Hallo, bin neu hier und mich quälen einige Fragen, und ich hoffe auf diese Community.

Bin psychisch chronisch krank. Habe viele Ärzte und Psychiatrieerfahrung hinter mir, auch bedingt durch Umzug. Die meisten Ärzte hatten ähnliche Meinungen über mein Krankheitsbild. Einer sagte mal, mein Beschwerdebild sei nicht leicht zu beurteilen.

Ich finde sogar, dass das Beschwerdebild bisher immer schlimmer geworden ist.

Nun bin ich in einer Werkstatt für psychisch Kranke. Es ist gut, zur EU-Rente etwas dazu zu verdienen und unter Leuten zu sein. Bin mittlerweile 11 Jahre in dieser Werkstatt und habe einen guten Gruppenleiter, der einerseits Christ ist und andererseits eine Zusatzausbildung über psychische Krankheiten gemacht hat.

Ich muss unbedingt betonen, dass ich mit Psychogen überhaupt nicht zurecht kam, sondern NUR MIT ÄRZTEN!

In dieser Werkstatt gibt es aber noch andere Gruppenleiter. Bei Frau Kranz fange ich an zu grübeln. Die hat da Einstellungen! Z. B. Gedankenentzug bzw. Gedankenabreißen käme von Medikamenten. Oder die Andrea und die Isabel seien nur krank durch die Medikamente, die sie nehmen. Vor Monaten sagte sie mal zu mir: ich bräuchte doch sicher nicht mehr so viele Medikamente. Woraufhin ich diese absetzte und übelste Suizidgedanken hatte, (um mal leicht zu verdeutlichen, um nicht näher auf die Krankheit einzugehen, ich habe eine Depression als Psychose.)

Gestern sagte ich ihr, dass ich am Montag zum Arzt müsse. Da sagt die doch: "Sie sind doch kerngesund!"

Ich weiß nicht mal, ob Frau Kranz überhaupt so eine Zusatzausbildung hat!? Darf die solche Äußerungen machen und was bezweckt sie damit?

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Die Dame überschreitet ihre Kompetenz. Kerngesund? Dann würde man dir längst die EU-Rente streichen und versuchen, dich auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen. Vielleicht hat sie den Eindruck, weil du deine Arbeit dort gut machst... aber das liegt eventuell einfach daran, dass du medikamentös eingestellt bist, außerdem ist so eine Werkstatt ja immer noch ein Raum, der auf bestimmte Bedürfnisse zugeschnitten ist. Kerngesund würde bedeuten: Du kannst auch problemlos einen 40-Stunden-Job machen.

Es ist so, dass viele Psychopharmaka sehr kritisch sehen, und das ist manchmal auch berechtigt, da es Ärzte gibt, die relativ schnell den Medikamentenblock zücken, selbst wenn es sich nur um eine vorübergehende depressive Verstimmung handelt. Was du hast geht aber weit darüber hinaus, sonst hättest du keine Suizidgedanken, und dann sind Medikamente angezeigt. Jemand, der so krank ist, dass er EU-Rente bekommt fällt unter Garantie nicht in die Patientengruppe, die unnötigerweise Medikamente einnimmt.

Die Betreuerin scheint also eine Medikamentenskeptikerin zu sein, geht damit aber in allerhöchstem Maß unprofessionell um. Es wäre etwas anderes, wenn sie sagen würde "Ich habe das Gefühl du bist ziemlich stabil, sprich doch den Arzt beim nächsten Mal darauf an, ob du nicht mit weniger Medikamenten auskommst und frag ihn, was er dazu meint". Das wäre noch ein wohlgemeinter Rat, der akzeptabel ist, weil sie dich ja an den Arzt verweist. So tut sie so, als wisse sie es besser.

Wenn du dich bei dem Arzt gut aufgehoben fühlst, halte dich an das, was er sagt. Und sprich doch ruhig bei deinem nächsten Besuch an, was du hier geschrieben hast, dann kann er dir da auch noch einmal die Verunsicherung nehmen, indem er dir sagt, warum der dir die Medikamente gibt. Auf keinen Fall solltest du, wie ja hier auch schon andere geschrieben haben, Medikamente absetzen oder auch nur die Dosis ändern, ohne mit dem Arzt zu sprechen.

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Leider blockierst du dich selber mit deiner Haltung, dass alles nichts bringt, denn entsprechend gehst du dann ja mit den therapeutischen Maßnahmen um. Was bei einer Therapie sehr wichtig ist, ist eben, dass man mit Offenheit und dem Willen, sehr an sich zu arbeiten herangeht, und da blockiert der Gedanke, alles bringe nichts mitunter sehr.

Nun gäbe es mehrere Möglichkeiten. Du könntest mal besprechen, ob es sinnig wäre, zusätzlich zu einem Psychiater zu gehen, der dir Medikamente aufschreibt (ein Psychologe darf i.d.R. nichts verordnen, da er kein Arzt ist. Es sei denn die Therapie ist bei einem Psychiater, der ist Arzt und kann auch etwas verordnen), nicht auf Dauer, sondern erst einmal zur Stabilisierung, damit du die Therapie besser annehmen kannst. Je nachdem, wie schlecht es dir geht, können Antidepressiva mitunter sinnig sein, damit Du überhaupt die Kraft für eine Therapie hast. Die Kombination aus Medikamenten und Therapie hat Studien zufolge auf lange Sicht größere Erfolgsaussichten als nur eines von beidem.

Dann käme auch ein Therapiewechsel in Frage. wenn du nach drei Jahren deine Trauer noch nicht bewältigen kannst und meinst es bringt alles nichts, ist es vielleicht auch einfach die falsche Form von Therapie oder der falsche Therapeut. Es gibt ja verschiedene Ausrichtungen (Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie, Psychoanalyse), und wenn dir die eine nichts bringt, ist vielleicht eine andere besser für dich. Das ist ganz individuell, manche kommen mit dem einen besser klar, andere mit etwas anderem, versuche es doch mal mit einem Wechsel.

Ganz wichtig dabei ist aber: Du musst es wollen und bereit sein, an dir zu arbeiten. Ansonsten bringt es nämlich tatsächlich nichts. Bedenke: der Großteil der Arbeit bei einer Therapie liegt beim Patienten. Der Therapeut kann dir den Weg weisen, aber gehen musst du selbst.

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Also erst einmal: Verlass dich bitte nicht auf Tests oder dergleichen im Internet, solltest du danach suchen. Klar, man kann die Kriterien googeln, aber je nachdem wie es einem geht denkt man sich: Oh das passt ja wie gespuckt, aber es ist vielleicht gar nicht so. Es kommt auf viele Faktoren an, und es gibt auch Überschneidungen zu anderen Persönlichkeitsstörungen und psychischen Erkrankungen.

Manche denken zum Beispiel ritzen = Borderline, aber das ist so nicht richtig. Nicht jeder Borderliner ritzt sich, und nicht jeder der sich ritzt hat Borderline. Kann ein Zeichen dafür sein, aber auch von etwas anderes kommen.

Mein bester Freund hat z.B. Borderline und erkennt manches auch an mir, daher meinte er ich könnte das auch haben. Verlasse ich mich aber nicht drauf, denn manches passt, manches nicht, und wenn man sich damit beschäftigt würden meiner Meinung nach andere Sachen besser passen, aber Beschreibungen reichen eben nicht aus, um das zu beurteilen. es kommt z.B. darauf an, wie weit man im Leben eingeschränkt ist, wie man Konflikte lösen kann, etc. Meine aktuelle Diagnose lautet auf Depressionen und Sozialphobiie, basiert aber erst einmal nur auf zwei kurzen Arztbesuchen, nun habe ich übermorgen einen Termin bei einem anderen Psychiater. an einen solchen solltest du dich auch erst einmal wenden, und / oder an einen psychologischen Psychotherapeuten. Übrigens kann es auch dauern, bis du da die Diagnose bekommst. Manche bekommen sie recht zügig, manche Ärzte stellen sie aber auch erst nach einer Weile und das aus gutem Grund, denn psychiatrische Diagnostik ist komplexer als etwa einen grippalen Infekt zu diagnostizieren, hinzu kommt dass eine voreilige oder falsche Diagnose den Patienten sehr verunsichern kann und mitunter kontraproduktiv ist. Lass dich auf jeden Fall untersuchen.

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Du magst keine Ärzte, das verstehe ich voll und ganz, dennoch solltest du einen aufsuchen. Sonst gehst du irgendwann ganz kaputt. Deinen Beschreibungen nach denke ich schon, dass du depressiv bist.

Ich wollte auch immer nicht zum Arzt oder Psychologen, hab mir jahrelang eingeredet, dass ich doch zurecht komme, aber das war kein Leben, das war ein funktionieren. Ein guter Freund - der einzige den ich habe- hat mir dann sehr dazu geraten. Ich habe Termine gemacht, war beim Psychiater und Psychologen, aber ich musste so lange warten, dass ich aus dem Gröbsten raus war, und da kam dann wieder der "Mir gehts doch gut ich komm doch klar"-Gedanke. Einiges an Druck war weg, ich habe es mit Selbsthilfemethoden versucht, Sport angefangen, zwinge mich dazu Sachen zu machen die Spaß machen sollten es aber nicht mehr tun, und eine Zeit lang ging es, nun hänge ich wieder in den Depris und bereue meinen Rückzieher, bin nun zu der Einsicht gekommen, dass ich alleine nicht weiter komme und Hilfe annehmen sollte.

Das solltest du auch tun, denn ich kann dir zumindest aus meiner Erfahrung sagen: Es wird nicht besser, nicht dauerhaft, vielleicht kommt eine Phase, in der es besser wird, aber es geht auch wieder abwärts, das ist wie ein ewiger Kreislauf, es geht mal nach oben aber der Absturz kommt bestimmt.....

Dein Text klingt, als wäre der Leidensdruck sehr groß bei dir, da würde ich schon etwas machen, denn wenn das Leben durch die Beschwerden eingeschränkt wird - und das ist deiner Schilderung nach der Fall - braucht man Hilfe. Einen Versuch ist es doch wert, wenn du merkst es bringt nichts kannst du immer noch abbrechen,

Und so hart das klingt: Dass dein Freund nicht kämpft kann ich ein Stück weit verstehen. Emotional würde ich reagieren wie du, aber sieh es doch mal aus seiner Perspektive: Auch er leidet, etwas stimmt nicht in der Beziehung, es lastet ihm auf dem Herzen, er möchte darüber reden und sagt dir das (Der Zeitpunkt war sicher ungünstig, da gebe ich dir recht, vielleicht hätte er ganz bis nach der Prüfung warten sollen, aber ich schätze es hat ihn sehr belastet und deshalb hat er es nicht geschafft zu warten). Und wie sieht deine Reaktion aus? Du blockst ab, indem du Schluss machst. Vermutlich ist das bei ihm so angekommen, dass du gar kein Interesse daran hast, an der Beziehung zu arbeiten und die Probleme zu reden. Von seiner Seite aus stelle ich mir das so vor: Mir geht es nicht gut in der Beziehung, ich muss mit ihr darüber reden, damit das irgendwie wieder in Ordnung kommt, doch sie macht einfach Schluss, ihr liegt wohl gar nichts daran, dass wir unsere Probleme lösen. ... Und deshalb kämpft er auch nicht.

Vieles was du schreibst klingt für mich nach typischen depressiven Denkstrukturen. Mein Rat an dich lautet daher: Lass dir helfen. Das muss sich nicht einmal negativ auf das Gesundheitszeugnis auswirken, denn Depressionen können zwar wieder kommen, aber sie sind nicht zwingend chronisch, es gibt auch Menschen, die durchleben sie einmal und danach dank Therapie nie wieder. Und dann wird dir das auch nicht deine berufliche Zukunft versauen.

Und denk dran: Psychiater oder Pychologen werden dich sicher nicht negativ beurteilen, sie haben Tag für Tag damit zu tun und wollen dir nur helfen.

Eine Depression ist eine Krankheit, die durch die entsprechenden Fachmänner behandelt werden sollte.

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Erst einmal: Dass es die Pille nicht sein kann, ist nicht gesichert, denn es ist ja durchaus möglich, dass auch das neue Präparat auf die Psyche schlägt, bei mir war es bei einigen Präparaten der Fall. Stimmungsschwankungen kenne ich auch, war diesbezüglich beim Psychiater, der mir ein Antidepressivum verordnet hat, wegen mangelnder Beratung war ich aber doch recht skeptisch und habe es dann nach einer Weile wieder abgesetzt, lag aber am mangelnden Vertrauen zum Arzt, kenne andere die mit demselben Medikament gute Erfahrungen gemacht haben. Sprich erstmal mit deinem Hausarzt darüber, dann können körperliche Ursachen abgeklärt werden. Eine Fehlfunktion der Schilddrüse kann sich beispielsweise auch psychisch auswirken. Erstmal werden dann körperliche Ursachen ausgeschlossen, und du könntest auch noch mit einem Psychiater sprechen. Wenn du im Hausarztmodell eingeschrieben bist, brauchst du dazu eine Überweisung, ansonsten genügt die Krankenkassenkarte.

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