Meinen beiden Vorrednerinnen stimme ich zu, manches möchte ich etwas anders formulieren bzw. andere Akzente setzen.
Zunächst ist es tatsächlich völlig normal, wenn nach der Geburt eines Kindes die Libido vorübergehend verschwindet. Da spielt die Hormonumstellung ebenso eine Rolle wie die gesamte Lebensumstellung, fehlender Schlaf usw. Also eben nicht eine Ursache, sondern da kommt mehreres zusammen. Die Mehrheit der Paare findet über kurz oder lang wieder zu einem gemeinsamen Sexualleben zurück. Aber längst nicht alle. Was Sie beschreiben, ist alles andere als selten oder ungewöhnlich und insoweit eben nicht "nicht normal". Selbstverständlich könnten auch ganz andere Ursachen (wie z.B. die schon genannte Schilddrüsenstörung) beteiligt sein, deshalb sollten Sie mindestens einen hausärztlichen CheckUp vornehmen, falls noch nicht geschehen. Und dann müssen Sie Folgendes wissen: Nach einer langen Pause, wenn die Libido - aus welchen Gründen auch immer - seit langer Zeit verschwunden ist, dann kommt sie bei vielen Frauen nicht von selber wieder, nicht automatisch, nicht einfach so. Da müssen Sie (und Ihr Partner) was für tun, das heißt: Ihr erotisches Miteinander gemeinsam wieder neu aufbauen.
Was nun besonders Sorgen macht: Dass es nicht mehr "nur" um den Libidoverlust geht, sondern inzwischen kommt eine Aversion, d.h. Widerwillen und Abneigung gegen sexuelle Annäherungen, dazu. Obwohl Sie selber sehr wohl ein Bedürfnis nach Nähe, Körperkontakt und Intimität (und insoweit auch "Lust") hätten. Sie stecken in einem Teufelskreis, in einer Spirale, so dass alles mit der Zeit immer noch schlimmer wird, für beide Partner. Auch das ist nichts Seltenes oder Außergewöhnliches. Und genau deswegen, weil Sie selber merken, Sie beide haben sich gerade festgefahren, Sie kommen aus eigener Kraft im Moment nicht weiter und drehen sich bloß im Kreise, genau deswegen empfehle ich Ihnen beiden, sich professionelle Hilfe zu suchen. Ein Berater kann Ihnen beiden helfen, Ihre Vorstellungen, Wünsche, Bedürfnisse, Abneigungen zu sortieren, die eigenen Ziele und die möglichen Wege klarer zu sehen, und kann Ihnen ein Stück weit auf den neuen gemeinsamen Weg helfen. Wahrscheinlich brauchen Sie einfach einen Anschubser, ich rede nicht von einer langwierigen (Psycho)therapie. Die schon genannte Adressliste empfehle ich auch, und wünsche Ihnen alles Gute.
www.netzwerk-sexualtherapie.de