Die Dame überschreitet ihre Kompetenz. Kerngesund? Dann würde man dir längst die EU-Rente streichen und versuchen, dich auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen. Vielleicht hat sie den Eindruck, weil du deine Arbeit dort gut machst... aber das liegt eventuell einfach daran, dass du medikamentös eingestellt bist, außerdem ist so eine Werkstatt ja immer noch ein Raum, der auf bestimmte Bedürfnisse zugeschnitten ist. Kerngesund würde bedeuten: Du kannst auch problemlos einen 40-Stunden-Job machen.
Es ist so, dass viele Psychopharmaka sehr kritisch sehen, und das ist manchmal auch berechtigt, da es Ärzte gibt, die relativ schnell den Medikamentenblock zücken, selbst wenn es sich nur um eine vorübergehende depressive Verstimmung handelt. Was du hast geht aber weit darüber hinaus, sonst hättest du keine Suizidgedanken, und dann sind Medikamente angezeigt. Jemand, der so krank ist, dass er EU-Rente bekommt fällt unter Garantie nicht in die Patientengruppe, die unnötigerweise Medikamente einnimmt.
Die Betreuerin scheint also eine Medikamentenskeptikerin zu sein, geht damit aber in allerhöchstem Maß unprofessionell um. Es wäre etwas anderes, wenn sie sagen würde "Ich habe das Gefühl du bist ziemlich stabil, sprich doch den Arzt beim nächsten Mal darauf an, ob du nicht mit weniger Medikamenten auskommst und frag ihn, was er dazu meint". Das wäre noch ein wohlgemeinter Rat, der akzeptabel ist, weil sie dich ja an den Arzt verweist. So tut sie so, als wisse sie es besser.
Wenn du dich bei dem Arzt gut aufgehoben fühlst, halte dich an das, was er sagt. Und sprich doch ruhig bei deinem nächsten Besuch an, was du hier geschrieben hast, dann kann er dir da auch noch einmal die Verunsicherung nehmen, indem er dir sagt, warum der dir die Medikamente gibt. Auf keinen Fall solltest du, wie ja hier auch schon andere geschrieben haben, Medikamente absetzen oder auch nur die Dosis ändern, ohne mit dem Arzt zu sprechen.