bryophyllum und mönchspfeffer zusammen?

2 Antworten

Hallo docfraiser,

Also zunächst einmal: Gelbkörperschwäche oder Schilddrüsenunterfunktion sind behandlungswürdige Probleme, bei denen der Körper echte Hilfe benötigt. Ich betone das so, weil ich darauf hinweisen möchte, dass ein Placebo bei diesen Problemen nicht genug ist.

Es ist also erst einmal gut, dass Du beides von der Frauenärztin untesuchen lässt und Dich in Behandlung befindest. Wenn sie Dir ein pflanzliches Präparat verordnet hat, nimmst Du das dann auch in der besprochenen Dosierung. Andernfalls verfälschst Du leicht ihre Rückschlüsse auf die Wirksamkeit, wenn Du das nächste Mal bei ihr bist und sie Dich fragt, wie es Dir mit dem Mönchspfeffer geht - und sie Dich auch daraufhin untersucht.

So, jetzt zu dem "bryophyllum": Eigentlich ist bryophyllum meist kein Homöopathikum in dem Sinne, sondern ein anthroposophisches Arzneimittel. Und weil Du keine Potenz dahinter geschrieben hast, ist mein Eindruck ein wenig, dass Dir gar nicht so genau klar ist, was beides ist und was der Unterschied ist.

Auch bei Anthroposophika stehen auf der Packung manchmal Potenzangaben - weshalb sich oft der Irrtum hält, es wären auch Homöopathika. Sind sie aber nicht. Die Potenzstufe gibt lediglich die Verdünnung an.

Bei einer sehr niedrigen Potenz, z.B. D1 - D3 oder gar Lösungen des Wirkstoffes (50%, 5%,...) sind in dem bryophyllum sehr wohl Moleküle dieses Pflanzenwirkstoffes in größerer Menge enthalten.

Wenn das Medikament Wirkstoffe enthält, dann kann es grundsätzlich auch wirken. (Damit unterscheidet es sich schon einmal prinzipiell von homöopathischen Hochpotenzen > C12) Das heißt aber noch nicht, dass es die Wirkungen hat, die der Hersteller verspricht. Zunächst einmal kann ein pflanzlicher Wirkstoff einfach nur im Körper wirken, weil er da ist.

Wichtig: trotz der Werbeaussagen der Alternativbranche oder der Wellnessbranche darf man nicht glauben "pflanzlich = harmlos". Chemie ist die Lehre von den Stoffen, nicht die Lehre von den Stoffen im Labor. Heilpflanzen enthalten dieselben chemischen Substanzen, die auch industriell hergestellte Medikamente haben. Die Frage, wo ein chemischer Stoff herkommt, hat keinerlei Auswirkung darauf, wie er in unserem Körper wirkt. Es kommt nur auf seine Anwesenheit und seine Dosierung an.

Nur weil Dein bryophyllum also pflanzlich ist, bedeutet nicht, dass es keine Nebenwirkungen geben kann. Wenn Du chemische Substanzen zu Dir nimmst - und das tust Du mit einem Anthroposophikum - dann besteht auch die Möglichkeit von Nebenwirkungen und Wechselwirkungen. (Gerade falls Du die 50% Lösung nehmen solltest).

Du solltest daher das Mittel keinesfalls hinter dem Rücken der behandelnden Ärztin einnehmen, nur weil "sanft" oder "natürlich" drauf steht. Wenn der angegebene Wirkstoff drin ist, dann solltest Du die Verträglichkeit mit der Dir verordneten Arznei auch abklären lassen. Du solltest sie bei der Gelegenheit auch nach anderen möglichen Nebenwirkungen fragen und ob sie es überhaupt für ratsam hält, das Mittel zu nehmen.

Denn das muss Dir bei einem Anthroposophikum klar sein: Seine Anwendungsgebiete beruhen nicht auf Erfahrung oder gar wissenschaftlich sauberen Studien. Im Beipackzettel eines Anthroposophikums steht klipp und klar unter "Anwendungsgebiete": gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis

Was bedeutet das jetzt? Die Anthroposophie ist eine esoterische Lehre, die äußere und innere Parallelen zwischen, Mensch, Tier, Pflanze und Kosmos behauptet. Der Anthroposoph sucht Heilpflanzen deshalb nach dem reinen Aussehen der Pflanzen aus.

Eine Pflanze entspricht dabei umgedreht dem menschlichen Körper. Die Knolle entspricht also dm Kopf, der Stängel, Blätter, Blüten, Wurzeln, kurz alle Verzweigungen entsprechen dann je nach Position Rumpf und den Gliedmaßen. Und dann schaut der Anthroposoph, ob die Größe dieser Pflanzenteile harmonisch zu einander ist. Wenn ja, glaubt er, dass die Pflanze keine Heilwirkung hat. Wenn ein Teil dr Pflanze im Verhältnis größer ist, dann glaubt der Anthroposoph, dass die Pflanze uns damit ihre Heilwirkung auf den diesem Pflanzenteil entsprechenden Körperteil zeigen will. Im Falle von Bryophyllum sind das die auffälligen in den Einbuchtungen der Blattränder gebildeten Brutknospen - weshalb die Pflanze in der Anthroposophie gynäkologisch eingesetzt wird.

Über diese "Pflanzenbeschau" genannte esoterische Deutung gibt es keinerlei zu erbringende Wirksamkeitsnachweise, bevor ein Anthroposophikum in die Apotheken kommt - gesetzliche Sonderregelungen machen es möglich (Stichwort "Binnenanerkennung"). Nach allen wissenschaftlichen Gesichtspunkten ist so nur Placebowirkung zu erwarten.

Du musst Dir also überlegen, ob Du blind einem Mittel vertrauen möchtest, dem nur Wirkungen auf den weiblichen Zyklus nachgesagt werden, weil die Pflanze sichtbare "Brutknospen" besitzt. In jedem Falle solltest Du es aber aus den oben erläuterten Gründen mit Deiner Frauenärztin besprechen.

Grüße und gute Besserung

Liebe docfraiser, ich empfehle dir, solche Fragen auf einem Fachforum für Naturheilkunde zu stellen, da hier vor allem versucht wird, dir alles mögliche auszureden - von Laien wohlgemerkt. Das ist wahrscheinlich nicht unbedingt das, was du brauchst. Und solche heiklen Fragen klärst du eh am besten nicht im anonymen Internet, sondern live mit einer Person deines Vertrauens. Erste Ansprechpartnerin ist natürlich die Person, die dir den Mönchspfeffer verschrieben hat, also die Fachärztin. Und dann konsultier evtl zusätzlich für eine Zweitmeinung eine Fachperson für Naturheilkunde. Das beste wäre natürlich, wenn die beiden zusammenarbeiten oder sich zumindest nicht im Wege stehn würden. Alles gute!

... und was trifft von dem, was diese 'Laien' so schreiben, nicht zu?