Liebe Kyoshi,
was du beschreibst, kenne ich sehr gut - ich leide auch seit früher Kindheit an einer starken Krankheitsangst, die sich wohl entwickelt hat, weil meine Mutter das auch in extremer Form hat. Ich kann dir also einfach mal beschreiben, wie ich damit umgehe und was mir gut/nicht gut tut.
1. Sprich darüber! Auch wenn es irrationale Ängste sind, auch wenn du denkst, dass deine Umgebung dich für verrückt hält, auch wenn du Angst hast, dass niemand dich versteht - diese Angst anzusprechen und zu formulieren, wie man sich fühlt, hilft schon sehr, denn alles, was man komplett mit sich alleine ausmacht, belastet auf Dauer.
2. Sprich mit Ärzten darüber! Ich habe inzwischen die Angewohnheit, jeden Arzt, den ich besuche, gleich am Anfang darüber zu informieren, dass ich unter massiven Krankheitsängsten leide. Die meisten gucken erstmal irritiert, sind dann aber ganz dankbar, dass man ihnen das gleich sagt, und oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich Ärzte dann besonders viel Zeit nehmen, Dinge zu erklären. Wenn du einen Hausarzt/eine Hausärztin hast, der du vertraust, dann sprich sie auf deine Ängste an. Es ist auch ihre Aufgabe, dir in diesem Bereich weiterzuhelfen. Vielleicht kann sie dir einen Psychotherapeuten empfehlen oder dich zu einem NEurologen/Psychiater überweisen, der dir u.A. auch mit Medikamenten helfen kann (was nichts schlimmes ist, sondern bei manchen Angstphasen notwendig).
3. Deine körperlichen Symptome bildest du dir in so einer Panikphase nicht ein. Es ist erwiesen, dass die Psyche ganz massiv auf den Körper einwirkt (siehe z.B. Placebo- bzw. Noceboeffekt). Das nennt man Psychosomatik. Dein Körper verkrampft sich in so einer Panikphase, er ist auf Flucht vorbereitet, klar wird dir da schwindelig. Genauso kennt man es, dass die Psyche sich auf die Verdauung auswirkt - nicht umsonst sagt man ja: "Das schlägt mir auf den Magen." Du kannst aber versuchen, Techniken zu erlernen, die dir in so einer schlimmen Phase ein bisschen die Kontrolle über deinen Körper zurückgeben. Atemübungen zum Beispiel, autogenes Training, bestimmte Arten von Yoga - das alles kann helfen, aber man muss es eben erlernen. Frage doch mal deinen Hausarzt/deine Hausärztin, ob sie weiß, wo man bei dir in der Gegend so einen Kurs machen kann.
4. Never ask Dr. Google! Ich weiß nicht, ob das auch ein Problem von dir ist - ich hatte früher die Angewohnheit, meine vermeintlichen Symptome zu googeln, was dazu geführt hat, dass ich von einer schlimmen Pseudo-Diagnose in die nächste geschlittert bin. Das Internet tendiert zu Hysterie und Übertreibung, und man kann bestimmte Informationen einfach nicht in einen sinnvollen Zusammenhang setzen. Deine Ärzte aber können das. Es ist völlig ok, sicher untersuchen zu lassen, wenn man sich Sorgen macht. Aber wenn der Arzt dann sagt: "Alles gut!", muss man das auch irgendwie akzeptieren und annehmen (Fälle ausgenommen, in denen eindeutig eine Zweitmeinung sinnvoll ist) und darf seine Ärzte auch nicht immer zu noch mehr Tests und Untersuchungen drängen. Vertrauen üben - den Ärzten gegenüber, und deinem Körper gegenüber!
Ich glaube, für dich am wichtigsten wäre, dass du jemanden findest, der dir in dieser schweren Phase helfen kann! Frage einfach deine Hausärztin, ob sie einen Psychologen kennt, der dir helfen kann - so etwas muss man nicht alleine aushalten, es gibt Menschen, die dafür geschult sind, dir zu helfen!
Ganz liebe Grüße,
Nerdette