mit Leuten unterhalten, auch wenn es schwer fällt. Fortschritt gibt es zwar nur langsam, aber das ist wohl die einzige Möglichkeit, eine soziale Phobie zu bekämpfen ... und ab einen bestimmten Punkt fällt es einem dann auch immer leichter, Menschen kennenzulernen. Das ist übrigens bei fast allen Ängsten/Phobien so. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Ängste/Phobien sind nichts anderes als (schlechte) Gewohnheiten. Man kann sie sich aber auch wieder abgewöhnen und das ist das gute daran.

Wolpertinger hat meiner Ansicht nach diese Diskussion sehr schön auf den Punkt getroffen- es ist zwar möglich, über alle Menschen EIN Urteil abzugeben, aber ich denke es wird dem Einzelnen nicht gerecht.

Ersteinmal zur "Charakterisierung" von psychischen Störungen: Ein seelischer Konflikt äußert sich durch Symptome. Die Symptome, die auf einen Konflikt bzw. eine Störung des seelischen Flusses schließen lassen, sind ganz individuell. Niemand ist ein Prototyp eines Störungsbildes, weil die Störung "soziale Phobie" eine Reduktion darstellt und somit eine Abstraktion.

Übertragen auf dieses Beispiel, gibt es also die Möglichkeit, dass ein Mensch zwar gehindert ist, mit einer gewissen inneren Sicherheit, mit Selbstvertrauen und innerer Unabhängigkeit mit Anderen umzugehen, keinesfalls dadurch aber geschlussfolgert werden sollte, dass er es deshalb generell vermeidet, nicht auf Menschen zugeht oder sofort stottert. Es kann auch möglich sein, dass sich die Äußerung eines tiefen inneren Konfliktes die wir hier "soziale Phobie" nennen anhand der individuellen Seinsverfassung auch so äußert, dass sich ein Mensch in seinen Ängsten geradezu übergeht und gar nicht als ein solcher ängstlicher erscheint.

Denn es geht hier um den Grundkonflikt, die Ursache- die liegt nicht darin, dass man im Umgang mit Anderen Angst hat. Auch die geht auf ganz untershiedliche Auslöser zurück, sei es der genetischen Bestimmung und(kaum oder) begünstigenden Umweltfaktoren wegen, die ebenfalls in ganz spezifischer Bedingungslage zu untersuchen wären.

Angst im mitmenschlichen Miteinander wurzelt meiner Meinung nach in einer fehlenden Liebe zu sich. In fehlendem Vertrauen in sich und das Gelingen des eigenen Lebens. Diese Liebe und dieses Vertrauen in sich gibt dem Einzelnen innere Sicherheit und die Möglichkeit zu einer inneren Unabhängigkeit.

So fühlt man sich nicht abhängig von dem Urteil des Anderen, nicht angewiesen auf die Zuneigung oder das Wohlwollen des Gegenübers, weil man sich abgrenzen kann.

Nun zur Frage. Ich denke für meinen Teil, es ist zumindest für einen Menschen,der im menschlichen Miteinander Angst hat- besonders er selbst zu sein und das eigene Leben, das Selbst , "fließen" zu lassen, erschwert, eine Beziehung zu führen, aber keines weges unmöglich. Zu einer Beziehung gehören ja normalerweise 2 Menschen und somit denke ich, kommt es zum einen auch sehr auf den Partner an, in wiefern er Sensibilitiät und "Antennen", also eine Gespürfähigkeit für den ängstlicen Partner hat, inwiefern er selbst Angst hat, inweoiefern er geduldig ist und auch inwiefern er liebesfähig ist.

Die gesamten situativen Gegebenheiten tragen auch ihren Teil bei. An dieser Stelle möchte ich gern einmal auf Erich Fromms "die kundt des liebens" hinweisen- was ein wunderschönes buch ist und nicht,, wie leicht vermutbar , eine Anleitung zu perfekter liebe gibt und zu perfekter partnerschaft. im gegenteil, er geht recht analytisch vor und versuch die bedingungen für liebesfähigkeit zu beschrieben. Dabei ist aber eine Quintessenz, dass es einem Menschen selten in die Wiege gelegt wird, "einfach so " zu lieben.

Mich erinnert diese Frage ser an angesprochene Themen dieses Buches. Auch in ihm wird darauf verwieden, dass es fraglich ist, ob ein Mensch, der sich selbst nicht Liebe schenken kann, es einem anderen (frei und ohne Gegenerwartung) geben kann.- Und damit eine schöne Partnerschaft führen kann

Aber für einen Menschen, der soziale Ängste hat, heißt es nun lange nicht, dass er nun sich selbst zu den abgestempelten Akten legen soll, sich nun noch weniger wertschätzen soll, weil er erkennt, dass er es nicht tut. Im gegenteil: Erkennen heißt Möglichkeit.

Hallo :) !

Es ist fast unmöglich, daß ein/e Sozialphobie-Patient/in jemanden "kennelent". Er / sie will es gar nicht! Ihm/ihr ist ein selbstsicherer Umgang mit Menschen unmöglich.Sie "verkrümmeln" sich zunehmend, suchen Nischen gesucht, z.B.im Beruf, in denen sie nicht mit anderen Menschen in Kontakt kommen müssen.Hinter all dem steckt nur ein Gedanke: Die ständig Angst, sich öffentlich zu blamieren. (Bestes Beispiel= eine Toxikologin, die abends, nachts arbeitet, und ausschließlich mit stark alkoholisierten und/oder /fast/ bewusstlosen Patienten in Berührung kommt!)Jemanden kennezulernen, und sich mit ihm/ihr vergleichen zu müssen ist für diese Leute HORROR hoch 3!Es gibt bei Manchen auch körperliche Anzeichen wie Zittern, Herzklopfen, Hitzewellen oder Kälteschauern, Mundtrockenheit und Übelkeit.Peinlich!Sie trauen sich deshalb nicht unter "normalen" Menschen.SP kann klar abgegrenzt sein, sich Z.B. nur auf Essen und Sprechen in der Öffentlichkeit beziehen.Diese Patienten/innen haben an Beziehug-en absolut und überhaupt keine Interesse! Es ist (nach Alk`-sucht und Depressionen) das dritthäufigste, was i.d. Bevölkerung vorkommt.10% alle Leute in DL. haben es. Alles klar? Gruß: I.B.

Rica750  20.05.2013, 23:13

ich glaube nicht, dass Solzialphobiker generell kein Interesse an einer Beziehung haben. Wie schon vorher gesagt wurde, kann man das alles nicht generalisieren. Ich spreche aus eigener Erfahrung wenn ich sage, dass sich auch Sozialphobiker eine Beziehung wünschen.

GenniferGans  31.10.2016, 23:46
@Rica750

Die Sehnsucht nach einem Partner macht mich fertig, doch die Angst vor einer Beziehung beherrscht mich (noch?)... also: Doch, SP wünschen sich Beziehungen..

Solche Leute finden nur sehr wenige ehrliche Freunde, da sie sich ja immer schnell wieder zurück ziehen und alleine mit sich klar kommen wollen und müssen. Meist lernen diese Leute nur neue Menschen kennen, die im direkten Umfeld sind, sprich am Arbeitsplatz. Denn meist sind sie auch nicht unternehmungslustig... Die sind kaum in einer Diskothek oder Cafe anzutreffen. Diese Leute bekommen schon den Mund auf, nur es kommt kaum eine Annäherung zustande, sie blocken schnell ab, sowie es ihnen zuviel wird. Eine Partnerschaft ist meist nur mit gleichgesinnten Persönlichkeiten sinnvoll, oder machbar.

Natürlich können diese Menschen Partnerschaften haben.

Erstens sind die Krankheitsbilder sehr individuell und es gibt Unterschiedliche Schwergerade.

Und die wenigsten Menschen mit einer Sozialphobie verlassen niemals mehr ihre Wohnung und leben vollständig isoliert.

tamara228  01.07.2011, 13:21

Ich litt selbst Jahre lang darunter und kann dir deshalb auch sagen dass es sehr schwer ist jemanden kennen zu lernen.

Falls du selbst oder ein Bekannter davon betroffen sind kann ich dir nur diese Seite empfehlen hat mir am meisten geholfen. Erwarte jetzt kein Wundermittel, aber wie gesagt es hat mir sehr geholfen.

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