Das Problem mit der schlechteren Verträglichkeit von Brot haben leider immer mehr.
In der Industrie geht es immer um Effizienz und das gilt auch für die Nahrungsmittelindustrie: Je schneller Brot und Brötchen gebacken werden können, desto mehr können vom Fließband laufen. Dem Teig bleibt zum Gehen in Industriebäckereien oftmals nur eine Stunde. Und selbst die meisten Bäcker von nebenan benutzen heute fertige Backmischungen oder Tiefkühlteiglinge, um bei den niedrigen Preisen mithalten zu können. In Selbstbedienungsbackshops oder an Tankstellen ist es sogar selbstverständlich.
Leider klagen immer mehr Menschen über körperliche Probleme nach dem Verzehr von genau diesen Backwaren. Bauchweh, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung bis hin zum Reizdarmsyndrom sind typische Beschwerden.
Irrtümlicherweise wird dann das Mehl oder auch das Gluten verdächtigt, die Verdauungsprobleme auszulösen. Doch oft reagiert der Körper eben nicht auf das Getreide per se, sondern auf Stoffe, die durch die unnatürlichen Prozesse beim Backen entstehen.
Als mögliche Auslöser sind die sogenannten FODMAPs bekannt geworden. FODMAP steht für fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und (engl.: and) Polyole. Das sind niedermolekulare Zucker, die aus bis zu vierzehn Zuckermolekülen bestehen. Sie werden im Dünndarm von Betroffenen nicht völlig abgebaut und gelangen dann in den Dickdarm. Dort führen sie zu schmerzhaften Blähungen und anderen Verdauungsbeschwerden.
Wissenschaftler der Universität Hohenheim stellten 2016 in diesem Zusammenhang fest: Es kommt auf die Gehzeit des Teiges an! Je länger der Teig vor dem Backen ruht, desto weniger FODMAPs enthält er und desto leichter kann der Darm das Brot verdauen. Nach einer ausreichenden Gehzeit von mindestens 5 Stunden enthält z. B. ein Weizenbrot nur noch rund ein Zehntel der ursprünglichen FODMAP-Menge und ist damit auch für den Reizdarm-Patienten in der Regel gut geeignet. Gesunder Nebeneffekt: Durch das längere Gehen werden mehr Zink und Eisen in biologisch verwertbarer Form freigesetzt.
Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss: Die Brotzubereitung hat in der Ernährung einen größeren Einfluss auf die Verträglichkeit als die Getreidesorte. Und das gilt nicht nur für Reizdarm-Patienten.
Übrigens können Sie beim Kauf eines Urkorn-Brotes aus z. B. Emmer oder Einkorn schon eher davon ausgehen, dass die Teige lange ruhen durften. Denn wenn ein Bäcker sich einer alten Tradition der Zutatenauswahl bedient, dann wird er mit großer Wahrscheinlichkeit auch die alte Tradition der langen Gehzeiten berücksichtigen. Fragen Sie Ihren Bäcker, nach welchen Richtlinien er seine Backwaren herstellt. Eine Liste der „Slow Baker“ finden Sie auch unter www.die-baecker.org