Tja, wie so manches hat auch diese Medaille zwei Seiten. Zunächst ist der oben erwähnte Artikel von 2004. Auch ich habe ihn gelesen und bin ob des Inhaltes erschrocken.

Heute haben wir 2010 und ich bin mitten in der Ausbildung zur Präventologin. Bisher wurde keines der im Artikel genannten Produkte innerhalb der Ausbildung auch nur ansatzweise erwähnt. Es ist richtig, dass die Ausbildung derzeit noch nicht anerkannt ist. Als Präventologin darf ich und kann ich keinerlei Diagnosen stellen oder sonstige Heilsaussagen treffen. Das allein verbietet mir mein gesunder Menschenverstand wie auch die Berufsordnung.

Der Präventologe setzt schon vor der Krankheit an, damit es möglichst gar nicht soweit kommt. Dass dies nicht unbedingt der Pharmaindustrie und der Schulmedizin entgegenkommt scheint auch auf der Hand zu liegen. Eine Zusammenarbeit mit einem Mediziner kann ich mir dann vorstellen, wenn dieser auch über den Tellerrand schaut. Ja, ich habe auch schon welche davon kennengelernt. Letztendlich ist ein jeder für sich selbst verantwortlich und das ist auch gut so. Dass Reiki und orthomolekulare Medizin esoterisch sein soll, ist mir neu. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren. Auch diese Themen sind keinerlei Bestandteil der Ausbildung.

Die Denke unserer Altvorderen ist doch, dass ich bei Beschwerden zum Arzt gehe auf dass der mir was verschreibt. Tut er es nicht oder es wirkt nicht so wie erhofft, so wird der Arzt gewechselt, weil der erste ja nichts taugt. Es will auch keiner hören, dass man seine Ernährung umstellen soll, mehr Bewegung ins Leben bringen soll, Gewohnheiten, die man jahr(zehnte)lang "gepflegt" hat. Uns wird doch seit Jahren die Verantwortung für die eigene Gesundheit, den eigenen Körper abgenommen, da ja für alles gesorgt ist. So langsam geht den Kassen das Geld aus, es wird weniger verschrieben, es wird weniger bezahlt. Will ich den Status von früher, so muss ich als normaler Kassenpatient deutlich tiefer in die Tasche greifen. Theoretisch wissen die Menschen doch, wie man sich gesund ernährt, dass man sich ausreichend bewegen soll, nicht rauchen. Theoretisch sollte es doch kaum Zivilisationskrankheiten geben, oder? Und? Wie sieht es denn in der Praxis aus? Warum haben Ärzte volle Praxen? Wenn die Praxis der Theorie entsprechen würde, bräuchte man keine Präventologen. Denn es scheint doch so zu sein, dass man genau diese Menschen an die Hand nehmen muss. Den Ärzten würde der aufwändige Kleinkram entfallen und sie könnten sich um die wirklich wichtigen und zeitaufwändigen Patienten kümmern. Für mich ist es nicht nachvollziehbar, dass hier anhand eines uralten Artikels, der bestimmt damals seine Richtigkeit hatte - ich weiß es ehrlich gesagt aber nicht, da ich das heute ganz anders erlebe - so Stimmung gemacht wird. Warum ist eine Koexistenz bzw. vielleicht doch auch eine Kooperation von Arzt und Präventologe nicht möglich????

Für mich ist Prävention keine Geldmacherei sondern eine logische Konsequenz aus den Fehlern der Vergangenheit.

Präventologen sind in einer gewissen Weise derzeit noch Pionere, die mit Argwohn betrachtet werden. Aber so ist es mit vielem, was den Menschen noch fremd ist. Ich sehe meiner Zukunft als Präventologin gelassen entgegen. Wie sagte schon Mark Twain: "Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat."

Ich möchte hier keinen überreden oder überzeugen, aber ich hoffe, dass er zum nachdenken anregt.

Viele Grüße, Hibis Kuss

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