Was macht der Rettungsdienst bei einem Ersticken (Leitlinie, Praxis)?

6 Antworten

Von Experte Rollerfreake bestätigt

Hi,

Für vieles gibt es ja im Rettungsdienst sogenannte "Leitlinien", aber auch für so etwas?

Die gibt es auch in diesem Fall - nämlich die ERC-Guidelines, die neben der Reanimation auch andere unmittelbar lebensbedrohliche Zustände wie eben die Fremdkörperaspiration abdecken.

Was unternimmt dann eine Rettungsleitstelle oder der im Anschluss daran eintreffende Rettungsdienst am Patienten?

Der Leitstellendisponent kann (und sollte) eine entsprechende telefonische Erste-Hilfe-Anleitung geben - unter der Voraussetzung, dass während der Notrufabfrage das Problem des "Verschluckens" schon deutlich geworden ist.

Im Prinzip gibt das die jeweilige Leitlinienempfehlung wieder:

  • Hustet der Patient effektiv? Zum Husten auffordern, fortlaufend überwachen.
  • Hustet der Patient nicht effektiv (schwache Hustenstöße, "blau" werden) beim wachen Patienten? Nach vorne beugen, bis zu fünf kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter, wenn wirkungslos bis zu fünf Oberbauchkompressionen ("Heimlich-Handgriff").
  • Kein effektives Husten und bewusstloser Patient? Anleitung zur Reanimation.

Im Falle des Rettungsdienstes wäre das Vorgehen grundsätzlich identisch zu den Ersthelfermaßnahmen.

Im Rahmen des Kreislaufstillstands besteht natürlich die Möglichkeit der Fremdkörperentfernung unter direkter Laryngoskopie/Videolaryngoskopie mittels Magill-Zange, wie iwaniwanowitsch schon beschrieben hat, die Möglichkeit der Absaugung von Flüssigkeiten oder auch das "tiefer schieben" eines Fremdkörpers mit einem Endotrachealtubus, um wenigstens in der Akutsituation die Oxygenierung sicherstellen zu können.

Ultima ratio wäre bei einer nicht anders beherrschbaren Verlegung der oberen Atemwege die perkutane transtracheale Jet-Ventilation oder die Notkoniotomie (ugs. "Luftröhrenschnitt").

Ansonsten ist es grundsätzlich eine rettungsdienstliche Standardversorgung nach xABCDE mit Transport in eine geeignete Klinik - geeignet heißt in diesem Fall: Innere Medizin plus Bronchoskopie-Möglichkeit, ggf. mit Intensivbett im Hintergrund.

LG

Ich habe es bereits erlebt, da ich eine Lungenerkrankung habe, die durch einen Erstickungsanfall diagnostiziert wurde. (Eine Alveolitis + Asthma. Man ertrinkt quasi durch eine Reaktion der Lunge beinahe in seinem eigenen Lungenschleim/Abwehrschleim)

Zu allererst gab mir mein Hausarzt atemwegserweiternde Medikamente. Durch diese kam wieder etwas mehr Luft in die Lungen, was ein Stückweit auch beim Abtransport half.

Der Rettungsdienst den er rief, behandelte auf der Fahrt mit einer mobiler Beatmung. (Was; wie; womit und "ob" beatmet wird, ist vom Diagnoseverdacht abhängig und ziemlich wahrscheinlich von Fall zu Fall unterschiedlich.)

In der Notaufnahme hinterher wurde mit einer Mischung aus einem Medikament und Sauerstoff beatmet + nebenher einige Untersuchungen durchgeführt.

Unter Anderem wird dann eine Blutuntersuchung; Blut-Sauerstofftest; Röntgen usw. gemacht. Was genau ist aber davon abhängig, ob die Ursache bereits bekannt ist, oder noch herausgefunden werden muss.

iwaniwanowitsch  30.05.2021, 07:41

Es ging doch jetzt hier um Fremdkörper-Aspiration und nicht um Atemwegserkrankungen 😉🤔

unique81  30.05.2021, 08:12
@iwaniwanowitsch

Nein, da hast du falsch gelesen.🙂 Er meint den kompletten Umfang von Erstickungsanfällen, mit jeglichen Auslösern durch Fremdkörper. Plus: führt das Eine zu dem Anderen.

Soll heißen: Eine Alveolitis ist keine Grunderkrankung. Also keine Erkrankung, die bereits vorhanden ist. Sondern eine Kontakterkrankung, die einen Auslöser hat. Ausgelöst durch Partikel, die fehl am Platze sind und eine damit verbundene Reaktion. Und die Maßnahmen die bei mir angewandt wurden, waren Maßnahmen, die all dies abtransportieren was nicht in die Lunge gehorte.

Es gibt unterschiedliche Maßnahmen, wie bei Feinpartikeln + Abwehrschleim; bei etwas größeren Fremdkörpern, oder gar anderem Erstickungsursachen durch etwas, was fehl am Platz ist, verfahren wird. Bei Wasser in der Lunge wird z.B. eine hauchdünne lange Nadel von hinten durch den Rippenbogen gestochen, in die die Flüssigkeit abfließen kann.

Dee Disponent wurde erst mal versuchen, Ersthelfer zum Heimlich-Griff aufzufordern.

Diesen würde der Rettungsdienst auch als erste Maßnahme versuchen. Oder dem Patienten auf den Rücken klopfen.

Dann gibt es die Möglichkeit, mit einer langen, gebogenen Zange (der sog. Magill-Zange, im Intubationsbesteck) den Fremdkörper versuchen zu greifen.

Man könnte versuchen, mit dem Videolangyngoskop, eine Art langem Löffel, den man dem Patienten zur Intubation in den Mund bis hinunter zum Kehldeckel einführt, etwas zu sehen.

Wenn das alles nicht hilft, müsste man einen Notarzt nachfordern, der den Patienten sediert, um die Erstickungsangst zu lindern (dann wird direkt auch die Atmung ruhiger und effektiver) oder sogar intubiert, also in in ugs. Vollnarkose versetzt.

Im Krankenhaus kann man eine Bronchoskopie machen, also dem Patienten einen langen Schlauch mit Bildübertragung und Manipulationswerkzeugen in die Luftröhre einzuführen.

Das ist jetzt alles Recht viel Hypothese und "könnte", ich selbst habe eine Aspiration (so nennt man das anatmen von Fremdkörpern) erst ein Mal erlebt. Der Patient hatte ein Lorbeerblatt aus dem Rotkohl verschluckt. Nein Kollege hat dann sehr beherzt mit Taschenlampe und Magill-Zange "zugegriffen" und nach einer Minute war alles wieder in Ordnung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Mit dem Intubationssspatel den Rachen einstellen und den Fremdkörper rausholen. Allerdings wird die Diagnose nicht immer gleich mitgeteilt. Da muß man dann schon selbst draufkommen.

Fremdkörper entfernen, bei Bedarf Beamten. Und da wenn die Atmung ausfällt, meist auch das Herz bald versagt, herzdruckmassage.

Geht atmen, dann aufsetzen.