Wie läuft ein Traumacheck im Rettungswagen ab? Und im Anschluss im Krankenhaus??

5 Antworten

Es wird nach dem ABCDE- Schema vorgegangen:

- Das A steht für Atemwege, es werden die Atemwege kontrolliert, falls notwendig freigemacht (Flüssigkeit abgesaugt, feste Fremdkörper entfernt) und die Atemwege gesichert, das es zu keiner erneuten Verlegung kommt.

- Das B steht für Breathing, also die Atmung an sich. Hier wird die Atmung beurteilt, also die Atembewegungen des Brustkorbes, Atemfrequenz und Atemtiefe, die Sauerstoffsättigung gemessen und die Lunge mit dem Stethoskop abgehört. Wird ein Problem gefunden, wird dieses beseitigt (Sauerstoffgabe oder Beatmung, Entlastung eines Spannungspneumothorax).

- Das C steht für Circulation, also den Kreislauf. Der Blutdruck wird gemessen, Pulsfrequenz, Itensität und Ryhthmus beurteilt, die 4 großen Blutungsräume abgetastet um innere Blutungen festzustellen (Brustkorb, Bauch, Becken, Beine bzw. Oberschenkel) und ein EKG angeschlossen. Maßnahmen sind die Kreislaufstsbilisierung mit Infusionen und ggf. Medikamenten und bei Beckenbrüchen die Anlage einer Beckenschlinge.

- Das D steht für Disability, also den neurologischen Status. Ganz wichtig ist die Kontrolle der Pupillen, ungleiche Pupillen, deuten auf eine Hirnblutung hin und die Glaskow- Coma- Skale zur Einschätzung der Bewusstseinsstörung erhoben, ebenso werden aber auch eventuelle Lähmungen, Taubheitsgefühle, etc. erfasst und der Blutzucker gemessen.

Das E steht für Environment. Hier wird der Patient dann tatsächlich vollständig entkleidet, es gibt den Spruch "keine Diagnose durch die Hose", ein vollständiger Bodycheck durchgeführt, also der Patient von oben bis unten abgetastet, um zum Beispiel einen Knochenbruch an den Armen festzustellen und die Sampler Anamnese erhoben. Die Wärmerrhaltung gehört ebenfalls zum Punkt Entvironment.

Bei äußeren starken Blutungen, wird nach dem C- ABCDE vorgegangen. Es wird also erst die Blutung gestillt, der Kreislauf stabilisiert und dann mit dem oben erwähnten ABCDE- Schema angefangen. Das ABCDE Schema, ist allen Mitarbeitern des Rettungsdienstes unterschiedlicher Qualifikationgsgrade bekannt, die Maßnahmen ergeben sich aber auch aus der Qualifikation. Ein Notarzt, Notfallsanitäter oder Rettungsassistent kann beispielsweise auch intubieren (einen Beatmungsschlauch direkt in die Luftröhre legen) und Medikamente geben, was die niedrigeren Qualifikationen nicht können und nicht dürfen.

Juju2812  06.06.2019, 11:46

Gehen die Rettungskräfte nach jedem Verkehrsunfall so vor mit dem vollständigen entkleiden? Oder kommt es dabei auch auf die schwere des Unfalls und den ersten Eindruck vom Patienten an? Also zum Bsp: wenn er noch bei vollem Bewusstsein ist etc.., wird es dann auch so gemacht? .. Und wird einem dann auch die Unterhose und der BH ausgezogen?

Rollerfreake  07.06.2019, 14:38
@Juju2812

Einzelfallabhängig, im Zweifel gilt, das medizinisch sowie rechtlich nichts übersehen werden darf. Ist der Patient bei Bewusstsein, dann kann er ja angeben, wo er Schmerzen hat und wird deshalb dann nicht unbedingt vollständig entkleidet, nur einzelne Körperteile, wo er eben Schmerzen angibt. Der Patient muss halt selber klare Informationen über seine Verletzungen geben können, ansonsten bleibt halt nur, dass man sich auf die Suche nach Verletzungen macht. Gerade in der außerklinischen Notfallmedizin ist das nur durch hinschauen und abtasten machbar, da bildgebende Diagnostik wie ein Röntgengerät, Computertomographie und dergleichen nicht zur Verfügung stehen.

Juju2812  07.06.2019, 22:11
@Rollerfreake

Habe Ihnen mal eine Freundschaftsanfrage gesendet. Würde Sie gerne ein paar Dinge über den Privatchat fragen, wenn das für Sie okay wäre. Mit freundlichen Grüßen Julia

Rollerfreake  08.06.2019, 12:27
@Juju2812

Habe mal angenommen aber da ich im Moment zeitlich wieder mehr eingeschränkt bin kann es sein, das ich auch mal ein paar Tage gar nicht hier auf gute Frage bin. Übrigens können wir uns gerne wie es hier auf der Plattform eigentlich üblich ist gerne dutzen wenn das okay ist.

Bei einem schweren Trauma geht man nach dem (c)ABCDE-schema vor. Das funktioniert wie folgt:

Zunächst werden akut lebensbedrohliche Zustände erfasst. Dabei werden offensichtlich lebensbedrohliche Verletzungen versorgt ((c) für modifizierte Kontrolle von Blutungen), dann die Atemwege kontrolliert (A für Airway), die Atmung selbst kontrolliert und gesichert (B=Breathing) und schwerwiegende Störungen des Kreislaufs erfasst und behandelt (C=Circulation). Lebensbedrohliche Zustände werden wie gesagt sofort behandelt. 

Dann geht es weiter mit dem Bodycheck. Dabei wird tatsächlich die Kleidung komplett entfernt und eine Untersuchung von Kopf bis Oberschenkel durchgeführt, um alle Verletzungen und Störungen  zu erkennen, die bisher noch nicht gefunden wurden. Dabei gilt: keine Diagnose durch die Hose. Also: Klamotten runter, meist mit der Kleiderschere, denn es muss schnell gehen. Wieder wird beim Bodycheck nach ABC vorgegangen, jedoch werden hier auch offensichtliche neurologische Störungen wie Lähmungen oder Gedächtnislücken erfasst (D=Disability). Während der Untersuchung, die nur etwa 2 Minuten dauert, wird man mitunter auch schon nach Dingen wie Allergien, Medikamenten, Vorerkrankungen etc. gefragt. Entkleiden, befragen und Erlangen aller möglicher Informationen sowie Maßnahmen wie Wärmeerhalt Fällen unter die Kategorie E (=Environment).

Ist einmal alles durch, wird bedarfsgerecht behandelt. Im Laufe des Transports erfolgt immer wieder eine erneute Einschätzung der Lage, um nichts zu übersehen, wird immer wieder nach dem ABCDE-Schema geschaut. Im Rettungswagen hat man möglicherweise auch mehr Zeit, eine gründliche neurologische Untersuchung durchzuführen.

Dickerchen123  20.07.2017, 20:37

du scheinst dich gut auszukennen :) Ich hänge eine Frage dran. Ich habe in meinem Geldbeutel und meinem Adressbuch(Kalender), beides in der HAndtasche, einen Notfallpass mit den wichtigsten Angaben. Schauen die Rettungskräfte nach solchen Schreiben?

DorktorNoth  20.07.2017, 20:52
@Dickerchen123

Je nachdem, wie schwer die Verletzungen sind. Angenommen, sie sind so schwer, dass du gar nicht mehr selbst darauf hinweisen kannst, dass sie da sind - dann werden die Retter so viel zu tun haben, dass möglicherweise keiner Zeit hat, nach Papieren zu suchen. Normalerweise wird eine Handtasche aber mitgenommen - schließlich ist da auch die Krankenkassenkarte drin, die man spätestens im Krankenhaus gern hätte. Die Chance ist Also ganz gut, dass Papiere gefunden werden, die in der Nähe der Karte aufbewahrt werden. Um sicher zu gehen könntest du einen kleinen Zettel an die Krankenkassenkarte kleben, wo du draufschreiben, wo deine wichtigen Unterlagen sind.

Man macht das sogenannte cABCDE-Schema. 

Das E steht hierbei für Exposure, wobei der Patient tatsächlich möglichst ganz ausgezogen wird und dann wird ein traumatologischer Basischeck durchgeführt (Bodycheck, IPPAF). Im Krankenhaus wird der Patient weiter untersucht (zB durch Röntgen. 

Wenn es sich um ein generalisiertes Trauma handelt und die Besatzung sich an Algorhythmen nach ITLS o.ä. orientiert, dann wird man komplett entkleidet. Leitsatz: "keine Diagnose durch die Hose".

Ich gebe nur mal ein paar Schlagworte, was gecheckt wird:

Atemwege und Atmung, Blutungen, Blutungsräume (innere Blutungen), neurologischer Status.

Dabei wird immer auch nach Prellmarken geschaut, also entkleiden. Die Mittel für Diagnostik und Versorgung im Rettungsdienst sind ja eher übersichtlich. Da ist einmal Abtasten und Inspektion, weitrhin Atemwegsmanagment bis zur Intubation (Schlauch im den Hals), Beatmung, Sauerstoff, Infusionsgabe, Medikamente, Schienung.

Letztendlich ist bildgebende Diagnostik wie Ultraschall und CT ist nur im Krankenhaus möglich, ebenso wie eine operative Therapie, die die inneren Blutungen behandelt. 

Ich hoffe das beantwortet die Frage.