Wer darf die Maschinen abstellen...?

10 Antworten

Ich komme mal mit einem Fall aus der Praxis.

Da war ein junges Wesen hirntod eingeliefert worden. Die Eltern wollten dass die Maschinen abgestellt werden. Der Freund war dagegen. Wo ich lernte gab es noch das Wissen von den Dingen welche sich zwischen Leben und Tod ereignen können. Dem Freund wurde erklärt, wenn er so oft als möglich auf Intensivstation komme, mit ihr rede, ihr vorlese und sich dann nach einer Woche eine Veränderung feststellen lasse dann sei von einer Chance auszugehen. Der junge Mann organisierte regelmäßige Besuche. Sie kamen einfach und ruhig an, zogen sich die nötigen Schutzkleidungen an, setzten sich zu ihr, sprachen leise oder lasen leise vor, berührten sie sanft. Manchmal spielte auch ihre Lieblingsmusik. Nach einer Woche hatte sich ihr Zustand nicht verschlechtert. Die Eltern hatten ihre Tochter ein Stück weit schon aufgegeben und wollten nicht mehr kommen. Es kam aber eh genug Besuch. Nach sechs Wochen wachte sie auf. Es dauerte nicht lange und sie konnte entlassen werden.

Das ist kein Märchen. Solche Geschichten ereignen sich tagtäglich machen die Ärzte mit. Es gibt massenweise Literatur dazu. Vorgeschichte hin, Apparate her. Ich höre jene junge Dame aus ihrem Zimmer auf Intensivstation lachen. Das ging bei ihr so schnell.

Wenn Maschinen abgestellt werden dann bedarf es einer richterlichen Entscheidung bei verschiedenen Ansichten. Ein heranwachsender Mensch kann nicht voll verantwortlich für seine Taten gemacht werden. Er würde aber voll verantwortlich gemacht würde sein Selbstmordversuch als seine letzte Willensäußerung von einem Gericht interpretiert. Deshalb sollte ein Gericht im Zweifel für das Leben entscheiden. So in etwa erinnere ich mindestens ein höchstrichterliches Urteil. Schaue einfach mal bei lexetius nach mit verschiedenen Stichwörtern. Und fragt auf Intensivstation freundlich an ob es Euch erlaubt ist ihr zur Seite zu stehen nach entsprechender Einweisung in die Klinikroutine.

Weder Eltern noch Ärzte können über das Ende der Beatmung bestimmen. Auch der sogenannte Hirntod ist kein Kriterium, die Beatmung abzustellen. Auch wenn die Patientin minderjährig ist, können die Eltern nicht entscheiden, die Beatmung abzustellen. man kann nur den Verlauf abwarten. Einzige Ausnahme wäre eine Patientenverfügung. Gilt aber nur, wenn die Patientin volljährig ist, sonst entscheidet in diesem Fall das Gericht.

So schlimm das alles ist: Sie wollte aus dem Leben scheiden, also lasst sie um Himmels Willen auch gehen! Sie hat ihr Möglichstes getan, nie mehr wieder kommen zu müssen. Ihre Eltern haben es schon verstanden, aber die Freunde noch nicht.

Was ist besser? Ein gnädiger Tod, oder jahrelang ohne Hoffnung durch Maschinen am Leben erhalten werden?

Die Medizin übertreibt heutzutage leider extrem. Ein Mensch, der ohne die Maschinen nicht "lebensfähig" wäre, sollte sterben dürfen. Nicht alles, was die Medizin heute kann, ist auch moralisch und ethisch vertretbar!

Abschalten, wenn die Aussicht auf Erfolg aus medizinischen Gesichtspunkten nicht mehr gegeben ist. Alles andere ist eine Qual für die Seele.

Das ist sehr traurig, aber entscheiden können und müssen das die Eltern allein - wenn das Mädchen nicht selbst mit einer Patientenverfügung geregelt hat, was passieren soll. Aber ich denke für eine solche Verfügung ist sie noch zu jung.

Die Freunde haben kein Mitspracherecht. Die Eltern wollen den Willen ihrer Tochter respektieren, was soll daran falsch sein?