Wie kann ich ihr das Dauerfiepen abgewöhnen?

4 Antworten

Also erst einmal würde ich von diesem Gedanken Kontrollzwang wegkommen, es gibt kein Zwangsverhalten welches mit Kontrolle einhergeht, zumindest nicht bei Hunden die dann den Besitzer kontrollieren. 

Bei Menschen gibt es Zwangsverhalten in Form von Eigen- und auch Fremdkontrolle, Wohnungstür abgeschlossen - kontrollieren, Kaffemaschine aus gemacht - kontrollieren. Andere kontrollieren vielleicht wobei ich mir da auch nicht sicher bin ob man das wirklich als Kontrolle bezeichnen sollte, aber die Unpünktlichkeit anderer sanktionieren, damit aber dann ja in Folge Kontrolle über das eigene Leben, den eigenen Tagesablauf behalten.

Bei Hunden ist das aber viel zu weit hergeholt, denn dafür denken Hunde eben einfach nicht sooo weit und schon einmal gar nicht so abstrakt, dazu fehlen auch die kognitiven Fähigkeiten. 

Ich würde erst einmal an dem Trennungsstress arbeiten. Denn das scheint eines der Hauptprobleme darzustellen. Das ein Hund sich an das Bein des Besitzers hängt, hat eher damit zu tun das dieser ihm Sicherheit gibt. Das kann so schlimm sein (gerade bei Hunden die viel schlimme Sachen erlebt haben), dass der Hund jede Sekunde in der Nähe von Frauchen/Herrchen sein möchte, weil er das Gefühl hat, dass wenn Frauchen/Herrchen nicht da ist, das er stirbt und eben alleine nicht überleben kann. 

Mit Strafe oder Sanktionen zu arbeiten in diesem Kontext und mit Hinblick auf die doch m.M.n. schlimme Situation für den Hund, ist das kontraproduktiv und zudem noch stressend für den Hund. 

Ignorieren fällt auch in den Bereich der pos. Bestrafung, des weiteren beendet Strafe oftmals nur für einen kurzen Moment das Symptom, löst aber nicht die ursächliche Problematik auf. 

Bei Hunden die solche Verhaltensweisen zeigen (auch meine Hündin hat das anfangs gemacht, also das ständige am Bein kleben) ist es wichtig, ihr Selbstvertrauen zu stärken. D.h. nicht über Strafe areiten, sondern eher viel mehr Dinge verstärken die man möchte.

Zudem sollte man da auch an der Impulskontrolle arbeiten. Des weiteren hast Du eine DSH-Hündin, DSH neigen zu sehr schnellem hoch schießen, somit bietet es sich an an der Impulskontrolle zu arbeiten. Das kann man z.B. mit dem 10-Leckerchen-Spiel machen. Dieses ist sehr gut im folgenden Link beschrieben:

https://www.clicker-doggies.de/in-der-ruhe-liegt-die-kraft/

Zusätzlich baust Du Dir damit noch einen Non-Reward-Marker auf, denn das "Schade" fungiert nach dem Aufbau als ein solcher. D.h. für alles wo dem Hund kein Erfolg versprochen wird und man muß da eben dafür sorgen dass keinerlei Erfolg stattfindet, wird dieses Wort genutzt.

Allerdings denke ich wird die Grundproblematik im Trennungsstress liegen. Ist der Hund alleine, so scheint es mir, hat sich das nicht wirklich so festgesetzt dass sie keinen Stress mehr empfindet und daraus resultieren kann dieses Problem, welches Du hier beschreibst.  

Fiepen ist oftmals ein Zeichen von Stress und hier scheint es in keine besondere Richtung zu gehen. Sondern eben ständiges fiepen. Um das aber weg zu bekommen muß man eben an der Ursache arbeiten, was heißt geeignetes Trennungsstresstraining. Nicht nur Hunde die was kaputt machen zeigen Trennungsstress und das nach 1 Stunde hinlegen heißt nicht, das der Hund dann entspannt ist, das wird oftmals fehlinterpretiert. Das wäre die 3. Phase von Stress nämlich der Erschöpfungszustand. Dabei aber ist das dann kein wirkliches ruhen sondern eben dringend verlorengegangen benötigte Energien wieder auftanken. 

Ob nun der Hund immer noch Trennungsstress zeigt oder nicht, kann man ungesehen nicht beurteilen. Man könnte ein Video drehen und würde es dann sehen. Natürlich wird aufgenommen wenn man nicht da ist. Sieht man darin einen Hund der ständig zur Tür/zum Fenster läuft, der nicht wirklich zur Ruhe kommt sogar noch fiept, der hat nach wie vor Trennungsstress und das wird dann vermutlich der Auslöser für den ständig empfundenen Stress sein.

So sollte da m.M.n. am ursächlichen Problem gearbeitet werden, welches sicher kein Kontrollzwang ist sondern eben der immer noch vorhandene Trennungsstress. 

Die Aussage von der Dame beim TS möchte ich nun auch noch kurz ansprechen. 

Wenn das Problem in der Vergangenheit des Hundes zu finden wäre, was natürlich nie auszuschließen ist, so hätte sie diese Problematik aber schon relativ früh entwickelt. 

Wie Du schreibst hast Du sie schon 2 1/2 Jahre. Rechnen wir nun den ungefähren Zeitraum des bei Dir ankommens ab, das dürfte so um die 6 Monate (bei manchen länger bei manchen weniger lang) sein, dann lebt sie nun ca. 1 Jahr und 11 Monate bei Dir. Zeigt sie dieses Verhalten schon seit 1 Jahr und 11 Monaten? 

Ich denke nicht sonst hättest Du doch sicherlich schon viel früher mal Rat gesucht. 

Aber das würde dann wieder zu der These mit dem immer noch vorhandenem Trennungsstress passen. Bei ständigem Trennungsstress also Disstress ist der Hund eigentlich im Dauerstress. Wird der Hund täglich alleine gelassen und ist es immer noch nicht komplett entspannt gewohnt, so baut sich dieser Stress also die vorherrschenden Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin nicht innerhalb von ein paar Minuten nachdem Du wiedergekommen bist ab, sondern hält der erst einmal noch an und daraus entwickelt sich oftmals weiteres unerwünschtes Verhalten und hier scheint eines dieser Syptome eben das fiepen zu sein. 

Also würde ich das alleine bleiben korrekt aufbauen, kompett nochmal von vorne und richtig, aber dazu braucht es einen Hundesitter insofern Du berufstätig bist. 

Hallo,

ich würde mich mal an froeschliundco wenden, sie ist gerade bei Gebrauchshunden echt fit.

Für mich klingt das nach einem Hund der nicht richtig zur Ruhe kommen kann und eher wenig Impulskontrolle hat. Was jetzt nicht rasseuntypisch ist.

Medizinisch ist alles in Ordnung, das ist abgeklärt.

Nun, dann ist es in aller Regel antrainiertes Verhalten. Sie hat gelernt, dass sie mit dem Fiepen bekommt, was sie will. Und auch, wenn das heute vielleicht nicht mehr (so oft) so ist, probiert sie es trotzdem damit weiter.

... die meinte, dass sie nicht glaubt, dass der Hund das bewusst macht, sondern, dass die Ursache irgendwo in der Vergangenheit zu suchen ist.

Sicherlich. Allerdings nicht durch eine "schlimme Kindheit", oder so; sondern durch falsches Verhalten des früheren Halters. Und durch dein Verhalten weiter fortgesetzt.

Dabei können es ganz subtile Signale sein, die du dem Hund gibst. Selbst "genervtes Reagieren" ist Reagieren. Der Hund merkt also: "Ich fiepe. Sie rührt sich. Es wirkt! Ich muss nur noch ein bisschen länger fiepen."

Meist ignoriere ich sie dann, aber manchmal macht mich das echt wahnsinnig.

Das ist ein guter Ansatz: Du zeigst ihr also, wenn sie etwas falsch macht. Also, vorausgesetzt, du beachtest sie sonst in 100 Prozent deiner Zeit; denn anderenfalls kann sie zwischen "normal ignoriert werden" und "zur Strafe ignoriert werden" wohl kaum unterscheiden. 

Aber du zeigst ihr nicht, wie sie es richtig machen kann. Also versucht sie es mit dem alten Muster, das mittlerweile schon "vollautomatisch" läuft.    

Vorschlag: Grundlegende Änderungen einführen.

1- Du hast einen Gebrauchshund: Also gebrauche ihn! Deine Hündin braucht wirklich intensive Arbeit. Jeden Tag. Nicht nur am Wochenende. 

Morgens mittellange Runde, ca 40 min. Dann bin ich 4 Std auf der Arbeit. In meiner Mittagspause gehen wir etwa 30 min mit Bällchen oder Frisbee werfen, dann wieder 4 Std. Arbeit, und abends ab in den Kofferraum, zum Wald und endlich die große Runde. Alternativ zum See. Das sind beides so ca 1,5 Std/2 Std.

Entscheidend ist nicht so sehr, wie lange du mit dem Hund unterwegs bist; sondern, was ihr aus der Zeit macht, die ihr miteinander habt. Nutze die Zeit besser und gib ihr Aufgaben, die sie fordern.   

Einem Bällchen hinterher rennen, macht sicherlich für ein paar Minuten, vielleicht auch mal für ein halbes Stündchen oder sogar Stündchen platt ... und dann? Langeweile bis zum Abend! Lass sie "härter arbeiten". Gib ihrem Kopf und ihrer Nase gerade bei den kurzen Ausflügen bessere Aufgaben. 

Faustregel: 1 Minute Kopfarbeit = 10 Minuten Beinarbeit

Gib ihr eine Leckerlie-Spur, der sie folgen kann. Lass sie nach einem Kleidungsstück von dir suchen. (Beides kannst du "rückwärts auslegen", also beim Ablaufen des Weges einfach fallen lassen; und anschließend beim Umkehren die Spur aufnehmen.) Lass sie neue Tricks lernen. Du hast einen super-intelligenten Hund. Nutze seinen Spaß am Lernen für dich! ... Lass deine Fantasie spielen; es braucht nicht viel Zeit, um einen Hund glücklich und wirklich müde zu machen.

2- Arbeite an Vertrauensbasis und Respekt: Fiepen ist Nörgeln! Dein Hund nörgelt mit dir. Das wagt er nur deshalb, weil er nicht respektiert, was du tust, wie du es tust, wann du es tust und wie schnell du es tust.

Sie fiept wenn ich Richtung Küche gehe, es könnte ja was zu essen geben, weiß man ja nie. FIEPEN! Wenn ich mich aufs Sofa setze, Du könntest mich ja mal kraulen. Mir ist gerade danach. FIEPEN! Wie, die Badezimmertür ist zu und ich darf nicht mit rein??? FIEPEN! - Meist ignoriere ich sie dann, aber manchmal macht mich das echt wahnsinnig.



Das "10-Leckerchen-Spiel", das @Elocin2910 vorschlägt (s. Link in seiner Antwort), ist ein sehr guter Ansatz, den du ernsthaft verfolgen solltest. Ich hätte dir etwas ähnliches vorgeschlagen, lasse das aber jetzt, um den Beitrag nicht noch länger zu machen.

WICHTIG! KONSEQUENT bleiben! Sie ist nicht dumm, TinaBoe. Sie merkt durchaus, ob es ihr etwas bringt, ein bisschen an dir herumzunörgeln. Wenn sie also auch nach mittlerweile 2,5 Jahren bei dir immer noch fiept, bedeutet das, dass du reichlich inkonsequent warst und bist.

Überdenke also ALLE deine Interaktionen mit ihr und gib ihr mehr Sicherheit durch eigenes selbstsicheres und konsequentes Auftreten. Denn nein, du tust ihr (und dir) keinen Gefallen, wenn du nachgibst oder "spontan deine Meinung anpasst". Im Gegenteil. Das verunsichert sie nur zusätzlich.

Und da sie es schon viele Jahre so macht, hat sich das Verhalten eingeschliffen und ist zur Routine geworden. Es wird dich also einige Monate Zeit kosten, das wieder in aller gebotenen Ruhe und KONSEQUENZ gerade zu ziehen. ... Aber solange keine medizinische Indikation vorliegt, lässt es sich beheben.  

TinaBoe 
Fragesteller
 16.11.2017, 20:33

Danke. Klingt alles ganz logisch, hört sich aber nach einer verdammten Menge Arbeit an. Puuuh. Dann fange ich mal besser sofort an. Ich schaffe das schon. Schönen Abend und nochmal danke. Gruß Tina

Beachte sie nicht, wenn sie fiept! Keine Aufmerksamkeit, kein Leckerli, gar nichts. Wenn sie eine Zeit lang ruhig ist, lobe sie und beschäftige dich mit ihr!